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köckerzu Ehren gekommen. Man dankt die Erhaltung die-
ses, in Nom einzigen Denkmals, dem kaiserl. österreichischen
Botschafter Grafen Apponp.

Es wird gegenwärtig sehr viel gebaut, noch Mehreres
hergcstellc und geflickt, denn Rom har noch nicht die Ein-
wohnerzahl wieder erlangr, welche es zu Zeiten Urban des
Achten hatte, und die entfernten Quartiere zerfallen von
Jahr zu Jahr mehr. Unter den nnederhergestcllcen, oder
tn Wiedergeburt begriffenen Bauwerken nenne ich Ihnen
die Kirche S. Claudio de' Borgognoni, die Fontana de Trevi,
die Kirche von Montesanto, welche die hier wohnenden Ge-
nueser erneuern lassen, u. s. w. Am Platze von St. Peter
ist das schöne aus dem i4ten Jahrhundert stammende Eck-
häuschen rechts verschwunden, um die Fahrstraße breiter
zu machen. Links wird eine steinerne Loge für hohe Gäste
gebaut, welche die Kuppelbelcuchtung sehen wollen. Auch
wird hie und da ein Gäßchen durch Niederreißung eines
Hauses fahrbar und bewohnbar gemacht.

Lh o r wal dsen s Giebelfeld, seine Apostel und das Ale-
randers-Frieß rücken wacker vor, und die Römer fangen end-
lich an, in ihm einen Capcscuvla (das Haupt einer Schule)
zu sehen. Die russischen Künstler bereiten für die Hieherkunft
S. M. des Kaisers eine Ausstellung, bcy welcher das große
Bild Hrn. Eg g i n k s aus Kurland, die Bekehrung Wladimirs
zur christlichen Religion, das bedeutendste scvn wird. Es
ist mit Sinn romponirt, und mit großem Fleiß und Feuer
änsgesvbrd. Derselbe wird zum Andenken der Frcpgebung
der curischen Bauern ein Bild für den Kvllegienrath Frh.
von Hahn malen. Jesonof hat eine Marta Posadnitza*)
vollendet, für die Fürstin Wolchonskoy, und Hal berg eine
ungemein ähnliche Büste des ehrwürdigen Ritters Jta-
iinskp, russischen Gesandten in Rom. M.

’) Das heißt Martha die Bürgermeisterin. Diese Frau ist eine
in der russischen Geschichte berühmte Heldin; als Wittivc
des Jsaac Borei'ki, Posadnick von Novogorod, spielte ste
die Hauptrolle in dem Kampf, den dieser Frepstaat im Jah-
re von >471 — 1477 uttb 1478 gegen de» Großhcrzog
Iwan III. Wasiliewitsch führte. Red.

Nekrolog.

Den 3. Oktober i8rr starb zu Bamberg in seinem
72sten Jahre der allgemein hochgeachtete königlich baierische
General-Kreiscommiffär, geheimer Rath und Komman-
deur des Civil-Verdienst-Ordens der baierischen Krone,
Stephan Frcyherr von S t e n g c l. Er wurde zu Mannheim
geboren. In der frühesten Jugend widmete er sich in sei-
nen Nebeustunden den bildenden Künsten, und brachte es
darin bald zu einer so hohen Vollkommenheit, daß mehrere
Künstler von ihm Belehrungen einholten. Seine ersten
Arbeiten im Aetzen, unter welche wir das alte Schloß zu
Oppenheim 1771, Le« Environs de Heidelberg 1771 —73

zählen, sind mit vieler Einsicht gefertigt. Die große
Kunstliebc desselben wurde besonders dadurch gefördert, daß
er mit mehreren Künstlern im freundschaftllchsteu Vcre
hiltnisse stand, wie z. B. mit Ferdinand Kobell. Sein
Fürst Karl Tbeodor wird unter die vorzüglichsten Be-
förderer der Künste und Wissenschaften gezählt. Bep
diesem bekleidete er längere Zeit die Stelle eines Re-
gierungs -Rathes; auch machte er mit ihm die Reise nach
Italien. Er wurde bald wegen seiner großen Verdienst«
und ausgebretteten litterarischeu Kenntnisse znm Vorsteher
der kurpfälzischcn deutschen Gesellschaft in München, zum
geheimen Rache, dann Vice Präsidenten der kurpfälzi-
schen Regierung zu Mannheim und der Akademie in Mün-
chen befördert. Nachdem Baiern durch die Säkularisation
die fränkischen Besitzungen bekam, wurde er ,8o3 Vic«-
Präsident und 1808 General-Kommissär zu Bamberg.
In dieser Eigenschaft begünstigte er sehr die öffentiich«
Bibliothek, das Naturalien-Kabinet und andere gelehrte
Anstalten. Der Theresienhain, dieser allgemeine Vergnü-
gungsort wurde ganz nach seinem Plan angelegt, wie auch
andere öffentliche Gebäude und Plätze. • Seine bedeutend«
Kupferstich - Sammlung öffnete er mit großem Vergnügen
den Kunstliebhaber». Dadurch wurden die Kenntnisse
Einiger sehr bereichert, und die Lust zum Sammeln nahm
' etwas mehr zu. Um die Liebhaber und Künstler einander
mehr zu nähern, wurden einige Stunden an einem ge-
wissen Tage jeder Woche bestimmt, Stengels reiche svstema-
tische Sammlung zu durchsetzen. Zu wünschen wäre, daß
dieses Vcpspiel ein anderer Sammler oder Kunstliebhaber
forrsetzen möchte: denn dadurch geschieht vieles zur Auf-
munterung. Den auswärtigen Lirreratoren ist der Nam«
des Verewigten durch seine Schriften bekannt, nämlich
durch seine philosophischen Betrachtungen über die Alpen;
die Austrocknung des Donau-Mooses; von dem Zustande
der Pbilosopbic am Ende des i8ten Jahrhunderts. Eben
so bekannt ist er den Kunstliebhabern, besonders durch
seine» erst vor Kurzem erschienenen Caialngue raisonn«
des estampes de Ferdinand Kobell , welcher ln Nr. 49.
dieses Blattes von Dr. Waagen beurcheilt wurde, durch
seine ein und drcpßlg radirten Blätter, wovon das lezte, de«
Waltenstein bei, Witterwald, die Jahrzahl iSo3 tragt;
dur» seine Federzeichnungen, und besonders durch seine
Volkstrachten, welche mit Farben ausgeführt sind. Wir
glauben, es scp hier nicht unpassend, wenn wir einen
Jrrlhum berühren, welchen Füßli in seinem^sehr fleißig
gearbeiteten, allgemeinen Künstler-Lerikon S. >733 be-
gebt. Einmal führt er einen Stephan Sleugel als
einen Lanüschaftmal r im ,8ten Jahrhundert zu Mann-
beim auf. gleich nach diesem einen S. de Stengel,
weicher ein pfälzischer Maler und Kupferstecher ist, und
ttes Ertvironß de Heidelberg gefertigt haben soll. Dtp
Verfasser vermulher schon, daß es Eine Person sepn
könnte, welches au» richtig ist. Doch kau» er nie unter
die Maler und Kupferstecher gerechnet, sondern nur i,n>-
mer als Dilettant aufgesübrt werden, obwohl seine Ar-
beiten die eines manchen Künstlers weit üdertreffcn.

3. H-
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