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Nr. 41

K u n st - B l a t t.

Montag, den 21. Mai 1327.

Kunstausstellung in Berlin

1826.

(Beschlich.)

Endlich ist hier noch einiger merkwürdigen Bildnisse
zn gedenken: Das Brustbild des GrvßherzogS von Meck-
lenburg -Strelitz, von Eggers, gibt eine üble Vorbe-
deutung für seine vor zwey Jahren hier ausgestellten,
schon alten Gemälden ähnlich sehenden Bilder; denn es
ist an den Schatten ganz schwarz und unkenntlich gewor-
den, als wenn es mit Asphalt gemalt wäre. — Desto
frischer und lebendiger sind mehrere kleine Geschwister,
mit einem Eichhörnchen auf dem Tische spielend, von
Erhard gemalt, die Familienähnlichkeit ist nur fast zu
stark. — Das große Kniestück eines Offiziers, der nach-
stnnend mit einem Buche, neben einem sonst noch wissen-
schaftlich besezten Tische sizt, von A. Schmidt, einem
Schüler Wachs, muß wohl getroffen >'epn, so wahrhaft
kündigt es sich ohne weiteres von selber an. — Eine
höchst sonderbare Erscheinung ist ein kürzlich aus Paris
hergekommenes, wenn ich nicht irre, von Frank ge-
maltes Bildniß, eines langbärtigen Mannes, der in ei-
nem Vücherzimmer sizt: ich meyne, es ist der als Son-
derling bekannte Graf Schlaberndorf, der mitten in
Paris, viele Jahre als philosophischer Einsiedler bep wun-
derlichen Studien lebte, und sich um sein großes Ver-
mögen daheim in Schlesien fast gar nicht bekümmerte,
sondern immer noch die Wiederkehr der Freoheft erwar-
tete, welche er in der Schreckenszeit und dann durch Na-
poleon hatte untergehen sehen, bis er unlängst darüber
starb. *) — Goethe ist dießmai der lezke: lebensgroß
steht er vor uns am Meerbusen von Neapel, dem
Ve'uv gegenüber bep einem Säulenstur; des alten dori-
schen Tempels in Pompeji, im grauen Mantel über dem

■>) Das l'cka,,»!,. iem »erstorbenen Kapellmeister Reichart
;uge,«r,ebene Bnch „Napoleon und das fr-»ijdsische Volk",
soll eigen tllly ihm angchbren.

schwarzen Frak und weiten Beinkleidern, mit aufgelöster
Halsbinde, er hat Hut und Stock hingeworfen, um
in ein Taschenbuch die Worte zu schreiben : „Noch nicht
vorbep, es muß erst frommen!" So gut genieint
dieses Bildniß vom prof. H. Kolbe (zu Düsseldorf) ist,
so mißrathcn und mißtönig ist jedoch alles mit einander,
die Landschaft, die Tracht, die sorgirte Genialität, und
die starren faltigen Gesichtszüge, welche das Ansehen ha-
ben, als wenn sie nach einer der lezten Büsten gemalt
waren. Dieses Bild, das, nur im Blendrahmen, gerade
am Ende der ganzen Zimmerreibe sieht, so daß cs durch
alle Thüren derselben entgegen tritt, wird so eine fast
gespenstische Erscheinung. In der Zimmerreibe auf der
andern Seite ist ganz ebenso Spontint's Prachtbild ge-
stellt: ist das ein Witz des Zufalls? —

Der lange schmale Gang, durch welchen wir den
Rückweg antreren, hangt auch noch von oben bis unten
voll Bilder, wir verweilen jedoch nur bep einigen vor-
züglichen Stücken. Z» diesen gehört eine Copie des herr-
lichen Raphael'schcn Wandgemäldes von den Svbil-
len, in der Kirche della Pace in Rom, welches unlängst
Palmaroli wieder gereinigt bat. Diese kleine Nachbil-
dung von Schoppe ist uns weit lieber, als seine großen
Bildnisse, und vergegenwärtigt uns das Urbild sehr leb-
haft. — Dies! scheint nicht so der Fall bey den fünf gro-
ßen Kreidezeichnungen, nach ausgefügtcn Wandgemälden
von der Kuppel der altern abgebrochenen Peterskirche,
welche erst im Jahr 1823 wieder entdeckt und in der
neuen Peterskirche aufgestellt sind. Durch besondere Ver-
günstigung hat Tcrnite sie durchgezeichnet: aber die
Ausführung ist sehr einförmig und manierirt, und gibt
schwerlich eine angemessene Vorstellung von den merkwür-
digen alten Gemälde». — Sehr getreu sind die Durch-
zeichnungen von den bevden äußersten Flügeln des E ycki-
scheu Altarbildes zu Gent, welche man vorlängst darum
beseitigt hatte, weil sie Adam und Eva in ihrer aller-
dings nicht nach schönen Modellen porträtirten Nacktheit
darstellen. Sie sind dadurch dem Verkaufe mit den übri-
gen hieher nach Berlin gekommenen Flügelthürcn entzo-
gen, und vor einigen Jahren erst im Archiv der Kirche

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