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Hamburger Ausstellungen
phifchen Blättern, ein Bild, und auch das
nicht an einen Privatmann, fondern an die
Kunlthalle verkauft. Der Grund des
fchlechten Erfolges lag z. T, an der Über«
fülle der gezeigten Werke, die unter der
Unüberfichtlichkeit des Lokals zu leiden
hatten, an der fchlechten Gefchäftslage und
an dem, es muß leider gefagt fein, nicht
fehr hohen Niveau der Ausheilung, Das
Publikum trifft allerdings auch infofern ein
Teil der Schuld, als die Hamburger, wie
die Künftler mit Recht hervorheben, ihre
Bilder in Berlin oder München kaufen und
auch dann nur von Künftlern, deren Ruf
auch im Reich anerkannt ih. Es war be«
zeichnend für die durch die Zeit beein«
trächtigte Schaffensfreudigkeit einzelner
Künftler, daß das Hauptbild der Aushel«
iung, die Eltern des Künftlers von Sdhaper
aus dem Befitz der Kunlthalle 1905 und
das Selbltbild Eitner's, feine beite Arbeit,
1911 entbanden find. Auch andere Künh«
ler fchienen nichts Rechtes im Atelier ge»
habt zu haben und begnügten fich damit,
ältere Werke zu zeigen. Von den jüngeren
Kräften fah man manche anfprechende Ar«
beit, doch nichts, was tieferen Eindruck,
hinterlaffen oder auch nur eine irgendwie
originelle Löfung oder Auffalfung der bei-
den Themen gezeigt hätte. Das weitaus
meifte hielt fich auf der ehrbaren, aber
langweiligen Mittellinie. Die Ausheilung
war ein weiterer Beweis dafür, daß die Kunh
in Hamburg in einer fchweren Krife fich
befindet.
Ergiebiger waren mehrere Ausheilungen
auswärtiger Künftler. Die Macke «Kol«
lektion im Kunhverein enthielt leider
nicht die behen Arbeiten der Berliner Schau,-
was blieb, war talentvoll und liebens«
würdig, nicht mehr. —* K anold t's Fehig«
keit wirkte mit wohltuender Ruhe neben
dem fich reichlich ekhatifch gebärdenden
Waske, der fich immer mehr zu wieder«
holen fcheint. Seine frühen Parifer Bilder
zeigen noch feine feine kolorihifche Be«
gabung.
In den Hanfawerkhätten find Carl
Hofer und Felix Müller zu fehen. Die
kleine Kollektion des letzteren, nicht durch-
weg gut, zeigte doch mit erfreulicher Deut«
lichkeit, daß von dem von vielen totge«
fagten Expreffionismus noch heute, wenn
nur eine Perfönlichkeit von hohem Rang
dahinter heht, die lebenskräftighen Ein«
drücke ausgehen können.
Schließlich ih an die Reihe der z. Zt. in
Deutfchland im Anfchluß an den Berliner
Erfolg veranfialteten Munch «Aushel«
lungen auch die des Haufes Commeter
anzufügen. Die Firma gehört zu denen,
die am erften für den Künftler bei feinem
Auftreten in Deutfchland eingetreten find.
Sie hat mit befonderer Mühe faft das
ganze graphifche Werk z. T. aus Privat«
befitz zufammengetragen. Dazu kommen
noch einige befonders fchöne Gemälde,
unter denen die drei Mädchen auf der
Brücke und eine Landlchaft obenan hehen.
Die Ausheilung gehört zu den beiten, die
Hamburg lange gefehen hat.
Der Munch«Ausheilung war in den«
felben Räumen eine Ausheilung modernher
Graphik vorausgegangen, die der Kunh«
bund«Hamburg, der die Förderung
neueher Kunh fich zur Aufgabe gemacht
hat, unter der Leitung Wilhelm Nie«
meyer's und Rofa Schapire's mit großem
künfilerifchem Gelingen veranhaltet hatte.
Es fielen die fchönen Aquarelle Grammatte's
und Radziwilfs auf.
In der Kunlthalle find kürzlich im
Erdgefchoß die Kabinette der Hamburger
des 18. Jahrhunderts eröffnet worden.
Denner, v. d. Smifien, Joh. Jakob und Joh.
H. W. Tifchbein find aus langer Verbor«
genheit des Magazins befreit und würdig
in den neuen Räumen zur Aufhängung
gelangt. Der an diefe Säle anfchließende
Verbindungsgang zum Altbau ih nach
Entwürfen von Fr. Ahlers=Hehermann
ausgefchmückt worden.
In den entfprechenden neueröffneten
Kabinetten der Südfeite ih z. Zt. eine
Ausheilung der Kupferhiche Dürer's mit
den dazugehörigen Studien in Reproduk«
tionen in chronologifcher Anordnung ver«
anhaltet worden. Das kunhhihorifche In«
tereffe der kleinen Ausheilung wird durch
einen von Direktor Pauli verfaßten, illu«
hrierten Katalog erhöht, der zum Preife
von 2.50 Mark durch die Kunlthalle zu
beziehen ih.
Zum Schluß fei einiger Neuerwerbungen
des Mufeums gedacht, unter denen Trüb«
ner's köftliches Bild »Beim römifchen Wein«
Hamburger Ausstellungen
phifchen Blättern, ein Bild, und auch das
nicht an einen Privatmann, fondern an die
Kunlthalle verkauft. Der Grund des
fchlechten Erfolges lag z. T, an der Über«
fülle der gezeigten Werke, die unter der
Unüberfichtlichkeit des Lokals zu leiden
hatten, an der fchlechten Gefchäftslage und
an dem, es muß leider gefagt fein, nicht
fehr hohen Niveau der Ausheilung, Das
Publikum trifft allerdings auch infofern ein
Teil der Schuld, als die Hamburger, wie
die Künftler mit Recht hervorheben, ihre
Bilder in Berlin oder München kaufen und
auch dann nur von Künftlern, deren Ruf
auch im Reich anerkannt ih. Es war be«
zeichnend für die durch die Zeit beein«
trächtigte Schaffensfreudigkeit einzelner
Künftler, daß das Hauptbild der Aushel«
iung, die Eltern des Künftlers von Sdhaper
aus dem Befitz der Kunlthalle 1905 und
das Selbltbild Eitner's, feine beite Arbeit,
1911 entbanden find. Auch andere Künh«
ler fchienen nichts Rechtes im Atelier ge»
habt zu haben und begnügten fich damit,
ältere Werke zu zeigen. Von den jüngeren
Kräften fah man manche anfprechende Ar«
beit, doch nichts, was tieferen Eindruck,
hinterlaffen oder auch nur eine irgendwie
originelle Löfung oder Auffalfung der bei-
den Themen gezeigt hätte. Das weitaus
meifte hielt fich auf der ehrbaren, aber
langweiligen Mittellinie. Die Ausheilung
war ein weiterer Beweis dafür, daß die Kunh
in Hamburg in einer fchweren Krife fich
befindet.
Ergiebiger waren mehrere Ausheilungen
auswärtiger Künftler. Die Macke «Kol«
lektion im Kunhverein enthielt leider
nicht die behen Arbeiten der Berliner Schau,-
was blieb, war talentvoll und liebens«
würdig, nicht mehr. —* K anold t's Fehig«
keit wirkte mit wohltuender Ruhe neben
dem fich reichlich ekhatifch gebärdenden
Waske, der fich immer mehr zu wieder«
holen fcheint. Seine frühen Parifer Bilder
zeigen noch feine feine kolorihifche Be«
gabung.
In den Hanfawerkhätten find Carl
Hofer und Felix Müller zu fehen. Die
kleine Kollektion des letzteren, nicht durch-
weg gut, zeigte doch mit erfreulicher Deut«
lichkeit, daß von dem von vielen totge«
fagten Expreffionismus noch heute, wenn
nur eine Perfönlichkeit von hohem Rang
dahinter heht, die lebenskräftighen Ein«
drücke ausgehen können.
Schließlich ih an die Reihe der z. Zt. in
Deutfchland im Anfchluß an den Berliner
Erfolg veranfialteten Munch «Aushel«
lungen auch die des Haufes Commeter
anzufügen. Die Firma gehört zu denen,
die am erften für den Künftler bei feinem
Auftreten in Deutfchland eingetreten find.
Sie hat mit befonderer Mühe faft das
ganze graphifche Werk z. T. aus Privat«
befitz zufammengetragen. Dazu kommen
noch einige befonders fchöne Gemälde,
unter denen die drei Mädchen auf der
Brücke und eine Landlchaft obenan hehen.
Die Ausheilung gehört zu den beiten, die
Hamburg lange gefehen hat.
Der Munch«Ausheilung war in den«
felben Räumen eine Ausheilung modernher
Graphik vorausgegangen, die der Kunh«
bund«Hamburg, der die Förderung
neueher Kunh fich zur Aufgabe gemacht
hat, unter der Leitung Wilhelm Nie«
meyer's und Rofa Schapire's mit großem
künfilerifchem Gelingen veranhaltet hatte.
Es fielen die fchönen Aquarelle Grammatte's
und Radziwilfs auf.
In der Kunlthalle find kürzlich im
Erdgefchoß die Kabinette der Hamburger
des 18. Jahrhunderts eröffnet worden.
Denner, v. d. Smifien, Joh. Jakob und Joh.
H. W. Tifchbein find aus langer Verbor«
genheit des Magazins befreit und würdig
in den neuen Räumen zur Aufhängung
gelangt. Der an diefe Säle anfchließende
Verbindungsgang zum Altbau ih nach
Entwürfen von Fr. Ahlers=Hehermann
ausgefchmückt worden.
In den entfprechenden neueröffneten
Kabinetten der Südfeite ih z. Zt. eine
Ausheilung der Kupferhiche Dürer's mit
den dazugehörigen Studien in Reproduk«
tionen in chronologifcher Anordnung ver«
anhaltet worden. Das kunhhihorifche In«
tereffe der kleinen Ausheilung wird durch
einen von Direktor Pauli verfaßten, illu«
hrierten Katalog erhöht, der zum Preife
von 2.50 Mark durch die Kunlthalle zu
beziehen ih.
Zum Schluß fei einiger Neuerwerbungen
des Mufeums gedacht, unter denen Trüb«
ner's köftliches Bild »Beim römifchen Wein«