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perspektivischen Darstellungen der Mauern, besonders
der Thvre von Volterra, der Deutlichkeit Schaden und
gehören nicht in ein Werk von diesem Zweck und dieser
Bestimmung.

In der, was Eleganz und Korrektheit betrifft, vor-
trefflichen Buch-und-Kupserdruckerey des Fr. Jnghirami
wird jezt ein Werk desselben gearbeitet, welches bald er-
scheinen soll, und wovon ich den Tert zum Theil und
mehrere Kupfer bereits gesehen habe. Einem langgefühi-
ren Bedürfniß für Fremde und Einheimische wird da-
durch abgeholfen, und ick glaube, daß es nicht uuinterci-
sant ist, das Ausführliche darüber hier mitzUtheilen. Es

ist nämlich eine Guida archeologica per l'Elruria , die
aus 18 Abtheilungen bestehen soll, und zwar: Ser. I.

Architcttura troglodilica ; II. Archit. ciclopea; III. Arcliit.
civile; IV. Scultura in pielra a bassorilievo; V. Scult.
in pictra di tondorilievo; VI. Scult. in gcmme; V II.
Scult. in terracotla sui vasi; VIII. Scult. in terra cotta
in bassorilievo ; IX. dit. in tondorilievo ; X. Scult.
in metallo in bassorilievo; XI. dit. metalli in tondori-
lievo ; XII. Incisione in metallo grafiiti ; XIII. Pitture
monocromate in vasi; XIV. Pitture in bassirilievi; XV.
Pitt, a fresco ; XVI.. Monete autonome; XVII. Carattcri;
XVIII. Scrittori moderni. Die erste Series wird, da sie
noch wenig, fast gar nicht bekannt gewordene Gegenstände
enthält, ausführlicher behandelt und zerfällt in§. i. Stile Pri-

mitivo, Grotta di Volterra ; §.2. Stile di transitione, Grotte
diVitcrbo; §. 3. Stile di perfezione, Grotte di Tarquinia
Itnt) in §. 4. Stile di decadcnza , Grotta di Viterbo alla
greca. Jeder Abtheilung werden ein, zwei), auch wohl
drev Kupfer beygegeben, um die Sache anschaulicher zu
machen. Interessant wäre es, wenn auch von diesem
Werke zugleich eine deutsche Uebersetzung erscheinen möch-
te. So hat auch der fleißige Ritter Jnghirami seit die-
sem Jahr ein Werk herausgegcben unter dem Titel:

Galleria Omerica o raccolta di Monumenti anticbi, 9..

wovon bereits fünf Lieferungen erschienen sind und wel-
ches im Ganzen aus ungefähr 36 Lieferungen bestehen
soll; er hofft das Studium des Homer zu erleichtern
und anschaulicher zu machen. Die bisher erschienenen
Kupfer sind, so weit es in der Macht des Verfassers
stand die Originale selbst zu benutzen, treu und gelun-
gen zu nennen; die folgenden Hefte dürsten an Interesse
zunehmcn, indem die bildlichen Darstellungen haupt-
sächlich nach etruskischen Monumenten geinacht werden,
welche so reich und interessant an Bildwerken aus dem
Homer sind.

Eine bedeutende Strecke ans der Nordseite der auf
hohem Berge liegenden und mit reizender Aussicht umge-
benen Stadt Fiesole findet man noch bedeutende, wohl-
erhaltcne Reste der sogenannten kyklopischen Mauer von
bewunderungswürdiger Größe und Stärke; auf einem

der Steine, zwischen den Uebcrbleibfeln des alten Skadt-
thvrs und der Kathedrale, sieht man neben einander zwey
Priape, ähnlich denen, wie sie auf den Pateren so häufig
Vorkommen, eingerizt. Für Erhaltung der Mauern, wel-
ches doch wohl sehr wichtig wäre, geschieht nichts; wie
Polppenarme winden sich die Baunilvurzeln zwischen die
Fugen durch, umschließen die einzelnen Steine und drän-
gen sie ans ihren alten Platzen.

Das hohe Alter — Ute Jahrhundert — abgerechnet,
gewahren die Kirchen in Fiesole nichts ausgezeichnet Merk-
würdiges, bis auf eine vortreffliche Skulptur von Mino,
da Fiesole (i5tes Jahrh.) in Marmor, gut erhaltene
Luka della Pobbia, ein Bild von Beato Angeliko da Fie-
sole in derselben Kirche, welcher er als Mond, angebör-
te. Auf dem Wege zum Kapuzinerklostcr, welches auf
der höchsten Spitze des Berges in einem Cvpreffenbaine
— den Ersten, welchen ick, gesehen — liegt, kommt man
zu der nicht alten Kapelle St. Aleffandro; dieselbe steht
auf den Grundmauern eines alten BacchuStempels, aus
dem für die Kapelle vierzehn jonische Säulenkapitale von
großer Schönheit benuzt worden sind; die bepm Bau Vor-
gefundene Inschrift, ein dem Bacchus gewidmeter Vo-
tivstein, ist zerstört worden.

Welch ein wichtiger und bewohnter Ort Fiesole zu
Römerzeiten gewesen, beweisen die Ueberreste eines Am-
phitheaters auS dieser Zeit, welches von großem Umfang
ist. Ein preußischer Baron — der Name war nicht zn
erfahren — hat daselbst graben lassen, aber nichts gefun-
den. Dieses Amphitheater ist wahrscheinlich das etrus-
kische Grab, welches hier entdeckt seyn soll, wovon Reise«
beschreibungen viel sprechen, in Fiesole aber durchaus
nichts bekannt geworden ist.

lieber das reizende Badia di Fiesole — woselbst auch
ein Zimmer für Sie bereit steht, wenn Sie hinkommen —
mit der großartigen herrlichen Kirche von Brunellesco,
seinen Marmorarbeiten, sage ich nichts, weil wir davon
.eine eigene sehr genaue und gute Beschreibung von Jn-
ghirami besitzen.

Schließlich muß ich Ihnen noch erzählen, daß in
Venedig unser knnstliebender Freund Weber täglich seine
Sammlung Alterthümer mit trefflichen Sacken vermehrt,
worüber er Ihnen nächstens für das Kunstl'latt Mitthei-
lungen macken wird. In Venedig wußte man mir viel
von einem deutschen General zu erzählen, der daselbst
äg»ptiscke Alter,bümer gekauft und nach Aegypten hin-
übergeführt habe!!

Morgen gehe ich nach Florenz zurück und denke Ih-
nen von da aus bald wieder zu schreiben, besonders über
Scytini und den begonnenen Kampf mit Hofrath Becker
in Offenback, welcher, wie ich höre, den harten Angriff
kräftig zurückz»weisen Willens seyn soll.


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