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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Muthesius, Hermann: Die sechste kunstgewerbliche Ausstellung (Arts and Crafts exhibition) in New Gallery, Regent Street, London
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0154

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142 DIE SECHSTE KUNSTGEWERBLICHE AUSSTELLUNG IN NEW GALLERY, LONDON

stücke herzustellen. Dann aber besitzt er überhaupt
eine starke Abneigung gegen jede Art von Ausstellungen,
die besondere Opfer von ihm verlangen. So kommt
es, dass eine ganze Reihe der bekanntesten englischen
Gewerbekünstler überhaupt nicht ausgestellt haben,
sie lassen Lücken, deren sich der Uneingeweihte nicht
bewusst wird. Die jetzige Ausstellung ist im allge-
meinen nichts als eine Zusammenstellung der in den
verschiedenen Künstlerwerkstätten zufällig vorhandenen
und abkömmlichen, für andere als für Ausstellungs-
zwecke gefertigten Sachen.

Freilich ist, das muss zu-
gestanden werden, bei Durch-
musterung der Ausstellerliste
der Umstand überraschend,
dass sie ziemlich genau mit
der Liste von 1896 überein-
stimmt. Fast kein neuer Name
tritt auf, kein neues Talent
macht sich geltend. Auch die
Ausstellungsgegenstände wei-
sen fast genau denselben Cha-
rakter auf, wie die vor drei
Jahren. Man hat wieder die
Stoffe von Voysey, die Metall-

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Sachen von Dawson wie damals, man sieht die Schmuck-
sachen von Ashbee, die Einbände von Cobden Sander-
son, die man 1896 bewunderte, und sie beherrschen ge-
rade noch so das Feld wie damals. In dieser Stetigkeit
scheint sich ein gewisserStillstand bemerklich zu machen.
Noch eine andere kleine Nebenerscheinung ist bedenklich;
man fängt an, sich einem deutlich hindurchblickenden
Selbstkultus in den Reihen jener Männer hinzugeben,
die einst so tapfer vorkämpften, um die Phalanx der
künstlerischen Interesselosigkeit des Publikums zu
durchbrechen. Abgesehen davon, dass etwa der vierte
Teil der ganzen Ausstellung
den Werken des seit drei Jah-
ren toten William Morris ge-
widmet ist, macht sich eine
gewisse Wichtigthuerei der Ge-
meinde, die dem Meister ihr
Dasein verdankt, in vielen Ne-
bensächlichkeiten bemerkbar.
Man hat oft Gelegenheit, die
feierliche Miene zu belächeln,
mit welcher nichtige Kleinig-
keiten vorgeführt werden, die
Wichtigkeit, mit welcher der
Katalog eine Reihe von oft

Naturstudien von HERMANN HEIDR1CH, Berlin.
 
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