Nr. i i
u n ft
lall.
M o « r a g, -d e n 5» Februar r 8 2 I.
Zst d» vortreffliche Maler HarrS Hemling in
Konstanz geboren?
Zu dieser Frage werden wir durch einen Freund der
sltvaierländischen Literatur bewogen, von dem wir eine
Sammlung bisherungedruckter alrdeutfchrr Gedichte besitzen,
»md nächstens den Abdruck einer ihm gehörigen höchst schätz-
bare» Handschrift der Nibelungen erwarten.
Herr von Laßberg zu Eppishausm, be» Konstanz,
^heilt «ns das Srammregister eines Hans Hemling
mit, welches er in einer vor Kurzem von ibm zu Konstanz '
angekausten Handschrift gefunden hat. Es ist die Clsaßische
Chronik des Königshoven, und die Handschrift scheint fast
aus derselben Zeit herzustammen, da das Buch verfasst
wurde, welches um das Zahr 1386 geschah.
Das Stammregiper, von einer spärern Hand als die
Chronik geschrieben, enthält die Namen des Großvaters,
Rudi« Hemling, geboren »Zgr, gestorben 1414; des Va-
ters Eonrar, geboren -1394 gestorben 3448; der Mutter
Margarctt Vruschin. gestorben »447, und ihr.r 6 Kinder,
.unter denen Hans He ml in g, dervorlezre, 1439 gebo-
ten ist. Das Berzeichmß wurde bis in das Jahr i4yoforc-
gesezr, wie das der unter diesem Zayr angemerkte Todes-
fall eines der Geschwister beweist.
Außer diesen Ge-chlechls-Rachrichte», welche, wie ge-
wöhnlich in einem Hausbuch zu geschehen pflegte, von dem
Besitzer aus dem lezken Bian bemerkt worden sind, bcfiv-
den sich in der Chronik mehrere Kousianz betreffende Merk-
würdigkeiten, und eine Aufzählung der Bischöfe von Kon-
stanz bis auf Bischof Heinrich von Hoewen, welcher von
1439 bis 1475 dem Bisthum verstand. Dieser Ansatz,
von derselben Hand wie das Srammrexister geschrieben,
fehlt in der von Schilter besorgten Ausgabe des Königs-
hoven.
Aus Allem scheint hcrvorznzehen, daß das Geschlecht ,
der Hemirng Konstanz angehöre. — Herr von Laßberg be- !
merkt, daß die Mutter Margarctt Bruschin und der gleich-
falls im Namevegister angeführte Mann der Tochter Mar-
garett, Hans Hubschiin, aus unec Gegend sep, l« daß lezte-
pcs Geschlecht jezt noch blühe.
Ein zwepter Ansatz kommt in derChronik be» Friedrich
vonBlauckenheim vor, mit welchem Königshoven die Reihe
der Straßburger Bischöfe schließt. Dieser Herr gelangte
später (von-1393 bis 142Z) zum Bisthum von Utrecht;
und min bezieht sich jener Ansatz nicht allein hierauf, son-
dern ist auch in der niederdeutschen Sprache geschrieben,
woraus man offenbar sieht, dqß die Chronik eine Aeitlang
in Utrecht gewesen ist. Dieser Umstand verdient ganz be-
sonders bemerkt zu werden, weil er andeutet, wie die Hand-
schrift an den in den Niederlanden lebenden Maler Hans
Hemling gekommen sepn könnte. Denn die in den Ge-
schlechtsnachrichten enthaltenen Zeitbestimmungen, so wie
die Schreibart des Namens, passen recht wohl ans diesen
Namen.
Wir kennen bis jezt nur zwey zuverlässige mit der Na-
meusuiiterschrift versehene Gemälde von Hemling, —
nämlich die Vermählung der heiligen Cakharina, und die
Anbetung der dre» Weisen in dem St. Zohanns-Sprlal zrr
Brügge; auf bepde schrieb er
Gpus Johannis Hemling
Aano 1479 —
und nicht HemmeUnck, wie D-Sc.mps*) berichtet. Lezteres
ist nach der niederdeutschen Epeechait geschrieben, ln der
das am Ende stehende g oft wie k klinxst; Carl von Aian-
der **•) schr.eb den Namen auf dieselbe Weise, und noch
dazu.mit Verwechslung des Vorbuchstabens M emmelinck.
Dieser Gegensatz zwischen Hemlings eigener und der nieber-
deurscheu Schreibart feines Namens, scheint schwu die Ver-
muthung für einen vberdentichen Ursprung.zu begünstigen.
2L«s nun die Zeitbestimmungen aribetriffr, .so ist vor
allem zu beachten, daß Hemlings eigenes Dildniß auf dem
lezten. jener oben angeführten 1479 verfertigten Gemälde
i durchaus die Züge eines höchstens vierzig-jährigen Mannes
! hat, weiches genau mit dem Geburtsjahr 14,9 überein
träfe. Hr. v. Keverberg hat dieses Bildniß zu feiner
krineosso Hrsula'-**) stechen 'assen. ^
*j 1« Vie des peinlres T. I. p. is. Paris 17 —
**,) Leven der Nederl&ntsche <m Hooghduytsclie Sehil-
ders. -Amsterdam 1G17. 4. Fol. 127.-!).
**0 Ursula princesse britannique d’apres la legende ©t
les pcinlures d’Hemling. Gand 1818. 8*
u n ft
lall.
M o « r a g, -d e n 5» Februar r 8 2 I.
Zst d» vortreffliche Maler HarrS Hemling in
Konstanz geboren?
Zu dieser Frage werden wir durch einen Freund der
sltvaierländischen Literatur bewogen, von dem wir eine
Sammlung bisherungedruckter alrdeutfchrr Gedichte besitzen,
»md nächstens den Abdruck einer ihm gehörigen höchst schätz-
bare» Handschrift der Nibelungen erwarten.
Herr von Laßberg zu Eppishausm, be» Konstanz,
^heilt «ns das Srammregister eines Hans Hemling
mit, welches er in einer vor Kurzem von ibm zu Konstanz '
angekausten Handschrift gefunden hat. Es ist die Clsaßische
Chronik des Königshoven, und die Handschrift scheint fast
aus derselben Zeit herzustammen, da das Buch verfasst
wurde, welches um das Zahr 1386 geschah.
Das Stammregiper, von einer spärern Hand als die
Chronik geschrieben, enthält die Namen des Großvaters,
Rudi« Hemling, geboren »Zgr, gestorben 1414; des Va-
ters Eonrar, geboren -1394 gestorben 3448; der Mutter
Margarctt Vruschin. gestorben »447, und ihr.r 6 Kinder,
.unter denen Hans He ml in g, dervorlezre, 1439 gebo-
ten ist. Das Berzeichmß wurde bis in das Jahr i4yoforc-
gesezr, wie das der unter diesem Zayr angemerkte Todes-
fall eines der Geschwister beweist.
Außer diesen Ge-chlechls-Rachrichte», welche, wie ge-
wöhnlich in einem Hausbuch zu geschehen pflegte, von dem
Besitzer aus dem lezken Bian bemerkt worden sind, bcfiv-
den sich in der Chronik mehrere Kousianz betreffende Merk-
würdigkeiten, und eine Aufzählung der Bischöfe von Kon-
stanz bis auf Bischof Heinrich von Hoewen, welcher von
1439 bis 1475 dem Bisthum verstand. Dieser Ansatz,
von derselben Hand wie das Srammrexister geschrieben,
fehlt in der von Schilter besorgten Ausgabe des Königs-
hoven.
Aus Allem scheint hcrvorznzehen, daß das Geschlecht ,
der Hemirng Konstanz angehöre. — Herr von Laßberg be- !
merkt, daß die Mutter Margarctt Bruschin und der gleich-
falls im Namevegister angeführte Mann der Tochter Mar-
garett, Hans Hubschiin, aus unec Gegend sep, l« daß lezte-
pcs Geschlecht jezt noch blühe.
Ein zwepter Ansatz kommt in derChronik be» Friedrich
vonBlauckenheim vor, mit welchem Königshoven die Reihe
der Straßburger Bischöfe schließt. Dieser Herr gelangte
später (von-1393 bis 142Z) zum Bisthum von Utrecht;
und min bezieht sich jener Ansatz nicht allein hierauf, son-
dern ist auch in der niederdeutschen Sprache geschrieben,
woraus man offenbar sieht, dqß die Chronik eine Aeitlang
in Utrecht gewesen ist. Dieser Umstand verdient ganz be-
sonders bemerkt zu werden, weil er andeutet, wie die Hand-
schrift an den in den Niederlanden lebenden Maler Hans
Hemling gekommen sepn könnte. Denn die in den Ge-
schlechtsnachrichten enthaltenen Zeitbestimmungen, so wie
die Schreibart des Namens, passen recht wohl ans diesen
Namen.
Wir kennen bis jezt nur zwey zuverlässige mit der Na-
meusuiiterschrift versehene Gemälde von Hemling, —
nämlich die Vermählung der heiligen Cakharina, und die
Anbetung der dre» Weisen in dem St. Zohanns-Sprlal zrr
Brügge; auf bepde schrieb er
Gpus Johannis Hemling
Aano 1479 —
und nicht HemmeUnck, wie D-Sc.mps*) berichtet. Lezteres
ist nach der niederdeutschen Epeechait geschrieben, ln der
das am Ende stehende g oft wie k klinxst; Carl von Aian-
der **•) schr.eb den Namen auf dieselbe Weise, und noch
dazu.mit Verwechslung des Vorbuchstabens M emmelinck.
Dieser Gegensatz zwischen Hemlings eigener und der nieber-
deurscheu Schreibart feines Namens, scheint schwu die Ver-
muthung für einen vberdentichen Ursprung.zu begünstigen.
2L«s nun die Zeitbestimmungen aribetriffr, .so ist vor
allem zu beachten, daß Hemlings eigenes Dildniß auf dem
lezten. jener oben angeführten 1479 verfertigten Gemälde
i durchaus die Züge eines höchstens vierzig-jährigen Mannes
! hat, weiches genau mit dem Geburtsjahr 14,9 überein
träfe. Hr. v. Keverberg hat dieses Bildniß zu feiner
krineosso Hrsula'-**) stechen 'assen. ^
*j 1« Vie des peinlres T. I. p. is. Paris 17 —
**,) Leven der Nederl&ntsche <m Hooghduytsclie Sehil-
ders. -Amsterdam 1G17. 4. Fol. 127.-!).
**0 Ursula princesse britannique d’apres la legende ©t
les pcinlures d’Hemling. Gand 1818. 8*