Künstler zur Last fallen, widersprechen allem, was wir von Watteau
kennen. Hinzu kommt, dass Baron, der während seines Pariser Auf-
enthaltes Watteau nahestand, die Bilder in England erst einige Jahrzehnte
nach Watteaus Tode radierte.
Nun finden wir „La Revanche des Paisans" in der Galerie Corsini
zu Rom (Nr. 676) mit der einwandfreien Signatur ,,H. van der Moiron"
und das „Pillement d'un village par 1' ennemy" im Germanischen Mu-
seum zu Nürnberg (Nr. 375 [344]). Das letztgenannte Bild wird dort
Breydel zugeschrieben, doch verrät es trotz des ruinösen Zustandes die
gleiche Hand wie die römische Tafel.
Dass uns hier Kopien Meirens nach Watteau vorlägen, scheint mir
gänzlich ausgeschlossen, da sie — im Gegensatz zu anderen Kopien
nach Watteaus Soldatenbildern — im Stil keinerlei Anklänge an die
früheren Bilder des Künstlers zeigen, dagegen durchaus mit den be-
glaubigten Arbeiten des vlämischen Kleinmeisters zusammengehen zu-
dem stirbt Meiren, von dem ein Aufenthalt in Paris nicht; be-
kannt ist, bereits 1708. Es erscheint demnach als das wahrscheinlichste,
dass Baron zwei unsignierte Repliken Meirens gestochen hat — denn das
römische Bild besitzt ein anderes Gegenstück — in dem guten Glauben,
frühe Arbeiten Watteaus zu reproduzieren.
Wien. E. Heinrich Zimmermann.
Louis Hautecoeur, Rome et la Renaissance de
l'antiquite ä la fin du XVIII° siecle. Bibliotheque des
Ecoles frangaises d'Athenes et' de Rome, Fascicule 105. Paris
Fontemoing et Cie, editeurs, 1912.
In diesem Buch wird gezeigt, wie die klassische Antike, deren Ver-
ehrung bereits seit langer Zeit den ersten Glaubensartikel des akade-
mischen Kredos bildete, um 1755 ihr Fascinium zu verstärken beginnt,
wie diese von vielen Strömen gespeiste Bewunderung zu einer Wieder-
geburt der antiken Kunst führt und wie dieser Klassizismus, der kos-
mopolitische Stil der Jahrhundertwende, in die neuen Bildungen über-
leitet, die man unter dem Titel der Romantik zusammenzufassen pflegt.
Man wird sagen können, dass diese These nicht neu ist — entspricht
sie doch der allgemeinen Anschauung von der künstlerischen Entwicklung
dieser Jahrzehnte —, aber man wird zugeben müssen, dass sie noch
niemals mit einem solchen Aufwand von gründlicher und gelehrter Be-
lesenheit und von vielseitiger Monumentenkenntnis gestützt worden ist
wie in diesem Buch, das das Zentrum einer Reihe parallel gerichteter
Studien des Verfassers bildet1). Dabei hat er sich durchaus nicht mit
9 L. Hautecoeur, L' Academie de Parme et ses concours ä la fin du
XVIIIe siecle in Gazette des Beaux Arts 1910, II, 147; ders., Les Arts ä Naples
au XVIIIe siecle, daselbst 1911, I, 395 und II, 156; ders. L'architecture classi-
que ä Saint-Petersbourg ä la fin du XVIII° siecle, Paris, Honore Champion
1912. (Bibliotheque de 1' Institut francais de Saint^Petersbourg, T. II).
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kennen. Hinzu kommt, dass Baron, der während seines Pariser Auf-
enthaltes Watteau nahestand, die Bilder in England erst einige Jahrzehnte
nach Watteaus Tode radierte.
Nun finden wir „La Revanche des Paisans" in der Galerie Corsini
zu Rom (Nr. 676) mit der einwandfreien Signatur ,,H. van der Moiron"
und das „Pillement d'un village par 1' ennemy" im Germanischen Mu-
seum zu Nürnberg (Nr. 375 [344]). Das letztgenannte Bild wird dort
Breydel zugeschrieben, doch verrät es trotz des ruinösen Zustandes die
gleiche Hand wie die römische Tafel.
Dass uns hier Kopien Meirens nach Watteau vorlägen, scheint mir
gänzlich ausgeschlossen, da sie — im Gegensatz zu anderen Kopien
nach Watteaus Soldatenbildern — im Stil keinerlei Anklänge an die
früheren Bilder des Künstlers zeigen, dagegen durchaus mit den be-
glaubigten Arbeiten des vlämischen Kleinmeisters zusammengehen zu-
dem stirbt Meiren, von dem ein Aufenthalt in Paris nicht; be-
kannt ist, bereits 1708. Es erscheint demnach als das wahrscheinlichste,
dass Baron zwei unsignierte Repliken Meirens gestochen hat — denn das
römische Bild besitzt ein anderes Gegenstück — in dem guten Glauben,
frühe Arbeiten Watteaus zu reproduzieren.
Wien. E. Heinrich Zimmermann.
Louis Hautecoeur, Rome et la Renaissance de
l'antiquite ä la fin du XVIII° siecle. Bibliotheque des
Ecoles frangaises d'Athenes et' de Rome, Fascicule 105. Paris
Fontemoing et Cie, editeurs, 1912.
In diesem Buch wird gezeigt, wie die klassische Antike, deren Ver-
ehrung bereits seit langer Zeit den ersten Glaubensartikel des akade-
mischen Kredos bildete, um 1755 ihr Fascinium zu verstärken beginnt,
wie diese von vielen Strömen gespeiste Bewunderung zu einer Wieder-
geburt der antiken Kunst führt und wie dieser Klassizismus, der kos-
mopolitische Stil der Jahrhundertwende, in die neuen Bildungen über-
leitet, die man unter dem Titel der Romantik zusammenzufassen pflegt.
Man wird sagen können, dass diese These nicht neu ist — entspricht
sie doch der allgemeinen Anschauung von der künstlerischen Entwicklung
dieser Jahrzehnte —, aber man wird zugeben müssen, dass sie noch
niemals mit einem solchen Aufwand von gründlicher und gelehrter Be-
lesenheit und von vielseitiger Monumentenkenntnis gestützt worden ist
wie in diesem Buch, das das Zentrum einer Reihe parallel gerichteter
Studien des Verfassers bildet1). Dabei hat er sich durchaus nicht mit
9 L. Hautecoeur, L' Academie de Parme et ses concours ä la fin du
XVIIIe siecle in Gazette des Beaux Arts 1910, II, 147; ders., Les Arts ä Naples
au XVIIIe siecle, daselbst 1911, I, 395 und II, 156; ders. L'architecture classi-
que ä Saint-Petersbourg ä la fin du XVIII° siecle, Paris, Honore Champion
1912. (Bibliotheque de 1' Institut francais de Saint^Petersbourg, T. II).
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