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Nr. 58

K u n st - B l a i r.

Montag, den 22. Juli 1822.

Weiches ist das richtige Todesjahr von
Martin Schön (Schöngauer)?

Sandrart *) ist der erste, welcher uns über diesen
Künstler ausführlichere Nachrichten ertheilt, und sein To-
desjahr auf 1486 ««nimmt; mit dem Bepsatze: als eben
Aldrecht Dürer zu ihm reisen wollte, um die Malerkunst
zu erlerne». Dieses Jahr nahmen die meisten nachfolgen-
den Scdrifksteller an; man sieht aber deutlich, daß Sandrart
diese Notiz aus Schcurl entlehnte, welcher in dem Leben
von Anton Kreß **), da er von Albrechl Dürer spricht,
den Martin Schön berührt, und einen Fehler von Wimphc-
ling mit folgenden Worten verbessert : Itaque unum pras-
terire ncqueo , Jacobus Vimphelingius nunquam a me
tine honoris prrefatione nominandus, capite 68. Epito-
matis Germanoruin, tradit: Alberlum nostrum usam esse
praeceptore Martino Schoen Columbariensi 5 cmterum Al-
bertus ad me, hoc s i g n i fi c 0 n t c m , scribit,
saspc etiam coram testatur, palrem Alberlum, is ex vico
Cula , prope Varadium ciuilalem Hungaria«, natus erat,
destinasse quidem, se adulcsc tntnlum, tertium
dccimum annum natum, Marlino Schoen, oh
celcbrcm famam , in disciplinam tradit ur um fuisse , el
ad eum ejus rei gratis dedisse etiam litleras: qui tarnen
«ub id tempus excesserit, unde ipse in Gymnasic
vtriusque noslrum vicini et municipis Michaelis Wol-
gernuts triennio profecerit , ländern peragrata Germania,
quum anno nonagesimo secundo Colmariam venisset
a Caspare et Paulo Aurifab. et Ludovico pictore,
item etiam Basileee a Georgio aurifabro, Martini
fratribus, susceptus sit, benigne «tque humane trac-
tatus : Ceterum Martini discipulum minime

fuisse, immonevidisse quidem , attamen v i d e r e
dcsidcrassc vehementer. Sed de Alberto alias plura.

Demzufolge wäre also Martin Schön 1484 gestorben,
zu welcher Zeit Dürer i3 Jahre alt war. Daß Sandrart

*) Deutsche Akademie. Nürnberg. >07;. S. 220.

**) Chr. Scheurl Comment. de vita et obitu Ant.

Kressi T. V. D. Noriml». iöiS. 4. und wieder abge-

brnckt in Op. Pirchheim. Prhf. 1610, fei. p. 35I— j5;

i486 annahm, schreibt sich wohl daher, daß Dürer in sei-
nem Tagebuche sagt: „i486 an St. Andreastag versprach
mich mein Vater in die Lehrjahre zu Michel Wolgemuth, ihm
drev Jahre lang zu dienen." Er nahm also dieses Jahr an,
ohne zu berechnen, ob dieser große Künstler damals 13 Jahre
alt war. Em Ende des vorigen Jahrhunderts aber machte
Murr *) zuerst eine Inschrift bekannt, welche auf die
Rückseite des Bildnisses Martin Schön's geklebt ist, nach
welcher er erst 1499 gestorben sevu soA. Das Gemälde be-
fand sich in dem berühmten Praunischen Kabinet zu Nürn-
berg. Nach der Zerstreuung desselben 1802, kam es in
den Besitz des Grafen von Fries in Wien. Bartsch hatte
da Gelegenheit, es näher zu untersuchen, und fand, daß
Murr die Inschrift nicht genau wieder gegeben, und daß sie
auch nicht von Dürer gefertigt sev. Doch nahm er in
seinem Leben über Martin Schön dieses TvdcSiahc als das
richtige an, und sucht die früheren Behauptungeu zu wider-
legen, da diese Inschrift von Hans Larkmapr, einem
Schüler Martin Schön's herrühreu soll. Er bat sowohl
das Bildniß im verkleinerten Maaßstabe, als auch die
Inschrift in gleicher Größe nachgestochen, und dem 6ten
Thcile seines Peintre Graveur beygefügt. Auf dem Hin-
tergründe des Gemäldes steht oben: HIPSCH MARTIN
SCHONGAVER. MALER 1483, und sein Wappenschild:
ein halber Mond. Wie schon gesagt, so ist auf der Rück-
seite dieses Holzgemäldes ein papierener Zettel geklebt,
welcher von Würmern sehr zernagt ist; die darauf stehende
noch lesbare Schrift heißt:

Mayster Martin Schvngawer Maler genant Hipjch
Martin von wegen seiner halft geborn zu
zu kolmar Aber von seinen Leitern ain
augspurger bu ... des geschlcchtz vo Her
gepvrn ... ist ... rben zu kolma... nno 1499.

.... auf rra Hornungs dem got genad
.... Ich... junger Hans largkmair jm jar 148«.

*) Journal (1775) II• S. 238.

Beschreibung Nürnbergs (1778) S. 475.

Dcseription du Cabinot da Monsieur P. de Prau»
(1797) ©. £0.
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