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nichts für den Herrn Doctor beweisen könnte. Dem Vor-
wurf, daß er meine Arbeit mit Ungeschicklichkeit und Un-
wissenheit abgeschrieben und corrumpirt Habe, stellt er die
aiderne Frage entgegen, ob ich nicht auch meine Vorgän-
ger benutzt halte? Dieß habe ich, wie es meine Pflicht
war, allerdings und im weitesten Umfang gethan, io daß
meines Wissens keine einzige vorhandene Quelle unge-
braucht und nnerschöpft geblieben; den so gewonnenen
Vorrat» jedoch, dessen Zusammentragen, weil er eben
noch zerstreut lag, allein schon einiges Verdienst gewesen
Ware, bemühte ich mich, und bin ich noch fvrtwäbrend
bemüht, durch eigene Forschungen kritisch zu sichten und
zu vermehren; eben darum aber, weil ich diese Arbeit be-
reits gemacht, war sie nicht mehr von ihm zu machen,
sondern konnte er sich blvs durch umfassende, die Sache
fördernde Verbesserung und Bereicherung meines Werkes
ein Verdienst erwerben. Er hat jedoch nichts dergleichen
geleistet, sondern sein ganzes Thun besteht in wcrthloftr
stupider Abschreibern, gepaart mit Unwissenheit und Ver-
kehrryeit, und darauf ist mein Tadel gerichtet. Meinen
Vorwurf, daß in seinem Werke des Neuen fast nichts
hinzugckommcn sei), beantwortet er mit der kecken Be-
hauptung, daß bei mir nur 1342 Nummern, bei ihm da-
gegen 1998, was freilich um die Halste mehr und etwas
sehr ansehnliches wäre, gefunden würden. Wie eine so
grobe und handgreifliche Unrichtigkeit, die man lieber,
wenn es möglich wäre, aus einem Irrthum herleiten
möchte, gebührend zu bezeichnen ftp, mögen Andere be-
stimmen. Die Wahrheit ist, daß allein in meinem Dic-
tionnaire des monogrommes 2848 und mit den Noms
abreges, die dep Herr Doctor doch auch anfgenommen,
29135 Nummern angeführt sind. Nimmt man meine
Table generale dazu, welche bis zum Buchstaben G be-
reits 2330 Nummern enthalt, wovon ein Drittbeil als
neu anznsehen ist, so ergiebr sich bei mir eine Gestimmt-,
zahl von etwa 3700 Nummern. Dagegen liefert der Herr
-Doctor 1375 , ober wie er (wahrscheinlich mir Hinzurech-'
uung des noch nicht erschienenen dritten Heftes) angiebt
1998 Nummern. Diese Zahl ist aber auch nur darum so
groß, weil viele Artikel auf die ungeschickteste, ja wider-
sinnigste Weise zwei, drei, ja mehrmal wiederholt, fer-
ner weil vieles, was bei mir unter einer Nummer steht,
von ihm getrennt und unter mehreren Nummern aufge-
führt worden. Unter der ganzen Zahl aber.sind 19, sage
Ncuuzehn Nummern, welche nicht auö meinem Werke
abgeschrieben sind; nemlich im ersten Heft No.i 151, 283,
326, 48i, 641; im zweiten Heft noch.690, 70.6, 800,
864, 955, 1070, 1150, 1166, 1168, 1181, 1270,. 1.306,!
1322 und 1370; von welchen aber wiederum drei: No.
283, 1070 und 1150 als ganz gewiß falsch zu streichen
sind, wie ich in der Folge in meinem Werke beweisen
werde. Dieß sind also, die vom Herrn Doctor herrühren-
ben von ihm mit unverschämter. Großthue.rei aus 600
Nummern angegebenen Bereicherungen; in der That eine
glänzende Ausbeute, auf die. er sich etwas, einbilden darf!

Aber bei allem Reichthum.und aller Vorlrefflichkeit
findet sich der Herr Doctor doch plötzlich bewogen, in sei-
ner an mich gerichteten Antwort von zu liefernden Sup-
plementen zu sprechen, von denen früher keine Rede.war.
Sollte nicht die von mir angekündigte neue Auflage mei-
nes Werks, der er mit Erwartung entgegen sieht, davon
die Ursache sevn? Daß diese. Supplemente reichhaltiger
sevn werden, als meine Arbeit, weiß er schon jetzt. Wenn
man auf das bisher von ihm Gelieferte sieht, braucht
man kein Professor zu fepn, um zu wissen, wie das z»-
gehen wirb.

, Daß der Herr Doctor die Künstler Und deren Ar«
beiten, von welchen er spricht, nicht kennt, davon über-
zeugt sich der Sachkundige leicht; dieß möchte indeß noch
hingehen. Höchst unverzeihlich aber ist es, daß er nicht
einmal die Namen richtig abzufchrciben weiß. Bis za
welchem Grade die Fehlerhaftigkeit geht, ist unglaublich,
und ich würde eine Arbeit, wie weiland Herkules in den
Ställen des Augias unternehmen müssen, wenn ich sie
dem Publikum vor Augen legen wollte. Hier nur ein
paar Proben zum Belege. Unter No. 14 steht Bandiaie
statt Badiale; No. 63 Ballarad statt Ballard; — No. 90
Callaert .fur Collaert; — No. 96 G. Abaribus statt C.
ab Avibus; — No. 107 Casolari für Casoiani; — No.
139 A. von Everdingen statt A. v. Drever; — Nv. 229
L. A. Greviellc für Greville; — Noc 27^2 Londe-Scel
Londerseel; — Nd. 310 Cremonete ftatt Cremonese;
r—- No. 540 . A. de Seinschein flutt Seinsheim ; — Nv.
548. Salder jldtt Sadeler;. — 4,0. 350 A. da Tretna fut
daTrento'; — 9(0. 369 A. Taillaeet statt Vaillani, der

wieder ein andermal als VailUnt vorkömmt; — No. 418
Galli-ius für Goltrius; — 9?0. 610 Chaureau statt Chau-
veau eic. etc. Wie es überhaupt mit der Einsicht und
Urtheilskraft des Herrn DoctorS beschaffen ft», kann man
daraus entnehmen, daß er für das Zweckmäßigste halt,
die Monogramme nach den Buchstaben, wie solche in
die Augen fallen, zu ordnen, geniß die unsicherste
Art, die es giebt, und wodurch in seinen Heften die vielen
und zum Theil ganz widersinnigen Wiederholungen ent-
standen sind., von . denen ich hier ebenfalls ein paar Bei-
spiele gebe. Nv. 34 und si steht dasselbe Monogramm
einmal als A, B. ■L'uqucs-unb einmal als Balestra — No.
71 A. ß. Willaerls kömmt unter 72 als A. ß. Willaerls
~ so No. 73 A. Claas oder Classen unter ,74 als Claas
wieder, 9io. 77 A. Carracci wird unter No. 91 wieder-
holt; — Nv. 123 A. fossato nochmals unter No. 12g;
— No. 125 .1- Jacquart nochmals unter 127. — .Ale*.
Mair Jönimt gar mir demselben Zeichen unter No. 274,
275 unb 27.6 vor; ebenso lehrt No. 295 a. m. Schürman
unter Ne. 298 wieder, desgleichen No. 2'97 A. M. Wolf-
gang unter 299 und so eine große Anzahl.

: In seiner Verkehrtheit läßt der Herr Doctor die Mo-
nogramme unbekannter.Künstler ganz weg, weil, wie er
Mpjni,,-.nichts.daran liegen könne , zu erfahren, daß. der
Künstler unbekannt.se». Ich muß ihm.dagegen bemerklich
machen, daß es (äbgefthen davon, daß essen diese Angabe
zi, fortgesetzter Forschung reizt ünd^morgen gesunden wer-
den kann/- :wgs man heute nicht.fand) auch von großem
Merth ist, zu wissen, daß man etwas, nicht wisse und daß
er, wenn er zu dieser unschätzbaren Einsicht und (Zrkennt-
uisi seiner Kräfte gekommen wäre, gewiß nicht eine Arbeit
unternommen hätte, der er nicht im geringsten gewachsen war.

Buch von. seinem Witz und Humor hat uns der Herr
Doctor ein Pröbchen in. der scherzhaften Aeußerüng gege-
ben: ich wolle mich dem Publikum alS Gott der Mono-
gramme binstelleii. Indem, ich eine solche durch nichss ver-
anlaßte Posse als Abgeschmacktheit auf sieb böruheu lasse,
schließe ich mir dem, ganz ernstlichen , in dem oben Ange-
führten wohlbegründeten Urtheil, daß der Herr Doctor
sich dem Publikum als armer Sünder hnigestellt hat, des-
sen Thun und Treiben zu unbedeutend ist, um eine be-
sondere Aufmerksamkeit zu verdienen, und den ich blos,
damit cbm sein Recht widerfahre, mit dem ihm gebüh-
renden Stempel bezeichnet habe. . (

München, den 1, Nov. 1830. i'U? .
vi; B r ul! i v t.
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