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Libra in Händen hatte, die gleich denen der Fußmaaße
in den Ruinen von Herkulanum und Pompeji gefunden
wurden, und unter diesen mehrere von Serpentinstein,
welche weder durch Orpdation, noch Abschleifung (wie
die Münzen) Veränderungen erlitten haben konnten.
Zwar fanden sich auch hier Abweichungen, aber eines
dieser Modelle trug vor allen Zeichen der Authenticität
an sich, indem dasselbe, neu und wohl erhalten, als
wenn es eben erst aus der Werkstatt käme, neben dem
eingegrabenen X, welches die zehn Libren bezeichnete,
und dem Namen des Künstlers die Inschrift D. 8. D.
bat, welche De Sententia Decurionum erklärt wird, und
demnach bewiese, daß dicß Maaß von der öffentlichen
Autorität anerkannt war. Das Gewicht desselben betrug
3258 Grammen und folglich das der römischen Libra
0,32580 Chilogramm. *)

Um hieraus den Werth des römischen Fußes in
Metres zu erhalten, hatte der Vers, nichts zu thun,
als das alte Maaßsystem mit dem neuen französischen zu
vergleichen, wvbey er sich indessen einige kleine Unacht-
samkeiten zu Schulden kommen läßt. Denn' voraus-
gesezt mit ihm, daß daS Wasser, von welchem zehn
römische liLrae einen Congius füllten, Regenwasscr ge-
wesen sep, dessen Dichtbeit bep gleicher Temperatur sich
zudem dcstillirten verhalte wie 1000:993, und daß
der hundertgradige Thermometer bey der Operation auf
io Grad stehe, so ist das Gewicht eines Litre dieses
Wassers, im leeren Raum gewogen, l x iJäSS?

Cbilvgramme — 1,0068, und in der Luft gewogen,
1,0068 — 0,0012 — i,oo56 Chilogramme. Der halbe
römische Kubikfuß wird sich daher zum kubischen Decimetre
verhalten, wie die verschiedenen Wassergewichte, welche
sie fassen, oder wie 3,2580:1,0056, wonach der halbe
Fuß 1,4797 Decimetres und der ganze 0,29594 Metres
beträgt. Der Verfasser hat in seinem Kalkül das Ge-
wicht der Luft übersehen und, indem er zugleich die Er-
pansion des Wassers etwas größer annahm, fand erden
Inhalt des Fußes zu 0,29622, was besser mit der Länge
des von ihm vorgezogenen Modelles von Bein stimmte.

*) Sehr wahrscheinlich ist, baß die libl>re, welche jejt in
den verschiedenen Städten Italiens in Gebrauch sind,
von der alten römischen Libra Herkommen, die mit der
Zeit theils durch Ungenauigkeit, thcils durch Betrug diese
Veränderungen erlitt. Am nächste» kommt derselben die
Apothcker-Libbra von Bologna, welche o,Z:5üü Chilo-
sramme enthält.

Nikolaus von Wyle.

Dieser ans Bremgarten in der Schweiz ge-
bürtige altdeutsche Prosaiker, der als Stadtschreiber zu

Eßlingen seine „Tütschungen" im Jahr 1478, damals in
Stuttgart anwesend, herausgab, wäre in Füßli's Künst-
lerlerikon unter den altdeutschen Malern aufzuführen ge-
wesen. Aber wir Deutschen kennen unsere eigenen Leute
so wenig, daß jener Auctor nicht einmal im Jöcher'schcu
Gelehrten-Lerikon anzuireffen ist; man lese über seine
Lebensumstände, was Panzer in den Annalen der älteren
deutschen Literatur S. 3r5 anführt, als Maler indes-
sen erwähnen wir seiner hier zuerst, zufolge eines an
ihn gerichteten Briefes des Aeneas Silvius (Papst Pius
II.), als Bischof von Siena. Er spricht darin mit aus-
gezeichnetem Lobe, minder von dem schriftstellerischen
Werth des Nikolaus von Wyle, als von seinen Maler-
vorzügen, indem er ein von ihm verfertigtes Bildniß
eines gemeinschaftlichen Freundes, Michael von Phullen-
dorf, ungemein rühmt. Die ganze Stelle verdient nach-
gelesen zu werden; sie findet sich in dem 119 Briefe, in
der Baseler Ausgabe der Werke des Aeneas Silvius,
1571, S.646. Die Ueberschrift dort „Nicolao de vim,
insignis civitatis Esselingcnsis secretario“ ist in dem be-
merkten Worte ganz falsch, eine früher dem G. R. Zapf
zugehörige Handschrift dieser Briefe vom Jahr 1476 liest
deutlich UNd richtig: „Nicolao de Wile.“

(Vorstehende, schon vor einem Jahre geschriebene
Zeilen dienen zur nöthigen Berichtigung eines im Kunst-
blatt 1827. Nr. 44. befindlichen Aufsatzes: „Ueber den
Maler Johann von Ulm", wvbey schon die Nedakrioü
ihr Befremden über diesen ganz irrig von dem Einsender
gebrauchten Vornamen äußerte. Wir wollen hier bey-
läufig bemerken, daß die Briefe des Aeneas Silvius für
die deutsche Kulturgeschichte des >5ten Jahrhunderts von
der größten Wichtigkeit sind. Eine weit bessere und voll-
ständigere Ausgabe dieser zahlreichen Briefe werden wir
hoffentlich den Bemühungen des Hrn. Hofr. Hoheneicher
in München zu verdanken haben.)

B. I. D.

Neue K u p f e r fr i ch e.

Ludwig von Beethoven, gez. von Decker,
gest. von Steinmüllcr. Wien, bey Artaria
und Komp. Kl. Folio.

Der charaktervolle Kopf dieses genialen Tonkünstlers
ist hier auf eine treue und geistreiche Weise dargestellt;
doch scheint die Aehnlichkeit aus einer etwas früheren Zeit zu
seynund dem Mittlern Mannesalter anzugehören. Inder
Ausführung bat sich der Kupferstecher brav gehalten, einige
Härten in den Fleischtönen abgerechnet, macht das Ganze
eine gute und kräftige Wirkung. Das Bildniß ist mit
dem Facsimile seiner Namensunterschrift versehen, und

S. K. K. H. dem Erzherzog Rudolph zngccignet.
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