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Spätere Jahrhunderte gewähren dem Historien-
maler hinreichende Quellen der Erkundigung sowohl für
Tbacsachen überhaupt, als über Persönlichkeiten der Han-
delnden, Sitte der Zeit, Tracht der Stände re. insbe-
sondere. Nicht so die früheren und frühsten Jahrhun-
derte. Vergebens sucht hier der gründliche, wie der
kühne Künstler nach scharf gekennzeichneten Gestalten,
na» bestimmten Umrissen und Umgebungen, die ihm um
so uothwendiger sind, als die Phantasie im gegebenen
Felde doch ungezwungen schaffen soll. Die wenigen tief-
sinnigen und großartigen Grundzüge urdeutscher Art zu
empfinden und zu glauben, zu denken und zu handeln,
die uns die Römer gelegentlich aufbewahrt haben und
die durch das röinelnde Gewand des Jornandes,
Warncfrieb u. st w. durchschimmern — sie können,
wie sie auch in Klopstock's Gelehrtenrepublik und
sonst beysammen steht, dem plastisch-darstellenden Künst-
ler nicht genügen: seine Phantasie suhlt sich beengt in
dem zu weiten Spielräume, sie fürchtet sich leicht verführt
von den nur zu oft gesehenen, darum nur zu leicht und
unvermerkt sich unterschiebenden griechischen Gebilden.
Sie verlangt daher um so mehr scharfe Umgränzung der
Gestalten, deutschthümliches Gepräge der Charaktere;
sie will das Rauschen deutscher Eichenhaine vernehmen
und unter ihren grünen Lauben deutsche Menschen wan-
dein und handeln sehen.

Wobin sich nun wenden? Lassen sich solche
Kunstgebilde aus der Luft construiren?— Des Tacitns-
Germania ist von Rsths, Luden und Anderen mit Recht
zurüekerklärt worden aus den späteren deutschen Gesetzen,
nordischen länger lebendig gebliebenen Sitten und ed-
dischen Gesängen. So greife denn der junge Künstler
furchtlos und zuversichtlich zu den Dichtwerken des
zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts
und ihren früheren Anklängen! Hier ist eine
unsrer Erzväter nicht unwürdig wandelnde Nachkommen-
schaft; hier ist vielfacher Nachklang der Urzeit, unver-
hallc; hier ursprüngliche Grundanschauung mit der alten,
treu und lebendig überlieferten Heldensage verwebt, die
selber nur verjüngte Wiedergeburt noch früherer That,
noch früheren Glaubens ist.

Selbst in den Zügen, welche den Jahrhunder-
ten der Dichter und Undichter näher stehen
oder ganz anheim fallen, ist in Betracht späterer
Jahrhunderte oder gar unserer Tage, alterthümlichc
Farbe und Form, Anreiz und Anspruch für die zurück-
schaffende Phantasie des begeisterten Künstlers genug nie-
dergelegr undausgeprägt, als daß ihm nicht seine ahnen-
de Seele erfüllt werden sollte von treffenden Lichtgestalten
cnck für das ferne Nebelland unserer Urgeschichte. Die
Erzeugnisse großer und reicher Künstler in den lezten
zehn und zwanzig Jahren sind dafür der lebendigste Be-

; leg; und wie in den neuesten besten Büchern über deut-
sche Geschichte (von Bahrdt, Luden, Wolfgang Men-
zel), denen mit Recht auch der germanische skandina-
vische Norden nicht fremd geblieben ist, keine deut-
sche Urmildniß und keine thierische» Bärenhäuter
mehr Vorkommen, so sind sie auch aus den bessern
Kunstwerken verschwunden und haben sinnigeren,
innen bedeutsameren, kernkräftigeren Gestalten weichen
müssen.

(Der Beschluß folgt.)

M ü n ch c n.

Se. Maj. der König hat der Stadt New-York in
Nordamerika; für das von ihr übersandte Geschenk eines
lithographischen Prachtwerks (s. Kstbl. Nrv. 4. d. I.) ein
Gegengeschenk senden lassen, bestehend in einer Samm-
lung von 5o der vorzüglichsten lithographischen Blätter
nach Gemälden der Münchner Bildergallerie aus dem von
Pilotp, Flachenecker u. A. hcrausgegebenen Werke. Diese
Sammlung befindet sich in einem schönen Einbande mit
der einfachen Aufschrift: „König Ludwig der Stadt
N ew - A 0 r f", und ist bereits ans dem Wege nach Amerika.
Der Werth des schönen Geschenks ist durch den Sinn des
Gebers noch erhöbt worden. Erinnert man sich des An-
lasses dieser Sendungen, so findet man in den Thatsacben
einen Beweis, baß die Humanität, der Sinn für das
Gute und Schöne, die entferntesten Gegenden der Erde
verbindet.

W u n s ch.

Scho» längst wünscht gewiß jeder Freund der vater-
ländischen Kunst , daß von dem Bamberger Dom, wel-
cher meistens in dem byzantinisch neugriechischen Styl
aufgeführt ist, gelungene Abbildungen herausgegebcn
werden möchten. Denn diejenigen, welche man bis jezt
davon hat, das Rupprechtische Blatt ausgenommen —
verdienen fast gar keiner Erwähnung. Nur eine einzige
ältere Abbildung dieser Kirche ist mir bekannt, in wel-
cher jedoch der Baustvl gar nicht deutlich bezeichnet ist;
sie befindet sich in dem seltenen Werke: «colo-

siestiquc d’A!Iein«gne 1724. T. I. p. ,gi Die anderen
Abbildungen, sowohl in Kupferstich als Holzschnitt, er-
scheinen immer nur als Beywerke auf den Bildnissen
des Kaisers Heinrich und der Kunigunde, welche den
Dom tragen. Von einzelnen Theilen der Kirche ist außer
einigen Monumenten, nichts in Abbildungen erschienen.
Daher ein Werk, wie die von Möller, oder die überden
Dom zu Konstanz und den Freyburger Münster, dem
Unternehmer gewiß Nutzen und Ehre bringen würde.

I. Heller.
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