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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (April-September)

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Nr. 40
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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742

Literatur

LITERATUR
Peter Jeffen, Der Ornamentftich.
Berlin, 1920. 384 Seiten mit 230 Ab®
bildungen. Geb. 90 Mark.
Endlich fchenkt uns Jeden das Buch,
welches feine zahlreichen Freunde und
Verehrer, die jemals in der Bibliothek und
Graphifchen Sammlung des Berliner Kunft®
gewerbemufeums gearbeitet haben, fich
längft von ihm wünlchten: die Gefchichte
der Vorlagen des Kunfthandwerks feit
dem Mittelalter bis zum ausgehenden
18. Jahrhundert. Das Buch hat internatio®
nale Bedeutung, nicht allein, weil es fyn®
optifch die europäifche Kunft betrachtet
— eine Betrachtungsweife, die uns gegen®
über den zufälligen nationalen Abgren®
zungen der Jetztzeit befonders nottut und
zu der vielleicht einzig der deutfche Kunlt®
hiftoriker fähig ift —, fondern noch weit
mehr, weil Jeden in der Abfolge feiner
Kapitel die jeweils treibenden Kräfte inners
halb der europäilchen Entwicklung dar®
ftellt und doch gleichzeitig die feinften
Einzelheiten zeichnet.
Es hätte eine trockene Aufzählung der
Vorlagewerke für Baukunlt, Kunftgewerbe
und Ornamentilten werden können. Jeden
gibt eine Gefchichte der optifchen Kul®
tur. Er reiht nicht auf, fondern feine
Darftellung geht in die Breite, ohne zu
verfchwimmen. Gerade bei der Flüffigkeit
der Darftellung bewundert man die ftraffe
innere Gliederung. Die Abbildungen find
glänzend gewählt. Man durchblättert nach
ihnen das Buch und fieht eine anfchauliche
Gefchichte des Ornaments wachfen.
Jeden hat die größten Verdienfte um
den Ausbau der Sammlungen der Ber®
liner Kunltgewerbe® Bibliothek. Gleich®
gültig, ob man fich mit der Theorie der
hifiorifchen Baukunlt, der Gefchichte der
dekorativen Malerei, allen Zweigen des
Kunftgewerbes befaßt — einzig in diefer
Bibliothek wird man in Deutfchland nahe®
zu vollzählig alle bedeutenden Werke
finden. Für den franzöfifchen Teil mag
die Bibliotheque Doucet in Paris gleich®
wertig fein, für den englifchen die Biblio®
thek des Royal Institute of British Archi®
tects, eine gleiche Gefamtfammlung ift in
Europa nicht zu finden. Es fcheint der
Stolz Jeffen's gewefen zu fein, mit diefem

Buch darauf hinzuweifen, daß auch der
außerdeutfche Forlcher die Beftände diefer
Bibliothek nicht unbeachtet lallen kann.
Der Schluß des Buches kündet eine
Neuauflage des Kataloges der Ornament-
ftichfammlung des Kunfigewerbemufeums
an, deffen Beltände feit Erfcheinen des
Kataloges 1894 um faft die Hälfte ver®
mehrt find. Die glänzende Einführung
zu diefem Katalog hat Jeffen in dem vor®
liegenden Werk gefchrieben. Für die ficher
bald notwendig werdende Neuauflage
wäre es erwünfcht, die Überficht am Schluß
nicht gar fo knapp zu halten. Auch die
Überfchriften der Unterabteilungen der ein®
zelnen Kapitel würde man gern finden.
A. E. Brincdmann
*
P. J. Meier, Werk und Wirkung des
Meifiers Konrad von Soeft. Mit 10
Tafeln. Münfier i. W., Univerfitätsbuch®
handlung Franz Coppenrath. 1. Sonderheft
der Zeitfchrift »Wefifalen, Mitteilungen
des Vereins für Altertumskunde Weft®
falens und des Landesmufeums der Pro®
vinz Wefifalen«.
Seinen verdienfilichen Forlchungen über
die mittelalterliche Kunft Niederfachfens
hat P. J. Meier mit der unter dem obigen
Titel erfchienenen Schrift ein abermaliges
wertvolles Glied eingefügt. Er liefert hier
eine eingehende Würdigung des bezeich®
neten Hauptwerkes des Konrad von Soeft,
des Niederwildunger Altares, delfen Stu®
dium durch die fchönen Aufnahmen von
Dr. Stoedtner neuerdings erleichtert worden
ift. Unter den Werken der Richtung des
Meifiers ftellt er die drei Tafeln derMarien-
kirche in Dortmund in die erfte Reihe und
gibt diefen vortrefflichen Bildern ihre ge®
bührende Stellung als unmittelbare Schöp®
fungen des Konrad, Befondere Beachtung
verdient die Mitteilung Meier's über einige
Nachrichten, die ihm aus dem Dortmunder
Archiv zugegangen find. Darnach wird
mehrfach ein Maler Konrad während der
erften Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts als
in Dortmund anfäffig erwähnt. Es ift alfo
die Möglichkeit ins Auge zu faffen, daß
tatfächlich der Zufatz »von Soeft« <de
Sufato) auf dem Wildunger Altar nicht
den Ort, fondern den Namen des Meifiers
bezeichnet — wie beiläufig 100 Jahre fpäter
 
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