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Nr. i

M o n t a

d e n

i. Z a n ii a r i 8 r i.

Vorwort zum zweyten Jahrgang des Kunstblatts 1821;

Wir besinnen den zweyten Jahrgang des Kunstblatts j
mit de» fröhlichen Hoffnungen, denen man sich am Anfang
eines neuen Zeitabschnitts so gern überlässt, wenn das im
vergangenen Erlebte.nur irgend dazu berechtigt. Vorallenr
haben wir für die Theilnahme und Nachsicht, womit unser
Blatt im verflossenen Jahre vom Publikum ausgenommen,
und, furchen chätigen Eifer, mit dein cs von einer bedeuten-
den Anzahl von Kunstfreunden unterstüzt worden ist, zu
danken. Möge uns diese Gunst ferner dauern, und auch
die Mitwirkung derjenigen Kenner, deren Theilnahme !vir
bis jczt noch vermissten, von nun an uns in den Stand se-
tzen, das, was wir beabsichtigen, in vollkommenerem
Maaße zu leisten.

Die Ereignisse der Zeit waren unserm llurernehmen
vielfach günstig. Ruhe des Friedens, von mancherlei) po-
litischen Bewegungen noch unerschüttert, gab dem Kunst-
leben ein fröhliches Gedeihen. Vieles von dem, was wir
zu Anfang des vorigen Jahres erwarteten, ist ausgeführt —
neues unternommen worden. — An einigen der höchsten
Aufgaben versuchten sich die bildenden Kl'mste in schwester-
licher Vereinigung. — Thorwaldsen hat den seltenen erhe-
benden Berns, eine neu erbaute Kirche allein mit den Wer-
sten seines Meisseis zu schmücken, schon zum Theil erfüllt:
Architektur und Plastik sahen wirstu gemeinschaftlicher vor-
bercchneter Lhätigkeit für, das Heiligste des Menschen. —
-Der heitern und der ernsten Muse, Thalien und Mcipo-
menen, wardst» Berlin ein schöner Tempel errichtet, zu
Hessen Zierde sich Baukunst, Bildnerey und Millerkunst mic
gleichem Eifer die Hände reichten. stOas in München den
Denkmalen des AlterthumS geweihte Haus kam der Vollen-
dung näher, und begann schon sich mit den heiteren Wer-
ken des Pinsels zu schmücken. — Aller Orten erkannte man
die schöne Achtung der Vergangenheit an Denkmalen, ge-
ehrten Verstorbenen errichtet oderangeordnet. Am meisten
zeichnete sich hierin Frankreich aus, das in der Hauptstadt
und an vielen andern Orten des Reichs die Erinnerung an
ältere Verdienste durch Monumente hcrvorzurufen bemüht

war. In Frankfurt am Main wurde beschlossen, Gocthe'n
ststn Denkmal zu erbauen, woran das gesammte Vaterland
Theil nehmen sollte — wie man vernimmt, wird in diesem
Jahre die Ausführung begonnen werden; durch Rvsetti's
Thätigkeit erhält Wmckelmänn ein Denkmal in Triest; und
die Kaiser von Rußland und Oestreich gaben erst kürzlich
Aufträge an Thorwaldsen zu Monumenten für Poniakowskp
und Schwarzenberg. — ft ober Haupt war es höchst erfreulich,
zu sehen, wie immer reger und lebendiger die Lust an
Werken der Bildnerey -wird — der Kunst, die seit langer
Zeit aut wenigsten gedeihen wollte, und deren Beruf für die
Verherrlichung christlicher Zeit sogar bezweifelt worden war.
— Mit welchem Enthusiasmus ward Thorwaldsen ans fti-
nrr Rückreise von Kopenhagen nach Rom überall empfan-
gen! Der Ruf war ö’ nicht allein, der ihm voran-
ging — auch die Freude an Entstehung der edlen Wer-
ste, die, der einfachste Ausdruck des Schönen, am läng-
sten den Stürmen der Jahrhunderte trotzen. — So
zeigte sich diese Freude auch im kleineren Kreise an der
Menge von Beschauern, welche sich das verflossene Jahr
hindurch fast täglich um das nun bepnah vollendete Modell
von Dauneckers Christus drängten. — Unter den Leistungen
der M-rlerey sind-vor allen die Werke zu nennen, welche
Cornelius in der Glyptothek zn München » fVcsco, einem
in Deutschland seit lange nicht mehr geübten Verführen,
begonnen hat, und von denen wir unfern Lesern bäld aus-
führliche Nachricht zu ertheilen hoffen. Ferner die für das
Theater in Berlin bestimmten Darstellungen von Schado v.
An diesen größeren Werken, wie an einer bedeutenden Z:hl
von Staffeleygemald.en zeigt sich, daß unsere Malerey immer
unbefangener und reicher in der Wahl der Gegenstände >vird.
Die ftanzösische Kunst rühmt sich eines für einen deutschen
Fürsten bestimmten Gemäldes von G°rard: Corinne, mach
einer Schilderung der Frau von Stael, in welchem'der
Adel des Gedankens mit der Schönheit der Ausführung auf
.gleicher Höhe stehen sott. - In der Kupferstecherkunst zeigt
sich neben den Huldigungen, die dem leeren Glanz und
Schinimer des Grabstichels noch hie und da gebracht werden,
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