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Erstgebornen) mit demuthsvollör Scheu zurückhält —
„izur zu warten bis die große Taufe vollbracht sep!"
Auch den jungen Man», den Vater beyder Kinder, hält der
Kampf zwischen frommem Verlangen, in anbetender Ehr-
furcht zurück. Sein edles, kühnes, nach dem Erlöser über
die Schulter zurück gewendetes Antlitz, das von der feu-
rigen Bewegung, womit er den geliebten Säugling ergriff,
noch zurückflatternde Obergewand,. bezeugen den inneren
Kampf. Welche Gruppe! Welche anffaunungswürdige Fülle
der Gedanken und Empfindungen strömt von derselben aus!
— Alle Lebensstufen, von der Wiege bis ans Grab, in einem
heiligen Einklang vereint! Und durch das Ganze die Re-
präsentanten des zu erlösenden Menschengeschlechtes, Him-
mel und Erde, um den vereinigt, welcher die Himmel
«uf die Erde herabsenkte!

Die Büsten der Königlichen Familie hat der große
-Künstler auch mit der charakteristischen Wahrheit modellirt,
welche ihm eigen ist. Die liebe,, rwürdige holde Königin,
unsere geliebte Landesmutter Maria, scheint einem mit
dein feinen beseelten Lächeln entgegen zu treten, welches,
ein leiser Abglanz des Innern, die sausten Züge leicht über-
strahlt. Das Bild des Königes ist mit tiefem inhaltsvol-
lem Ernste behandelt, und unaussprechlich ähnlich. Je
länger man es anschaut, je lebendiger stellt sich der innere
Charakter aus demselben dar. Eine gemüthsvolle Serie,
die offenste Redlichkeit, und eine a:i sprechen de Gntmüthig-
kcit, mit vielem Nachdenken, und ach! tiefe» Lummerspu-
ren verbunden, sind unverkennbar; es ist das Antlitz eines
Mannes, zu dem man gleich Vertrauen hat: es ist das Ant-
litz unseres thcuren Königs, welcher unveränderlich dersel-
be von der ersten Jugend an, diel Frepheit des Bauern-
standes begründete, die Neger (Er der erste unter den Eu-
ropäischen Monarchen) auf seinen Inseln ins Menschenle-
ben rief, eine verständig eingeschränkte (nür der Frechheit
wird gewehrt) Preßfreyheit gab und erhielt; der wahrhaft
Liberale auf dem Throne, unser König Friedrich VI.

Fr. Brun geb. Münter.

Ueber Julius SchnorrS Gemälde, die Verwandlung
des Wassers in Wein verstellend.

Eins von den bedeutendsten Bilder», welche junge
Künstler in den neuesten Zeiten in Rom lieferten, ist un-
längst vollendet worden. Julius Schnorr malte eine Hoch-
zeit zu Canaan, die schon bei, der Ausstellung im Pallast
Caffarelli große Erwartungen erregte; obgleich dieß Gemäl-
de damals erst angelegt, und unr ein kleiner Theil dessel-
ben ausgcführt war. Da dieses Kunstwerk nicht iu des'
Malers Vaterland und bald in die Sammlung eines Pro
vatmanus nach Schottland kommt, so werden wohl wenig
deutsche Kmistfreuiide sich daran erfreuen, und es in Zu-

kunft sehen können. Wir müsse» uns daher hier auch nur
ans das durch Worte Mittheilbare, auf die Idee beschrän-
ken, weil, was lebendige Färbung und malerische Wir-
kung, ohne alle Knnststückchen von konzentrirtem Licht
und Gegensätzen, von grauen Tönen und frischen Farben
u. s. w. betrifft, gesehen sevn will. Wir können aber
versichern, daß es in diesen Beziehungen nicht nur Bey-
fall verdient, sondern diesen auch von anerkannten Künst-
lern erhielt. Wie Schnorr die Geschichte anfgefafft hat,
ist, was uns zunächst hier beschäftigt, und um das Verdienst-
liche des Standpunktes, auf welchen sich der Maler stellte,
zu zeigen, müssen wir zuvor die Abwege bemerke», die
doch sehr verführerisch sey» müssen, da sich schon viele,
welche früher dieselbe Aufgabe wählten, verleiten Hessen.
Einige betrachteten sie als eine Gelegenheit, ein Bild von
einer lebendigen und heitern Wirkung hervorzubringen, und
daher kommt es, daß die Hochzeit zu Canaan in vielen Bil-
dern das Ansehn eines Bacchanals hat; Andere glaubten,
das Wunderbare der Verwandlung des Wassers in Wein
und das Staunen der trinklustigen Gäste hervor heben zu
müssen, wodurch die Handlung oft an Würde verlor und
gewöhnlich mehr als ein Kunststück, denn als ein Wunder,
erscheint. Schnorr hat die religiöse Seite dieses Gegen-
stands aufgefasst, und daher ist die Verwandlung des Was-
sers in Wein, durch den Segenspruch des Heilands, die
Haupthandlung in dieser Darstellung, das klebrige aber
nur erläuternder Zusatz und Episode. I» der Mitte des
Gemäldes sieht Christus, »och mit gehobener Hand, und
zu seinen Füßen haben die Diener des Hauses die Gefäße
niedergesezt, welche sie an dem nahen Brunnen ans sein
Geheiß gefüllt hatten. Das Wunder ist so eben vollbracht,
der sauste Johannes, über dessen ganzes Wesen ein Ausdruck
unendlicher Liebe verbreitet ist, drückt auch hier eine wür-
dige Freude aus, welche lich als Rührung äußert, daß sein
Herr und Meister dieses Wunder vollbrachte. Jacvbus zeigt
nicht sowol ein Staunen, wie über eine unbegreifliche Hand-
lung , sondern eine fromme Bewunderung der göttlichen
Macht, welche sich hier sichtlich verkündet. Petrus ist sei-
ner lebhaften Natur zu Folge anbelend auf die Kniee nie-
dergesunken, denn cs war das erste Wunder, welches Chri-
stus verrichtete. Die Mutter des Erlösers betrachtet mit
sanfter inniger Freude das Werk ihres Sohnes. Die bey-
den Diener, zwep schöne Jünglinge, welche die Gefäße mit
Wasser anfüllteii, sind niedergeiniet, der eine hebt seine
Blicke zu Christus mir stiller Anbetung empor, der andere
schant auf den Wein mit frommer Rührung hin, wie man
eine wunderbare Gabe des Himmels verehrt. Einer von
den Hochzeitgästen, der noch nicht weiß, was vorgegangen,
ist hinzugckommen und scheint sich ftagend an die erstern
zu wenden. Dadurch daß der eine Jüngling mit gefaltete»
Händen den Heiland, der andere den Wein betrachtet, bat
der Künstler treffend darauf h.ugewiesen, daß die wunder-
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