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Nr. 71

K u n st - B l a t t.

Montag, den z. S e p t e m b e r 1827.

An den Geh. Hofrath Fr. Kreuzer in
Heidelberg,

Aus dem ewig blühenden, an Natur- und Kunst-
Herrlichkeiten unerschöpflich reichen Florenz schreibe ich
Ihnen, und zwar aus der Villa des Chevalier Jnghirami,
dem ehemaligen Kloster Badia, welches mit der herrlichen
Kirche von Bruncllesco erbaut worden ist; Ihrer Freund-
schaft verdanke ick die Bekanntschaft u!d Aufnahme bey
Jnghirami, wo ich unter alte» etruskischen Monumen-
ten sitze und die Gegenwart vergäße, wenn nicht der lu-
stige Gesang der Landarbeiter, der Blüthenduft, das
köstliche Geläute von Florenz und Fieloles Glocken und
die sprechenden, hellleuchtenden Augen der Flvrentinerinnen
mich, daran mahnten.

Seit gestern bin ich hier, um das alte Fiesole der
Etrusker mit seinen Alterthümlichkeiten zu besuchen,
welches von Reisenden so wenig beachtet, selbst in vielen
Reisebeschreibunge» kaum aufgeführt worden. Dem Cbe-
valier Jnghirami verdankt wohl in neuester Zeit das
etruskische Alierthum sehr viel, und hoffentlich wird jezt
auch, seine» Anmahnungen zufolge, den etruskische»
Monumenten in Stein und Terracvtta, die in so reicher
Anzahl in Florenz vorhanden sind, bald bessere Aufstel-
lung zu Theil werden, und sie dem Staube und der frcyen
Luft entzogen, deren sie auf dem platten Dache des j
jIaji0 vccchio ausgesczt lind. Nicht genugsam ist das
große, jezt vollendete Werk von Jnghirami: Monumanti
etruschi zu empfehlen, und ich hoffe stets noch, daß wir
bald davon bey Cotta eine deutsche, in Hinsicht des Wertes
vielleicht etwas abgekürzte Bearbeitung werden erscheinen
sehen, da ja Cotta so vielfach in neuster Zeit Beweise
gegeben bat, baß er ben archäologischen Werken nur der
Wissenschaft wegen den Verlag übernommen. Die Abbil-
dungen, welcke Jnghirami selbst nach den Originalen ge-
zeichnet und gestochen hat, lassen, ich habe ste vielfältig
verglichen. betreff der Treue und Wahrheit nichts zu
wünschen übrig; diese würde der treffliche Künstler gewiß j
gern an Cotta liefern, und so könnte unter Ihren Augen i
ein für Deutschland so sehr wünschenswerrhes Werk zu j

Stande kommen. Das italienische Werk, welches ans
58 Lieferungen besteht nnd über i5o Rtblr. kostet, ist zu
kostbar, als daß es in Deutschland einheimisch werden
sollte, nnd doch kann es schwer ein Archäologe entbehren.
Um so wünschenswerther iväre die Verpflanzung desselben
auf deutschen Grund und Bode», da bev »ns das von
Raoul Rvchette mit Zusätzen und Verbesserungen herans-
gegebene Werk des Mlcakit L’Italie avant la Dominalion
des Romains, häufiger angetroffen wird und einen großen
Nuferlangt hat. Ohne mich in eine Kritik des Tertes ein-
zulasten, welcher in einem eigenen, 178 Seiten umfassen-
den Werke: OsservaLioni sopra i monumenti anlichi

uniti all’ opera inlitolata: 1’itaJia Avanti il dominio de’
Romani lcttc nell’ aprile del 1G11 in Florcnzc, scharf,

aber wahr beleuchtet worden ist, will ich nur anführen,
daß ich die bepgefügten Abbildungen in Folio überall, wo
ich sie mit den Originalen zu vergleichen im Stande war,
sehr fehlerhaft und falsch gefunden habe. Die Köpft nach
den alten etruskil'chen Monumenten gleichen sich in den
Abbildungen bepnahe überall, und als Muster dazu schei-
nen Davids Gemälde genommen zu sevn; vom Charak-
ter der Originale ist keine Spur zu finden, auch die
Proportionen sind in vieler Beziehung verfehlt. Bev
vielen hoch interessanten Gegenständen z. B. pl. xlv.
kommen durchaus verfehlte, kaum wieder zu erkennende
; Vorstellungen vor, (gedachtes Monument befindet sich
jezt in den Niederlanden); so ist das uralte, merkwür-
dige Monument pl. Xlv. 11. jn jeder Hinsicht falsch,
das Kostüm ist einzöllig anderes, der interessante Gür-
tel uni den Leib fehlt gänzlich und auch die Buchstaben
sind unrichlig, besonders was das Verbältniß derselben
unter sich anlangt. Bey den Abbildungen der etrus-
kischen oder sogenannten kvkloplschen Mauern wäre zu
wünschen gewesen, daß die Kupferstiche nicht so geleckt
und die Steinfügungen so mathematisch genau abgezirkelt
und verschönert worden wären, welches ln der Natur nickt
der Fall ist, ferner, daß auf jedem Blatte, wie z. B. auf
pl. XI. zur leichtern Anschauung nnd Maaßbestimmnng
der Größe, eine menschliche Figur in richtiger Propor-
tion zur Mauer bepgesügt worden wäre. Auch kbun die
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