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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 41/42
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Rosenberg, Marc: Das Modell des Michelangelo zur Kuppel von St. Peter in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36987#0249

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 41/42 8./15. JULI 1921

DAS MODELL DES MICHELANGELO
ZUR KUPPEL VON ST. PETER IN ROM
VON MARC ROSENBERG
IM Auguft vorigen Jahres gelangten die »Michelangelo^Studien« von Dagobert
Frey, der durch feine glänzenden Bramante-Studien berechtigtes Auffehen
erregt hat, in die Hände der füddeutfchen Fachgenofien. Es wird darin u. a. die
vielumltrittene Frage der Autorfdhaft Midhelangelo's an der heutigen KuppeL
(inie von St. Peter behandelt. Frey kommt zu dem Schluß, das vielgerühmte
Kuppelmodell, das diefe Linie zeigt, fei nicht das Werk des Michelangelo,
fondern eines Abbate Lelio Cosatti, im 18. Jahrhundert, der es Giovanni
Poleni zu Studienzwecben gefchenkt habe. Ausgangspunkt ilt für Frey
die Feltltellung einer genauen Überltimmung des Vafariberichtes mit zwei
Stichen von Duperac in Lafrerios »Speculum«. Er fchließt daraus, daß das
Modell des Michelangelo genau die Form gehabt haben muß, wie die Duperao
Stiche fie zeigen. Da aber das uns vorliegende Modell fowohl von der Be^
fchreibung des Vasari als auch von diefen Stichen abweicht, kann es nicht von
Michelangelo Itammen, und die Iteile, vielbewunderte Kuppellinie ilt daher
auch nicht von Michelangelo, fondern von Giacomo della Porta.
Unabhängig von diefer Publikation hat Regierungsbaumeilter H. R. Alker-
Karlsruhe denfelben Gegenftand bearbeitet und im Auguft 1920 in einer
Diflertation über »Die PortalfalTade von St. Peter in Rom nach dem Michel-
angelo=Entwurf« der Technifchen Hochfchule Karlsruhe vorgelegt. Darin wird
ebenfalls die Qbereinltimmung des Vasariberichtes mit den Duperac * Stichen
und die Abweichung des Modells von beiden feltgeltellt, nur kommt Alker
im Gegenfatz zu Frey zu dem Schluß, daß das Modell trotzdem von MicheL
angelo Itammt, und daß alle Abweichungen von Duperac nachträgliche Än-
derungen an der erften Modellfalfung find. Nur die Iteile Kuppellinie ilt nicht
zu jenen fpäteren Änderungen zu rechnen, da fie durch die Haarlemer Skizze
für Michelangelo gefiebert ilt, und fomit zeigt das Modell auch in diefem
Punkte Michelangelo's letzte Abficht.
Die Übereinltimmung beider Forfcher in dem Nachweis, daß der VasarN
bericht fich mit den Duperac=Stichen decht, zeigt — um mit Worten von Frey zu
reden —, »daß wir hier einer Wahrheit auf der Spur find.« Anders mit dem
Modell. Hier hat Alker eine allen bisherigen Forfchern überlegene Kenntnis
Nr. 41/42. 8./15. VII. 21
 
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