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sind so gross, dass man, wäre nicht die Unterschrift, glauben könnte,
dass es sich um eine ganz andere Bauanlage handle.
Zara.
Max Dvorak
Dr. Bernhard Patzak: Palast und Villa in Toscana.
Erstes Buch: Die Zeit des Werdens. (Die Renaissance- und Ba-
rockvilla in Italien, Bd. I.) — Leipzig, Klinkhardt & Biermann,
1912. M. 40.
In dem vorliegenden Buche, mit dem ein wirklich notwendiges
und wärmstens zu begrüssendes Sammelwerk über die neuzeitliche ita-
lienische Villa eröffnet wird, verfolgt der Verfasser die Entwicklung des
toscanischen Villenbaues bis hart an die Schwelle der Renaissance. Die
bürgerliche toscanische Villa des Mittelalters, an die dann die Re-
naissancevilla unmittelbar anknüpft, hat sich erst im 13. und 14. Jahrh.
gebildet, und zwar aus recht heterogenen Elementen; diese Elemente
werden also vom Verf. festgestellt und dann im eigentlichen Texte bis
in das früheste Mittelalter, in der Einleitung noch darüber hinaus in
die Antike zurückverfolgt — in die orientalische Antike selbstver-
ständlich, da ja sonst das Buch nicht zeitgemäss wäre. Überdies wird
eine kurze Betrachtung — eine Art Einleitung zur Einleitung — über
das altrömische Haus und Villa vorausgeschickt, mit der wir uns ord-
nungsgemäss zuerst zu beschäftigen haben.
Die beiden genannten römischen Wohnbautypen sind natürlich auch
orientalischen Ursprungs; wie die späten italischen Nachkommen, so
mussten auch schon die römischen Väter in ihrem Unvermögen aus der
nie versiegenden orientalischen Quelle schlürfen — das will offenbar
Patzak, der sonst jeden Zusammenhang zwischen der römischen und
der späteren italienischen Villa leugnet (S. 36), damit sagen. So lässt
nach ihm das tuskanische Atrium noch deutlich die primitive Form des
orientalischen zentralen Wohnhofes erkennen; aber das bekannte Volum-
niergrab bei Perugia, eine unterirdische Nachahmung eines etruskischen
Hausinnern, hat, obwohl es sonst schon den ganz vollendeten Grundriss
des späteren römischen Atriumhauses zeigt, über dem Atrium eine voll-
ständig geschlossene Satteldecke ohne jede Spur eines Impluviums. Das
setzt natürlich einen lichtspendenden Vorhof voraus, wie er uns tat-
sächlich zugleich mit seinem Namen, „vestibulum", literarisch überliefert
ist (Gellius, XVI. 5); erst als er aufgehoben wurde, musste man zu dem
ziemlich gekünstelten Behelfe einer mit wagrechter Lichtöffnung ver-
sehenen Decke greifen, wodurch erst das Atrium seine reine Hallenform
verlor und sich dem Hoftypus annäherte; jedenfalls recht nachträglich,
wie man sieht. Auf ein etruskisches Stadthaus möchte ich daher auch
die mit einem Satteldache versehene Hausurne aus dem Borentinischen
Museum beziehen, in der Patzak den Vertreter eines von dem Atrium-
hause wesentlich verschiedenen etruskischen Villentypus erblicken will.
sind so gross, dass man, wäre nicht die Unterschrift, glauben könnte,
dass es sich um eine ganz andere Bauanlage handle.
Zara.
Max Dvorak
Dr. Bernhard Patzak: Palast und Villa in Toscana.
Erstes Buch: Die Zeit des Werdens. (Die Renaissance- und Ba-
rockvilla in Italien, Bd. I.) — Leipzig, Klinkhardt & Biermann,
1912. M. 40.
In dem vorliegenden Buche, mit dem ein wirklich notwendiges
und wärmstens zu begrüssendes Sammelwerk über die neuzeitliche ita-
lienische Villa eröffnet wird, verfolgt der Verfasser die Entwicklung des
toscanischen Villenbaues bis hart an die Schwelle der Renaissance. Die
bürgerliche toscanische Villa des Mittelalters, an die dann die Re-
naissancevilla unmittelbar anknüpft, hat sich erst im 13. und 14. Jahrh.
gebildet, und zwar aus recht heterogenen Elementen; diese Elemente
werden also vom Verf. festgestellt und dann im eigentlichen Texte bis
in das früheste Mittelalter, in der Einleitung noch darüber hinaus in
die Antike zurückverfolgt — in die orientalische Antike selbstver-
ständlich, da ja sonst das Buch nicht zeitgemäss wäre. Überdies wird
eine kurze Betrachtung — eine Art Einleitung zur Einleitung — über
das altrömische Haus und Villa vorausgeschickt, mit der wir uns ord-
nungsgemäss zuerst zu beschäftigen haben.
Die beiden genannten römischen Wohnbautypen sind natürlich auch
orientalischen Ursprungs; wie die späten italischen Nachkommen, so
mussten auch schon die römischen Väter in ihrem Unvermögen aus der
nie versiegenden orientalischen Quelle schlürfen — das will offenbar
Patzak, der sonst jeden Zusammenhang zwischen der römischen und
der späteren italienischen Villa leugnet (S. 36), damit sagen. So lässt
nach ihm das tuskanische Atrium noch deutlich die primitive Form des
orientalischen zentralen Wohnhofes erkennen; aber das bekannte Volum-
niergrab bei Perugia, eine unterirdische Nachahmung eines etruskischen
Hausinnern, hat, obwohl es sonst schon den ganz vollendeten Grundriss
des späteren römischen Atriumhauses zeigt, über dem Atrium eine voll-
ständig geschlossene Satteldecke ohne jede Spur eines Impluviums. Das
setzt natürlich einen lichtspendenden Vorhof voraus, wie er uns tat-
sächlich zugleich mit seinem Namen, „vestibulum", literarisch überliefert
ist (Gellius, XVI. 5); erst als er aufgehoben wurde, musste man zu dem
ziemlich gekünstelten Behelfe einer mit wagrechter Lichtöffnung ver-
sehenen Decke greifen, wodurch erst das Atrium seine reine Hallenform
verlor und sich dem Hoftypus annäherte; jedenfalls recht nachträglich,
wie man sieht. Auf ein etruskisches Stadthaus möchte ich daher auch
die mit einem Satteldache versehene Hausurne aus dem Borentinischen
Museum beziehen, in der Patzak den Vertreter eines von dem Atrium-
hause wesentlich verschiedenen etruskischen Villentypus erblicken will.