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Nr. 31

K u n ft -Bla t t.

Montag, de« 17. April 1820.

Ausgrabung der Stadt Acrae in Sicilien.

Aus einem Schreiben des Hrn. B r c c c h i an Hrn.

Bartolomco Borghese.

Libliot. it&l. Febbr. 1820. p. 22:.

Wenig kann ich Ihnen über die Alterthümer von Sici-
lien sagen, denn, mag es Unerfahrenheit oder Mangel an
Einsicht sevn — ick kann nur sehe kalt und mit der größten
Gleichgültigkeit die so gepriesenen Denkmäler von Agrigent,
Tauromenium und Syrakus betrachten. Sie erscheinen
meinen Augen nur als kleinliche Fragmente; die berühmten
Tempel von Agrigent werden in Hinsicht der Größe sowohl,
als der Erhaltung weit von denen von Pästum über-
trvffen, die in demselben Styl erbaut sind. Mehr Vergnü-
gen gewährten mir die Ausgrabungen, welche der Baron
Iudica zu Pallazzuolo, einem kleinen Orte, ungefähr
18 Miglien von Notv, ansteslen läßt. Dieser Freund des
AlterthUMs verwendet große Summen, eine „„ermeßir-tx-
Menze Erde umwühlen zu lassen, um die Ueberreste einer
alten Stadt aufzudeckcn, welche man für die Stadt Acrae
hält, über deren Lage von den Geographen viel ge-
stritten worden ist. Der größte Thei! der dis jezt offen
gelegten Ruinen besteht aus Gräbern und Katakomben.
Diese lezteren sind in Kaikfelsen ciugehanen, und verzweigen
sich in verschiedene Gange, ans deren Fläche die Gruben
oder Begräbnißvlätze parallellaufend angebracht sind, wie in
den Katakomben von Syrakus. Sehr wenig heidnische, aber
eine große Anzahl christlicher Inschriften wurden daselbst gc-
fuuden; woraus sich schließen läßt, daß die Christen sich der
heidnischen Gräber bedient, indem sie die Steine zu ihrem
eigenen Gebrauche benuzten, und die alten Inschriften ver-
tilgten. In einem diestr unterirdischen Gemächer sah ich
küie griechiiche Inschrift, worin der Baron Indica die Jahr-
zahl i°io unserer Zeitrechnung erkennen will; dieß wäre
sehr wohl möglich, wenn cs wabr ist, was derselbe Gelehr-
te nach den ausgegrabenen Münzen vermnthet, daß Acrae
bis \o(>o oder 1070 eristirte. Bev der vorerwähnten In-
schrift ist auch das Monogramm Christi cingegraben, und
man liest das Wort IXCH C ; ich zweifle jedoch sehr, daß

diese Chiffre noch nach dem Jahre 1000 ans deu Leichenstei-
nen.jn Gebrauch war.

Alterthümer verschiedener Art, heilige und profane,
die lezteren nur in geringerer Anzahl, wurden in diesen Ka-
takomben gefunden, aber keine jener unter dem Raine»
etruskisch bekannten Vasen. Diese finden sich in großer
Anzahl in Gräbern von einer andern Beschaffenheit, die
auf der entgegengesezten Seite aus dem ebenen Boden in
den Felsen gehauen sind, wie die von Nvla.

Unter den Werken alter Zeit ist ein tiefer, in den Kalk-
felsen gehauener Brunnen bemerkenswerth, aus dem man
vortreffliches Wasser schöpft; zu ihm führen drey unterirdi-
sche Gänge, die von verschiedenen Punkten auslaufen, und
sich in verschiedenen Höhen in dem Brunnen endigen. Der
eine ist Lü.sder andere 42, und der dritte 38 sicilische Ruthen
(canne) lang. Sie laufen in gerader Linie, eine Krüm-
mung an ihrem Endpunkte ausgenommen, die daher ent-
steint, daß man sich dem engen Brnnnenbehälter
nicht in ganz gerader yii-se»„c, ,,, nähern ivußte. Dieß ist
nicht zu verwundern, da man deu @m«»4> w Bussole
nicht kannte; vielmehr erregtes Staune«, daß ohne dich
Werkzeug die Gänge so wenig von dem Bestimmungspunite
abweichend gegraben iverden konnten, und dieß ist ein neuer
Beweis neben so vielen andern , wie weit es die Alten in
unterirdischer Meßkunst gebracht hatten.

Die Ausgrabungen von Acrae brachten dem Baron Iu-
dica einen Gewinn von einer Menge merkwürdiger Gcrath-
schaften, welche die Zimmer seines Museums füllen. Dieß
Museum ist das ausgezeichnetste unter allen in Sicilien be-
findlichen, da es nicht dies sicilische, sondern an einem ein-
zigen Ort gefundene Alterthümer enthält: und meines Bc-
dünkeus sind nach Herkulanum und Pompeji an keinem an-
dern Orte so viele und so verschiedene Anticaglien entdeckt
worden. Außer den Basreliefs und, meistens griechischen,
Inschriften, findet man darunter Gerüche von Kupfer und
Erz, gefärbte Gläser aller Art, Vasen, Lampen, Schaalen,
Münzen, Arbeiten in Thon, und endlich die Formen, wor-
in die irdenen mit erhabenen Arbeiten verzierten Vasen
modellrrt wurden. Diese sind von der Gattung, wie man in
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