Nr. 26
K u n st - B l a l r.
Montag, den 1. April 1822.
K » n st l i t e r a t u r.
Die kaiserlich königliche Ambraser Samm-
lung, beschrieben von Aloys Primisser,
Custos am k. k. Münz - und Antiken - Cabinette
und der k. k. Ambraser Sammlung zu Wien. Mit
zwey Steindruck-Blättern Wien 1819, in Com-
mission bey tzeubner. -S° mnd 401.
Diese Beschreibung Übertritt, durch die Gründlichkeit
und umfassenden Kenntnisse des Verfassers, alle andere,
welche bis sezt über solche Gegenstände in Deutschland er-
schienen find. In den einzelnen §§. findet man über die
verschiedenartigsten Materien reiche Belebrung, welche
öfters in größeren Werken vergebens gesucht wird. Die
Sammlung selbst kannte man bisher mehr nach dem hi-
storischen, als nach ihrem Kunstmerthe. Denn das sehr
kostbare Schrenkische Werk, welches jedem Bibliogra-
phen auf die vortheilhasteste Weise bekannt ist, wie auch
das Werk des Vaters Primisser, handeln nur von den
Rüstungen der berühmten Männer, welche auch den Haupt-
bcstandtheil der Sammlung ausmachen, und der Kunst-
svrscher findet daher in ihnen wenig Lerndte.
Zugeeignet ist das Werk dem Grasen Wrbna; dann
folgt die Vorrede des Verfassers, in welcher er die vorzüg-
lichsten Unterstützer und die Quellen, woraus er schöpfte,
anzcigt. Unter lezteren vermissen wir das frühere Ver-
zeichniß dieser Sammlung, welches noch bey Lebzeiten des
Erzherzogs Ferdinand erschien. Es wurde i5g3 zu Innsbruck
bey Johann Paur gedruckt. Wir hätten um so mehr ge-
wünscht, daß es dem Verfasser bekannt geworden wäre,
weil er daraus viele Beweise hätte beybrtngen können.
Darauf folgt die Geschichte des Schlosses Ambras und die
Entstehung der Sammlung, bey welcher wir uns weniger
verweilen wollen, um mehr Rücksicht auf die Kunstgezen-
stände nehmen zu können: denn jedem Historiker und Lite-
raten ist ohnehin bekannt, daß diese Sammlung de» Na-
men vom Schlosse Ambras bekam, daß sie von dem Erz-
herzog Ferdinand von Oestreich (gcb. >5ry, gest.
i5>-5) gestiftet wurde, dessen erste Gemahlin die schöne
Philippnia Welser war, rc. Im Jahr 1806, da durch den
Preßburger Frieden Lyrol an Baiern kam, wurde diese
Sammlung als ein nach dem Codicill des Stifters nur
dem Hause Oestreich znstehender Schatz erklärt, in Folge des-
sen nach Wien geführt, und nach dem ausdrücklichen Befehle
des jetzigen Kaisers, daß sie tils eine eigene Sammlung, unter
dem Namen Ambraser Sammlung, fortbestehcn solle, ihr
das untere Belvedere eingeräumt. Obwohl sie da nicht
den geräumigen und zweckmäßigen Platz, wie Ui Ambras
hat, so kann doch Rec., welcher sie erst vor Kurzem sah,
versichern, daß sie sehr systematisch geordnet ist. Es wäre
zu wünschen, daß man die bepden daran stoßenden Zimmer,
welche zu Remisen dienen, noch dazu verwenden möchte.
Der zweyte Abschnitt, welcher für uns von größerem
Interesse ist, enthält die Beschreibung der Sammlung; er
beginnt mit den Rüstungen und Waffen, und ist ausge-
stattet mit mehreren geschichtlichen Nachrichten über ver-
schiedene Waffengattungen, worin besonders ein neuerer
Herausgeber der Hendei'schen Beschreibung aller Wchr-
nnd Waffengattungen ic. wichtige Ergänzungen findet, vor-
züglich bey den Turnier - Rüstungen, welche dort größtcn-
theils falsch benannt sind. Von den Rüstungen der be-
rühmten Männer wollen wir nur dir vorzüglichsten auf-
zählen. Der Hochzeitharnisch des Erzherzogs Johann
und dessen schwarzer Äüras, welcher leztcre sehr schön ver-
ziert ist; nichts ist mehr zu bedauern, als daß man den
Künstler nicht kennt, welcher sich mit VD. verewigte. Auch
findet man hier eine hinlängliche Erklärung, was unter dem
Worte Tauschier-Arbeit verstanden wird. Von gleicher
Schönheit ist die Rüstung des Herzogs, welche zu Mai-
land verfertige wurde. Die Prunkrüstung von Aleran-
der Farnese; die Kampfrüstung des große» Kaisers
Marimilian, welche sich durch Einfachheit und Schön-
heit auszeichnet, doch scheint uns die Rüstung des Pferdes
zu schwer. Das kostbare Reitzeug des Großveziers Mch-
med Sokolowitsch; die Rüstung des 9 Schuh Hoven
Leib-Trabanten des Erzherzogs Ferdinand, bekannt unter
dem Namen der große Bauer von Trient; eine
mit Messing verzierte Rüstung des Kaisers M arim i l i a n;
ein Harnisch desselben zum deutschen Gestech; drep Rüsiuuk
K u n st - B l a l r.
Montag, den 1. April 1822.
K » n st l i t e r a t u r.
Die kaiserlich königliche Ambraser Samm-
lung, beschrieben von Aloys Primisser,
Custos am k. k. Münz - und Antiken - Cabinette
und der k. k. Ambraser Sammlung zu Wien. Mit
zwey Steindruck-Blättern Wien 1819, in Com-
mission bey tzeubner. -S° mnd 401.
Diese Beschreibung Übertritt, durch die Gründlichkeit
und umfassenden Kenntnisse des Verfassers, alle andere,
welche bis sezt über solche Gegenstände in Deutschland er-
schienen find. In den einzelnen §§. findet man über die
verschiedenartigsten Materien reiche Belebrung, welche
öfters in größeren Werken vergebens gesucht wird. Die
Sammlung selbst kannte man bisher mehr nach dem hi-
storischen, als nach ihrem Kunstmerthe. Denn das sehr
kostbare Schrenkische Werk, welches jedem Bibliogra-
phen auf die vortheilhasteste Weise bekannt ist, wie auch
das Werk des Vaters Primisser, handeln nur von den
Rüstungen der berühmten Männer, welche auch den Haupt-
bcstandtheil der Sammlung ausmachen, und der Kunst-
svrscher findet daher in ihnen wenig Lerndte.
Zugeeignet ist das Werk dem Grasen Wrbna; dann
folgt die Vorrede des Verfassers, in welcher er die vorzüg-
lichsten Unterstützer und die Quellen, woraus er schöpfte,
anzcigt. Unter lezteren vermissen wir das frühere Ver-
zeichniß dieser Sammlung, welches noch bey Lebzeiten des
Erzherzogs Ferdinand erschien. Es wurde i5g3 zu Innsbruck
bey Johann Paur gedruckt. Wir hätten um so mehr ge-
wünscht, daß es dem Verfasser bekannt geworden wäre,
weil er daraus viele Beweise hätte beybrtngen können.
Darauf folgt die Geschichte des Schlosses Ambras und die
Entstehung der Sammlung, bey welcher wir uns weniger
verweilen wollen, um mehr Rücksicht auf die Kunstgezen-
stände nehmen zu können: denn jedem Historiker und Lite-
raten ist ohnehin bekannt, daß diese Sammlung de» Na-
men vom Schlosse Ambras bekam, daß sie von dem Erz-
herzog Ferdinand von Oestreich (gcb. >5ry, gest.
i5>-5) gestiftet wurde, dessen erste Gemahlin die schöne
Philippnia Welser war, rc. Im Jahr 1806, da durch den
Preßburger Frieden Lyrol an Baiern kam, wurde diese
Sammlung als ein nach dem Codicill des Stifters nur
dem Hause Oestreich znstehender Schatz erklärt, in Folge des-
sen nach Wien geführt, und nach dem ausdrücklichen Befehle
des jetzigen Kaisers, daß sie tils eine eigene Sammlung, unter
dem Namen Ambraser Sammlung, fortbestehcn solle, ihr
das untere Belvedere eingeräumt. Obwohl sie da nicht
den geräumigen und zweckmäßigen Platz, wie Ui Ambras
hat, so kann doch Rec., welcher sie erst vor Kurzem sah,
versichern, daß sie sehr systematisch geordnet ist. Es wäre
zu wünschen, daß man die bepden daran stoßenden Zimmer,
welche zu Remisen dienen, noch dazu verwenden möchte.
Der zweyte Abschnitt, welcher für uns von größerem
Interesse ist, enthält die Beschreibung der Sammlung; er
beginnt mit den Rüstungen und Waffen, und ist ausge-
stattet mit mehreren geschichtlichen Nachrichten über ver-
schiedene Waffengattungen, worin besonders ein neuerer
Herausgeber der Hendei'schen Beschreibung aller Wchr-
nnd Waffengattungen ic. wichtige Ergänzungen findet, vor-
züglich bey den Turnier - Rüstungen, welche dort größtcn-
theils falsch benannt sind. Von den Rüstungen der be-
rühmten Männer wollen wir nur dir vorzüglichsten auf-
zählen. Der Hochzeitharnisch des Erzherzogs Johann
und dessen schwarzer Äüras, welcher leztcre sehr schön ver-
ziert ist; nichts ist mehr zu bedauern, als daß man den
Künstler nicht kennt, welcher sich mit VD. verewigte. Auch
findet man hier eine hinlängliche Erklärung, was unter dem
Worte Tauschier-Arbeit verstanden wird. Von gleicher
Schönheit ist die Rüstung des Herzogs, welche zu Mai-
land verfertige wurde. Die Prunkrüstung von Aleran-
der Farnese; die Kampfrüstung des große» Kaisers
Marimilian, welche sich durch Einfachheit und Schön-
heit auszeichnet, doch scheint uns die Rüstung des Pferdes
zu schwer. Das kostbare Reitzeug des Großveziers Mch-
med Sokolowitsch; die Rüstung des 9 Schuh Hoven
Leib-Trabanten des Erzherzogs Ferdinand, bekannt unter
dem Namen der große Bauer von Trient; eine
mit Messing verzierte Rüstung des Kaisers M arim i l i a n;
ein Harnisch desselben zum deutschen Gestech; drep Rüsiuuk