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Donnerstag, -en 6. Februar 1843.

Literatur der Archäologie.

Die Tektonik der Hellenen, von Karl Bötticher.
Einleitung und Dorika. Mit 21 Kupfertafeln.
Potsdam 1844. 4.

Die Erkenntniß der alten Kunst ist in unfern Tagen
nach allen Seiten hin gleichmäßig fortgebildct
worden. Namentlich ist die Geschichte der alten Bau-
kunst zurückgeblieben im Vergleich mit de» Fortschritten,
welche die Wissenschaft im Fache der Plastik und der
Malerei gemacht hat. Hirts Baukunst ist noch immer
einzige dnrchgeführte System geblieben, und wer
wollte bei aller jenem Forscher gebührenden Achtung in
Abrede stellen, wie wenig der Standpunkt desselben uns
genügt, seitdem wir die großen Monumente des helle-
usschen Steinbaues näher kennen gelernt, seit jene Hy-
pothese vom versteinerten Holzbau, welche die ganze
Doktrin tyrannisch beherrscht, schon längst von Hübsch,
^nze >,,, bekämpft worden ist, und wenigstens in
cner Einseitigkeit wohl kaum von einem Sachverstän-
lgm »och aufrecht gehalten wird. Stoff ist von allen
, ” ^rbejgetragen, reiche Crndten sind in Asien und
7^/ ^halten worden; die wichtigsten Entdeckungen,
le snnsten Bemerkungen (ich erinnere hier nur an die
von Schaudert angeregten und geleiteten Studien am
Parthenon, deren Resultate zum Thcil von Heffer in
der Bauzeitung mitgetheilt worden sind) hat man in
der hellenischen Baukunst gemacht und seitdem einen
ganz andern Standpunkt für ihr Verständniß gewonnen;
^ir höheres Verständniß hat sich auch praktisch einfach
ewährt, namentlich bei Schinkel und seinen Schülern;
ja es fehlt auch nicht an erfolgreichen Versuchen, die
geschichtliche Betrachtung der alten Architektur fortzu-
liden, wie das namentlich j„ Kuglcrs Kunstgeschichte
und Polychromie dankbar anzuerkennen ist. Aber auf
^ gewonnene Kenntniß der Monumente, auf unser
l^higes Verständniß der griechischen Cultur hin eine

neue Theorie des gesammten hellenischen Baues zu be-
gründen, — das hat zum ersten Male der Verfasser des
vorliegenden Werkes versucht. Er hat die Sache ganz
von Neuem begonnen und der Weg, welchen er allein
begonnen und durchmeffen, hat ihn zu einer ganz neuen
Behandlung des Stoffes geführt. Ick verkenne nicht,
wie schwer cs ist, über Böttichers Tektonik zu berichten.
Es gilt die Beurtheilung und Würdigung eines Buches,
das mit seltener Originalität der Forschung in die Wis-
senschaft eintritt, und zwar in ein Gebiet derselben, wo,
außer einem vielseitigen Verständnisse des griechischen
Alterthums, geübter Kunstsinn und mannigfache Sach-
kenntniß erfordert wird. Indessen so wenig ich mich
auch berufen glaube, dies Werk von allen Seiten wür-
digen und sein Verhältnis' zur Wissenschaft bestimmen
zu können, so fühle ich mich doch schon aus Dankbarkeit
für die vielfache Anregung verpflichtet, die Gelegenheit
einer öffentlichen Besprechung des Buches nicht zurück-
zuweisen, um so mehr, da ein Werk, welches scheinbar
den Interessen deS Tages so ferne liegt, leicht Gefahr
läuft, weniger als es verdient, bekannt zu werden und
in den Fortschritt unserer Erkenntniß cinzugreifen.

Den Namen Tektonik hat Müller zuerst in die
Archäologie der Kunst eingeführt, allerdings, wie es
schien, nicht ganz im Einklänge mit dem Sprachgebrauche
der Alten, welche bei dem Worte zunächst an die Zim-
merkunst dachten.1 Wir bedürfen aber eines Ausdrucks

1 Doch lehre» uns die neugefundciien Jnschrifrstücke
vom Athene-Poliastempcl, daß unter de» Werkmeister» des-
selben die Tektonen aufgeführt werden neben den Lilhurgen,
mir dem Unterschiede, wie css scheint, das, diesen die gröbere
Steinarbcit zukommt, jenen die feinere architektonische Sculp-
lur. Dgl. Stephani i» den Annalen deS Rdi». Inst. XV.
S. 520 und 295. So sind die ynaa, die künstlich ausgear-
beitcten Vorsprünge, „die Arbeit der Tektonen" bei Enri-
pidcS. An, wichtigsten ist die Glosse in Anccd. Bachm. I, 585;
da heißt cä geradezu „Tckton im Allgemeinen der Künstler
in Hol; und Stein." Also das ganze Gebiet künstlerischer
Erfindsamkeit wird dadurch bezeichnet, vom Schreiner und
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