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Nechterseits vom Bilde der Iphigenia
tritt man in ein hohes und geräumiges, fast quadrates
Zimmer. Seine Wände sind mit Arabesken reich ver-
ziert, unter denen ein breiter Saum mit Seedrachen und
Delphinen und mit Centauren wegläuft, die gegen Löwen
kämpfen. Jede der drey Hauptwände zeigt in ihrer Mitte
ein großes Bild.

Auf der hintern Wand eine schlafende Ariadne,
die unten an der linken Ecke sehr platt liegt. Zwey Män-
ner stehen vor ihr, der eine mit weiß blinkendem Helm, mit
der Rechten den Zipfel eines Gewandstücks fassend, das seinen
rechten Schenke! bedeckt, das Haupt voll schmerzlichen Aus-
drucks unverwandt auf sie gerichtet, unverkennbar Thefeus,
wird von einem Gefährten, der den Willen der Götter von
ihm heischt, bey der Hand gefaßt und zur Abfahrt be-
schworen. Höher rechts erscheint das Schiff der Athener,
auf dem man beschäftigt ist, die Segelstangen aufzuziehen.
Ucber Ariadne im Hintergrund zur Linken erblickt man
den Lenchtthur-.n von Naros und darüber hoch schwebend
Minerva mit Schild und Speer in der Linken, die rechte
Hand vor das Gesicht haltend, in aufmerksamer Beschau-
ung und in fürsorgender Pflege für die Wohlfahrt Athens.
Ein schönes und auch in der Färbung sehr verdienstvolles,
aber leider durch die Feuchtigkeit des Zimmers, schon sehr
beschädigtes Bild, zeigt uns die r ech te Sei tenwand
dieses Zimmers. Zwei) Gruppen treten in demselben her-
vor. Rechts eine schon be» der ersten Aufflndung ober-
wärts abgebrochene unbekleidete Venus, den linken Arm
abwehrend an ihre Brust drückend; vor ihr an ihre Kniee
gelehnt ein mit dem sinnigsten Ausdruck ernsten Geschäfts
anfblickender Amor, der sie mit einem Pfeile durchbohrt.
Zwey Sveere stehen an der reckten Ecke angelcbnt; sie
deuten eine von Tigern besuchte Gegend an. Linkerseits
erscheint gegenüberstehend Adonis, mit grüner Chlamps
und den zwey Jagdspeeren; vor ihm steht, vielleicht ihn
umfassend, eine Frau in langem gelblichen Kleide, ver-
muthlich die Ueberrederin zur Liebesgunst, Pitho.

Von einem andern merkwürdigen Bilde auf der
linken S e i t e n w a n d des Zimmers ist leicht eine
Deutung gefunden. Auf eckigen Sitzen, in deren Hin-
tergrund ein gelbes Pilaster und Bäume bemerklich sind,
sizt mit aufgestüzrer rechter Hand und schmaler Stirn-
binde, in der Linken zwey Jagdspeere, ein Jüngling und
blickt auf eine neben ihm sitzende Frau , beyde sind unter-
wärts bekleidet, er mit grünem, sie mit weißem Ge-
wand. Ohne den Gegenstand, den die erwähnte Frau
beschaut, würde man beyde für Venus und Adonis hal-
ten ; es ist ein Korb oder Nest mit drey kleinen Kin-

rnng gegeben hätte. Der lczterir kann wohl die anf-
fallcnbe Weglassung der Füße an der Figur der Iphigenia
zugeschrieben werden. S.

dern, und dieß hat wegen der ähnlichen Abbildung dreyer
Kinder bey der Geburt der Leda aus einem durch Mil-
lin bekannten Sarkophag Anlaß gegeben, sie für Leda
und den Mann, trotz seiner Bartlosigkeit, für Tyndarus
zu halten. Eine bekleidete Frau in lilafarbigem und ein
Mann in grünem Gewand, gehören als lauschende Zu-
schauer derselben sehr anmuthigen Gruppe an, deren ganze
Erscheinung auf den ersten Blick an Amorenfpiele denken
läßt; doch sind die Kinder ungeflügelt, und auch ein
sitzender Jüngling, der, wie Apoll, einen Vogen hält, mit
einer bekleideten Frau, welche den Arm auf seine Schul-
ter legt, vielleicht Diana, lassen einen mythischen Gegen-
stand erwarten.

Auch auf der gegenüberliegenden linken Seite des
Hofranms befinden sich zwey mit zierlichen Malereyen ge-
schmückte Zimmer. Aeußerst geschmackvoll sind besonders
die des ersten, aus deren aufgewundenen und geknüpften
Kränzen sich ebenfalls drey Hanptbilder hervorheben.
Mitten etwa ein sitzender Narcissus mit Speer in
derLinken, neben ihm ein abwärts schauender Amor. Links
ebenfalls sitzend Ariadne, mit einem Kreuzband auf
dem nackten Oberleib, den linken Arm gegen den Mund
gewandt; vor ihr ein Amor, der mit der Linken nach
dem hoch oben absegelnden Schiffe zeigt. Rechts ein
fischender Amor, vor ihm eine halbnackte Fischerin,
deren rechter Arm zum Angeln ausgestreckt ist; der linke
ist anfgestüzt.

Die dem beschriebenen Hause gegenüberliegenden Th er-
m e n, deren wir früher mehrfache Erwähnung gethan,
sind nun geschickt hergestellt; wir gedenken nachträglich
des im Zimmer der Atlanten gefundenen und an Orc
und Stelle gelassenen Bronzegeräths. Es ist dieses an
der Hinterwand ein großes, etwa zehn Palmen langes
und drei, Palmen breites Kohlenbecken, das auf vier
Sphinrfüßen, in' der »ordern Mitte überdieß auf einer
Kuh ruht.: Dieses Thier deutet die Person an, der man
die glanzende Ausstattung dieses Raumes verdankte. Drey
ebenfalls bronzene Bänke, zwey kleinere zur Linken, eine
zur Rechten ruhen in gleicher Bedeutung auf Kuhfüßen
und führen auf ihrer Oberfläche die Inschrift:

M. NIGIDIVS. VACCVLA. P. 8.

Andre sehr anziehende Ausgrabungen sind an andern
Orten im Gange. Dickt hinter dem Hause der Jpbi-
genia, neben einem Bäckerhaus, über dem ein platter
Phallus schräg hervorsteht, erscheint ein geräumiger Hof-
raum, der die verwickelte Frage über die Fullonica von
Pompeji von Neuem zur Svracke dringt. Der umlau-
fende Kanal sammt der Reihe kleiner Brunnen und pult-
förmiger Auflagen, die man im großen Hofraum der
Eumachia fand, verbunden mit der Wahrscheinlichkeit,
daß die Gebäude der Priesterin zuAmmenlagen, begrün-
deten den Glauben, daß eben ihr großer Hofraum die
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