Nr« 61
Kunst -
Donnerstag, den
Gesammelte Nachrichten
über niederländische Maler, die in Spanien
gelebt und gearbeitet haben, und über
deren Werke.
^Fortsetzung.»
Christo bal Utrecht.
Ein Schüler des zulezt genannten Künstlers war Chri-
stoph, aus Utrecht gebürtig, der zugleich mit Anton
Moor nach Spanien gekommen sepn soll. Er beschäftigte
sich, wie sein Lehrer, hauptsächlich mit Porträtmalen.
Im Gefolge eines Botschafters ging er nach Lissabon,
wo er mehrere Bildnisse und andere Gemälde fertigte.
Von seinen Lcbensumständen ist kaum einige Nachricht ge-
blieben, und selbst seine Werke sind in Spanien unbekannt
geworden. Doch schetnr er zu seiner Zeit geschazt worden
zu sepn, da ihn D. Juan der Dritte. König von Por-
tugal, dessen Bildniß er fertigte, angeblich im Jahre iL5o
zum Ritter vom Orden Christi schlug. Sieben Jahre
darauf starb er im neun und fünfzigsten Jahre seines Le-
bens. Aus dem Zusammenhalten der Jahreszahlen aber
geht hervor, daß Christoph von Utrecht entweder
früher als im Jahre i55z mit Anton Moor nach Spanien
gekommen, oder spater als im Jahre i55o vom König von
Portugal zum Ritter geschlagen worden sepn muß. Welche
Angabe die falsche sey, dürfte schwer zu entscheiden sepn.
El m a e s e Pedro Campana.
Ungefähr gleichzeitig mit Anton Moor lebte Meister
Peter Campana der im Jahre i5oi> zu Brüssel gebo-
ren wurde, dessen Name aber in seinem Vaterlande gänz-
lid) verschollen ist. Daß jedoch sein Geschlecht auch später
noch in Brüssel bestanden habe, scheint daraus hervorzu-
gehen, daß Descamps die Lebensbeschreibung eines Malers,
Philipp von Campagne, der >6or zu Brüssel geboren wur-
de, liefert, auch einen Neffen desselben, Johann Baptist
von Campagne nennt.
Füßli, in seinem KünstlerKerirvn, und Fiorillo geben
ausführlichere biographische Notizen über Peter Cam-
pana, wo sie erzählen, wie er stühzeilig schon nach Jta-
Blatt.
I. August 1 8 2 2.
lieu gegangen sey, daselbst während einer langen Reihe
von Jahren die Werke des Raphael und des Michael An-
gelo studirt habe, und hierauf nach Spanien übergegangerr
sey, wo man ihn bereits im Jahre 1548 und zwar in Se-
villa als wohnhaft angeführt findet. Allein die von Fio-
rillo gelieferte Angabe feiner Werke in Spanien ist theils
mangelhaft, theils der Berichtigung bedürfend, so daß ich
die von Cean Bermndez davon gemachte Anzeige hier aus-
führlich folgen lassen zu dürfen glaube.
Peter Campana mag zuerst dem spanischen Hofe
durch den für die Krönung Kaiser Karls v. bestimmten
Triumphbogen, den er auf der Reise nach Rom in Bologna
malte, bekannt, und dadurch vielleicht zur Reise nach Spa-
nien veranlaßt worden sepn. Während seines Aufenthaltes
zu Sevilla malte er eine Geburt der Jungfrau für die
Parochial-Kirche zu St. Lorenz, und eine Beschneidung
Christi für die Kirche des Klosters vom heil. Paulus,
welche depdc Gemälde ein Raub der Zeit geworden sind.
Auch entwarf er im Jahre 1552 die Umrisse, nach denen
die Bildsäulen der Könige j» der königlichen Kapelle in
jener Kirche gefertigt wurden: für jede einzelne Fignr
zahlte ihm das Kapitel einen Dukaten.
An erhaltenen Werken dieses Meisters hat Sevilla fol-
gende: die Gemälde an der Altarwand der Kapelle, die
nach dem Begründer Mariscal benannt wird. Das vor-
züglichste dieser Bilder ist die Reinigung der heil. Jung-
frau, ganz in niederländischen Geschmacke und besten Co-
lorit gemalt. Ueder diesem hängt eine Auferstehung und
höher hinauf ein Kreuz mit der Jungfrau und dem Jo-
hannes ; zu bepden Seiten auf eben so vielen Gemälden
sieht man Santiago zu Pferde, den heil. Domingo, den
heil. Jldefonso, und den heil. Franciscus, und auf der
untern Mitte den Streit der Kirchenlehrer, wo dem Künst-
ler das Musterbild Raphaels vorgeschwebt haben mag.
Endlich sind an den Seiten noch die fünf Bildnisse von
D. Petro Caballero Mariseal, dem Stifter der Kapelle,
und von vier Gliedern seiner Familie.
Ferner findet sich in der Parochialkirche des heil. Isi-
dors zu Sevilla, ein Gemälde unseres Meisters, über dem
Altar d« Taufkapelle, welches den heil. Paulus, als ersten
Kunst -
Donnerstag, den
Gesammelte Nachrichten
über niederländische Maler, die in Spanien
gelebt und gearbeitet haben, und über
deren Werke.
^Fortsetzung.»
Christo bal Utrecht.
Ein Schüler des zulezt genannten Künstlers war Chri-
stoph, aus Utrecht gebürtig, der zugleich mit Anton
Moor nach Spanien gekommen sepn soll. Er beschäftigte
sich, wie sein Lehrer, hauptsächlich mit Porträtmalen.
Im Gefolge eines Botschafters ging er nach Lissabon,
wo er mehrere Bildnisse und andere Gemälde fertigte.
Von seinen Lcbensumständen ist kaum einige Nachricht ge-
blieben, und selbst seine Werke sind in Spanien unbekannt
geworden. Doch schetnr er zu seiner Zeit geschazt worden
zu sepn, da ihn D. Juan der Dritte. König von Por-
tugal, dessen Bildniß er fertigte, angeblich im Jahre iL5o
zum Ritter vom Orden Christi schlug. Sieben Jahre
darauf starb er im neun und fünfzigsten Jahre seines Le-
bens. Aus dem Zusammenhalten der Jahreszahlen aber
geht hervor, daß Christoph von Utrecht entweder
früher als im Jahre i55z mit Anton Moor nach Spanien
gekommen, oder spater als im Jahre i55o vom König von
Portugal zum Ritter geschlagen worden sepn muß. Welche
Angabe die falsche sey, dürfte schwer zu entscheiden sepn.
El m a e s e Pedro Campana.
Ungefähr gleichzeitig mit Anton Moor lebte Meister
Peter Campana der im Jahre i5oi> zu Brüssel gebo-
ren wurde, dessen Name aber in seinem Vaterlande gänz-
lid) verschollen ist. Daß jedoch sein Geschlecht auch später
noch in Brüssel bestanden habe, scheint daraus hervorzu-
gehen, daß Descamps die Lebensbeschreibung eines Malers,
Philipp von Campagne, der >6or zu Brüssel geboren wur-
de, liefert, auch einen Neffen desselben, Johann Baptist
von Campagne nennt.
Füßli, in seinem KünstlerKerirvn, und Fiorillo geben
ausführlichere biographische Notizen über Peter Cam-
pana, wo sie erzählen, wie er stühzeilig schon nach Jta-
Blatt.
I. August 1 8 2 2.
lieu gegangen sey, daselbst während einer langen Reihe
von Jahren die Werke des Raphael und des Michael An-
gelo studirt habe, und hierauf nach Spanien übergegangerr
sey, wo man ihn bereits im Jahre 1548 und zwar in Se-
villa als wohnhaft angeführt findet. Allein die von Fio-
rillo gelieferte Angabe feiner Werke in Spanien ist theils
mangelhaft, theils der Berichtigung bedürfend, so daß ich
die von Cean Bermndez davon gemachte Anzeige hier aus-
führlich folgen lassen zu dürfen glaube.
Peter Campana mag zuerst dem spanischen Hofe
durch den für die Krönung Kaiser Karls v. bestimmten
Triumphbogen, den er auf der Reise nach Rom in Bologna
malte, bekannt, und dadurch vielleicht zur Reise nach Spa-
nien veranlaßt worden sepn. Während seines Aufenthaltes
zu Sevilla malte er eine Geburt der Jungfrau für die
Parochial-Kirche zu St. Lorenz, und eine Beschneidung
Christi für die Kirche des Klosters vom heil. Paulus,
welche depdc Gemälde ein Raub der Zeit geworden sind.
Auch entwarf er im Jahre 1552 die Umrisse, nach denen
die Bildsäulen der Könige j» der königlichen Kapelle in
jener Kirche gefertigt wurden: für jede einzelne Fignr
zahlte ihm das Kapitel einen Dukaten.
An erhaltenen Werken dieses Meisters hat Sevilla fol-
gende: die Gemälde an der Altarwand der Kapelle, die
nach dem Begründer Mariscal benannt wird. Das vor-
züglichste dieser Bilder ist die Reinigung der heil. Jung-
frau, ganz in niederländischen Geschmacke und besten Co-
lorit gemalt. Ueder diesem hängt eine Auferstehung und
höher hinauf ein Kreuz mit der Jungfrau und dem Jo-
hannes ; zu bepden Seiten auf eben so vielen Gemälden
sieht man Santiago zu Pferde, den heil. Domingo, den
heil. Jldefonso, und den heil. Franciscus, und auf der
untern Mitte den Streit der Kirchenlehrer, wo dem Künst-
ler das Musterbild Raphaels vorgeschwebt haben mag.
Endlich sind an den Seiten noch die fünf Bildnisse von
D. Petro Caballero Mariseal, dem Stifter der Kapelle,
und von vier Gliedern seiner Familie.
Ferner findet sich in der Parochialkirche des heil. Isi-
dors zu Sevilla, ein Gemälde unseres Meisters, über dem
Altar d« Taufkapelle, welches den heil. Paulus, als ersten