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Das Dante=Bildnis
Abb. 13. Sogenannte Totenmaske Dantes aus dem Bef.
der Torrigiani in den Uffizien, Florenz
fpüren ift, fo fcheint diefer Zeitanfatz auch
der gefetzmäßigen Vorausfetzung zu ent>
fprechen, daß die Entfaltung eines Typus
in der Malerei und Plaftik nahezu gleichen
Schritt zu halten pflegt.
In der Bülte von Neapel und in den
Fresken der Camera della Segnatura hat
das Dantebildnis feine klaffifche Ausprä^
gung erhalten. Raffael s Nachwirkung ift
vor allem in den Holzfchnitten der vene»
zianifchen Dantedrucke von 1521 und 1529
augenfällig1). Aber noch im Cinquecento
lebt daneben die fchwächlichere Auffaflung
eines Domenico di Michelino mit ihrer
1> Vgl. Passerini, a. a. O. tav. 32 u. 33,-
Holbrook, a. a. O. S. 8. Es find freie Wieder^
holungen des Kopfes aus dem Parnaß.
Abb. 14. Sogenannte Totenmaske Dante's im Bargello
Dreiviertelwendung in dem Brufibild der
Uffizien und dem von Raph. Morghen
nachgeftochenen vollftändigen Urbild in New
Haven fort2). Eigene Wege gehen auch
die Meifter des jugendlichen Profilkopfes
in Pifa und des greifen in Monte Caffino,
Vafari3) u.a.m. Wie dem Bildnis Luthers,
fo drückt jede Zeit auch dem Danteporträt
den Stempel ihres Geiftes auf. Seine fpä-
teren Wandlungen zu verfolgen, ilt nicht
mehr die Aufgabe unferer kurzen Betracht
tung. Sie wollte nur Fragen aufrollen,
deren Löfung noch eindringlicher Nach-
prüfung bedarf.
Man wird mir vielleicht verhalten, daß
ich einem zufälligen Umftande, wie der
fpäteren mißverftändlichen Auslegung des
Boccacciotextes zu viel Bedeutung für
die ikonographifche Entwicklung gegen^
über der fchöpferifchen Geltaltungskraft eines
Raffael oder Botticelli beigemeflen hätte. Ich
verkenne nicht, daß fie und der Meifter der
2) Vgl. die Ausführungen von Holbrook,
a. a. O. S. 182 ff. und Passerini, a.a.O. tav.37,
38 u. 42.
3) Vgl. Passerini, a. a. O. tav.40, 41 u. 34,-
Holbrook, a. a. O. S. 157 ff, der nodh bei Va-
sari die Einwirkung T. Gaddi's vermutet.
Das Dante=Bildnis
Abb. 13. Sogenannte Totenmaske Dantes aus dem Bef.
der Torrigiani in den Uffizien, Florenz
fpüren ift, fo fcheint diefer Zeitanfatz auch
der gefetzmäßigen Vorausfetzung zu ent>
fprechen, daß die Entfaltung eines Typus
in der Malerei und Plaftik nahezu gleichen
Schritt zu halten pflegt.
In der Bülte von Neapel und in den
Fresken der Camera della Segnatura hat
das Dantebildnis feine klaffifche Ausprä^
gung erhalten. Raffael s Nachwirkung ift
vor allem in den Holzfchnitten der vene»
zianifchen Dantedrucke von 1521 und 1529
augenfällig1). Aber noch im Cinquecento
lebt daneben die fchwächlichere Auffaflung
eines Domenico di Michelino mit ihrer
1> Vgl. Passerini, a. a. O. tav. 32 u. 33,-
Holbrook, a. a. O. S. 8. Es find freie Wieder^
holungen des Kopfes aus dem Parnaß.
Abb. 14. Sogenannte Totenmaske Dante's im Bargello
Dreiviertelwendung in dem Brufibild der
Uffizien und dem von Raph. Morghen
nachgeftochenen vollftändigen Urbild in New
Haven fort2). Eigene Wege gehen auch
die Meifter des jugendlichen Profilkopfes
in Pifa und des greifen in Monte Caffino,
Vafari3) u.a.m. Wie dem Bildnis Luthers,
fo drückt jede Zeit auch dem Danteporträt
den Stempel ihres Geiftes auf. Seine fpä-
teren Wandlungen zu verfolgen, ilt nicht
mehr die Aufgabe unferer kurzen Betracht
tung. Sie wollte nur Fragen aufrollen,
deren Löfung noch eindringlicher Nach-
prüfung bedarf.
Man wird mir vielleicht verhalten, daß
ich einem zufälligen Umftande, wie der
fpäteren mißverftändlichen Auslegung des
Boccacciotextes zu viel Bedeutung für
die ikonographifche Entwicklung gegen^
über der fchöpferifchen Geltaltungskraft eines
Raffael oder Botticelli beigemeflen hätte. Ich
verkenne nicht, daß fie und der Meifter der
2) Vgl. die Ausführungen von Holbrook,
a. a. O. S. 182 ff. und Passerini, a.a.O. tav.37,
38 u. 42.
3) Vgl. Passerini, a. a. O. tav.40, 41 u. 34,-
Holbrook, a. a. O. S. 157 ff, der nodh bei Va-
sari die Einwirkung T. Gaddi's vermutet.