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Nr. 91

Kunst-Blatt.

Montag, den 12. November 1827.

Die Buddha-Tempel in Hindostau und dic Gebäude
zu Samarkand.

Die Memoiren des Zehir-ed-din Mubamed
Baber *) Kaisers von Hindostau, (geb. am laten Febr.
148.3 und gest. am rösten Dec. i536) gehören zu den
wichtigsten Werken, die wir über die Geographie, Ge-
schichte und Kultur Asiens besitzen. Baber ist nicht al-
lein als Krieger der erste seiner Nation, auch als Schrift-
steller in gebundener und ungebundener Rede leuchtet er
allen seinen Nachkommen als nnübertreffbares Muster
vor. Seine von Leyden und Erskine übersezten, leider
hie und da lückenhaften Denkwürdigkeiten sind deßbalb
nicht bloße Kriegsgeschichte; ihn, den vielfach gebildeten
Mann interessirte alles, die natürliche Beschaffenheit des
Ln.Oes, wie die mannigfachen Verhältnisse der Staaten,
wobey er sich nicht selten auf Erörterung der frühern
Begebenheiten, so wie der Kunst - und Gelehrtengeschichte
einläßt; ja, er verschmähet es nicht selbst über das ver-
schiedene Solbenmaaß türkischer, persischer und arabischer
Gedichte ziemlich lange Untersuchungen auzustellen. Durch
ihn werden wir von Erkavativnen im nördlichen Hindo-
stan unterrichtet, die von Neuem die ehemalige Verbrei-
tung des Buddhaismus über Nord- und Mittelindien
beurkunden. 2» seinen Denkwürdigkeiten unter dem
rystcn Sept. i5r8, **) heißt es: ,,Wir entfernten uns
ans dem Garten, um die heidnischen Tempel zu Gnäliär
anzufehen. Viele von ihnen sind zwev oder drcy Stock-
werke hoch. Diese verschiedenen Stockwerke sind aber sehr
niedrig nach der alten Weise. In den Wänden und nie-
deren Theilen des Gebäudes sind die Figuren der Idole
aus dem Felsen gehauen. Um das Gebäude herum be-

•) Memoirs of Z e h i r ■ c d • d i n Muhammed
Baber Emperor of Hindoostan, writtcn bv hiroself,
in the Jaghatai Turhi and translated partly bv the
late John Leyden, partly bv William Erskine. Lon-
don 182S, 4.

*<■■) S. 386 des angeführten Werks.

finden sich eine Anzahl Kapellen, gleichwie Zellen eines
Kollegiums. Vorn befindet sich ein sehr großes, maje-
stätisches Gebäude, dessen Zimmer denen eines Kollegiums
(man bedenke, daß hier eine mohammedanische Schule ge-
mevnt ist) gleichen. Oberhalb eines jeden Zimmers sind
sehr kleine, in den Felsen cingehauene Nischen, unter-
halb aus dem Stein gehauene Bilder." Nach dieser Be-
schreibung wird jeder, der etwas von den Tempeln auf
der östlichen Halbinsel des Ganges und in Tibet gehört
bat, diese „heidnischen Gebäude", (Baber war ein guter,
keineswegs aber versolgungssüchtiger Moslemin), für
buddhaistische Tempel erklären müssen.

Zu den anziehendsten und lehrreichsten Stellen sei-
ner ziemlich weitläufigen Denkwürdigkeiten gehört die
Beschreibung von Samarkand, aus der wir das für das
Kunstblatt Geeignete herausheben wollen.

„In der ganzen bewohnbaren Welt sind wenige
Städte so herrlich gelegen, wie Samarkand. Da sie nie-
mals ein Feind bestürmte oder eroberte so heißt sie auch
die beschüztc Stadt. Timur Beg machte sie zu sei-
ner Hauptstadt; vor ihm machte sie kein großer Mo-
narch jemals zum Sitz der Regierung. Noch befinden sich
daselbst die Palläste und Gärten, die ans Timur und
Ulugh Begs Befehl entstanden sind. Timur Beg baute
innerhalb der Citadelle von Samarkand einen herrlichen
Pallast, vier Stockwerke hoch, welcher berühmt ist unter
dem Namen Gok-serai. Es befinden sich daselbst meh-
rere andere herrliche Gebäude. Eines von diesen ist die
große Moschee, nah am Eisenthvre, innerhalb der Stadt-
walle, auS Stein gebaut. Eine Anzahl von Steinmetzen
kam eigends deßhalb aus Hindostan."

Zwcyhundert Steinmetzen, setzen wir aus der Ge-
schichte Timurs von S h e r i f e d d i n hinzu, kamen aus
Azerbarz-in, Fars und Indien; es wurden dazu 480
Pfeiler von gehauenen Steinen, jeder sieben Fuß hoch,
verwendet. Der Baghe - Shimal d. h. der nördliche
Garten, ward von Arbeitsleuten aus Sirien und Bag-
dad erbaut; diese scheinen vorzüglich durch feine Ausfüh-
Register
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