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Nr. 2i

K u n st - B l a t t.

- j • *'' ' u 1 i

Montag, d e n 12. Marz 1827.

Der Mal a Io Hannes Pfenninge r
von Stäsa.

Die Künstler-Gesellschaft in Zürich hat in ihrem
Losten Neujahrsstück 182? das Leben dieses ihres am
lezken Tag des Jahres >8r5 verstorbenen Mitgliedes be-
schrieben und demselben sein ähnliches Bild nebst einem
seiner lieblichsten Gemälde „in erste Schiffer (nach der
Idylle von Sal. Geßner)" durch Hegi in Aquatinta-
Manier gestochen beygefngt. Die Hauptzüge der Lcbens-
geschichte des ehrenwertheu Menschen und Künstlers sind
dieser

Am 20. Februar 1765 im Dorfe Stäfa am Znrcher-
see geboren und der Sohn redlicher, mit zahlreichen
Kindern begabter Handwerksleute (der Vater war Fär-
bermeister), hat Johannes Pfenninger seinen Ein-
tritt in die Künstlerlaufbahn bey späterer Gelegenheit
selbst also beschrieben: „Ich war acht Jahre alt 0773),
als mein Taufpathe Johannes Schulrheß, seines Hand-
iverks ein Hafner in Stäfa, eines Abends meinen Vater
tesuchte, und sich bep einem Glas Wein mit ihm unter-
hielt. Ick saß an der Ecke des Tisches, horchte ihrem
Gespräche zu und kritzelte dabey mit einer Messerspitze
Figuren in die schwarze Schiefertafel, die in den Tisch
eingelassen war, als auf einmal mein Vater mir mit
einem umgekehrten Messer auf die Finger klopfte: und
dann ging die Erzählung meiner Untugenden an, wie
ich immer mit meinem Zeichnen den Tisch und alle
Wände, ja selbst die Mauern der Nachbarn verderbe,
wie (ch mit meiner Wildheit, besonders mit Steinlverfen,
worin ich, wie er lächelnd hinzufügte, eine vcpwflnschtc
Geschicklichkeit besitze, alle Augenblicke ein Unheil an-
stelle. Weist du was, Gevatter, fiel ihm mein Pathe
in's Ohr, gib mir den Jungen, ich will ihn Zeichnen
lehren! und dabey erzählte er, wie er, seitdem seine
Töchter, die in der Ofenmalerey ziemliche Geschicklichkeit
hatten, verhejrathct seven, immer einen Maler kommen
lassen und t Heu er bezahlen müsse; ich könnte also mit
dieser Kunst mein Vrod verdienen, und nun ward aus-

gemacht, daß ich, wie bis dahin, des Morgens in die
Schule, gehen, Nachmittags aber zu meinem Vetter kom-
men und zeichnen solle. Ich erschrack über diese Abrede,
warf mein Messer, mit dem ich zeichnete, weg, sprang
zur Thüre hinaus, und ärgerte mich über mich selbst,
daß ich mir durch eigene Schuld eine Mühe anfgeladen
habe, wo ich dann stille sitzen müsse, und weit weniger
Zeit habe mich heraimzutummeln. Ich sann auf Mittel,
dem Dinge zu entgehen, und glaubte am Besten durch
Stillschweigen meinen Zweck zu erreichen, in der Hoff-
nung, mein Vater werde die Sache vergessen; allein kaum
war der folgende Mittag gekommen, als mich mein lie-
ber Vater erinnerte, daß es nun Zeit sey zu dem Vetter
zu gehen. Ich wagte einige Gegenvorstellungen, die Un-
sicherheit eines solchen Berufes, und daß es nicht alle
Jahr so viele Ofen zu malen geben werde, wie gerade
in diesem Jahr. Marschire! sqgre mein Vater und wenn
dieß Wort ertönte, so war es hohe Zeit zu gehorchen.
Ich ging also mit schwerem Herzen an meine Arbeit.
Der Vetter gab mir allerley Anfangsgründe von Blät-
tern, Bbnmen und dergleichen zum Nachzeichnen. Ich
weiß nicht mehr, wie ich das Ding vornahm, aber mein
Pathe verstand es, mir Lust zu machen; er lobte meine
Gelehrigkeit; gab mir ein Paar Schillinge, und versprach
mir, so oft ich fleißig sey, einen Schilling zu geben ; er
entließ mich auch bey Zeiten und ermunterte mich nun
selbst, mich mit meinen Cameraden recht lustig zu ma-
chen. Wer war froher als ich? Kaum konnte ich den
folgenden Mittag erwarten, bis ich wieder in meine
Zeichnungsstunden gehen durfte. In kurzer Zeit sezte
der Pathe mich dann an die leichtern Sachen der Töpfer-
malere», und noch war kein Jahr vergangen, so erklärte er
mich zu seinem Ofenmaler. Er »ahm nun keinen fremden
Maler mehr an, und um meinen Eifer nicht erkalten zu
lassen, bezahlte er mich Stückweise, so daß ich als ein
neunjähriger Bursche doch wöchentlich einen Gulden, oft
noch mehr verdiente. — Ein Paar Jahre gingen so bin,
tvp.. ich meine Ofen mit den wunderlichsten Vorstellungen
verzierte, meistens nach den Mustern von damaligen
[ Nürnberger und Augsburger Kupferstichen. Auch neben
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