DIE GEGENWARTIGE LAGE DER DEKORATIVEN KÜNSTE IN FRANKREICH
müsste und wie die mit uns in Wettbewerb stehenden
Nationen gefordert haben und mehr denn je fordern,
dass es bei ihnen geschieht.
Das in seiner Gesamtheit einen Besitz der Union
centrale bildende National-Museum der dekorativen
Künste hat seine ihm zugewiesene Unterkunft unter
dem Dache des Louvre, im
Pavillon Marsan. Dem Ge-
setze, welches ihm diese
Stätte zuwies, ist im Jahre
1897 seitens des Parlaments
mit Begeisterung zugestimmt
worden, allein die Räume
sind durch die kaum geord-
neten Massen von Wischen
des Rechnungshofes in An-
spruchgenommen! Der Neu-
bau für denselben verzögert
s,ch, nicht im geringsten
etwa durch ein Verschulden
des Architekten, sondern weil
gewisse reine Verwaltungs-
Formalitäten in Bezug auf
die freie Verfügung über den
gesamten erforderlichen
Grundbesitz nicht zum Ab-
schluss gelangen.
Ihr Verwaltungsrat hat
seine Beschwerden unabläs-
sig zu Gehör gebracht und
es auch durchgesetzt, dass
die Frage dem Ministerrate
unterbreitet worden ist. Die
Regierung hat darauf erklärt,
dass eine solche Lage nicht
länger geduldet werden könne
«nd eine amtliche Note hat
feierlich kund und zu wissen
gethan, dass der Finanz-
minister und der Minister des
öffentlichen Unterrichts und
der schönen Künste den Auf-
trag erhalten haben, dem
Präsidenten des Rechnungs-
hofes die Räumung des Pa-
villon Marsan einzuschärfen
und ihm jede wünschens-
werte Erleichterung zu ge-
währen, um diese Räumung
ohne Verzug zu bewerkstel-
ligen; Man konnte darauf
eines Tages die zuständigen
Minister, den Präsidenten des ^^^^^^^^^^^
Rechnungshofes, den Architekten und den Vorsitzenden
der Union centrale aus dem Finanzministerium, wo sie
sich bei Tagesanbruch versammelt hatten, in Prozession
sich nach dem Pavillon Marsan begeben sehen, wo sie
dem scharfen Staube in den Archiven des Rech-
nungshofes Trotz bietend, lange Beratschlagungen
hielten. Das war vor drei Monaten. Nichts ist seit-
dem geschehen, nichts gethan worden und der bisherige,
Kunstgewerbeblatt. N. F. XI. H. 1.
denkbar erschlaffendste Zustand bleibt bestehen.
Während solchergestalt auf der einen Seite das Mu-
seum der dekorativen Künste körperlich verhindert
wird, seine grossen und lehrreichen Sammlungen auf-
zustellen und seine Studien- und Vortragssäle zu
eröffnen, verfallen andererseits unsere Pariser nationalen
Entwurf zu einem Cigarettenplakat von ALPHONS MUCHA.
kunstgewerblichen Schulen und gefährden die Gesund-
heit ihrer Schüler in Bauten ohne die elementarsten
hygienischen Vorsichtsmassregeln. Die Verwaltung
der schönen Künste verzweifelt einem solchen Schau-
spiele gegenüber, doch ist es darum nicht minder
wahr, dass dies das herzzerreissende Bild der Lage
der dekorativen Künste in Frankreich darstellt. Es
ist dem Staate nicht genug, aus sich selbst nichts
müsste und wie die mit uns in Wettbewerb stehenden
Nationen gefordert haben und mehr denn je fordern,
dass es bei ihnen geschieht.
Das in seiner Gesamtheit einen Besitz der Union
centrale bildende National-Museum der dekorativen
Künste hat seine ihm zugewiesene Unterkunft unter
dem Dache des Louvre, im
Pavillon Marsan. Dem Ge-
setze, welches ihm diese
Stätte zuwies, ist im Jahre
1897 seitens des Parlaments
mit Begeisterung zugestimmt
worden, allein die Räume
sind durch die kaum geord-
neten Massen von Wischen
des Rechnungshofes in An-
spruchgenommen! Der Neu-
bau für denselben verzögert
s,ch, nicht im geringsten
etwa durch ein Verschulden
des Architekten, sondern weil
gewisse reine Verwaltungs-
Formalitäten in Bezug auf
die freie Verfügung über den
gesamten erforderlichen
Grundbesitz nicht zum Ab-
schluss gelangen.
Ihr Verwaltungsrat hat
seine Beschwerden unabläs-
sig zu Gehör gebracht und
es auch durchgesetzt, dass
die Frage dem Ministerrate
unterbreitet worden ist. Die
Regierung hat darauf erklärt,
dass eine solche Lage nicht
länger geduldet werden könne
«nd eine amtliche Note hat
feierlich kund und zu wissen
gethan, dass der Finanz-
minister und der Minister des
öffentlichen Unterrichts und
der schönen Künste den Auf-
trag erhalten haben, dem
Präsidenten des Rechnungs-
hofes die Räumung des Pa-
villon Marsan einzuschärfen
und ihm jede wünschens-
werte Erleichterung zu ge-
währen, um diese Räumung
ohne Verzug zu bewerkstel-
ligen; Man konnte darauf
eines Tages die zuständigen
Minister, den Präsidenten des ^^^^^^^^^^^
Rechnungshofes, den Architekten und den Vorsitzenden
der Union centrale aus dem Finanzministerium, wo sie
sich bei Tagesanbruch versammelt hatten, in Prozession
sich nach dem Pavillon Marsan begeben sehen, wo sie
dem scharfen Staube in den Archiven des Rech-
nungshofes Trotz bietend, lange Beratschlagungen
hielten. Das war vor drei Monaten. Nichts ist seit-
dem geschehen, nichts gethan worden und der bisherige,
Kunstgewerbeblatt. N. F. XI. H. 1.
denkbar erschlaffendste Zustand bleibt bestehen.
Während solchergestalt auf der einen Seite das Mu-
seum der dekorativen Künste körperlich verhindert
wird, seine grossen und lehrreichen Sammlungen auf-
zustellen und seine Studien- und Vortragssäle zu
eröffnen, verfallen andererseits unsere Pariser nationalen
Entwurf zu einem Cigarettenplakat von ALPHONS MUCHA.
kunstgewerblichen Schulen und gefährden die Gesund-
heit ihrer Schüler in Bauten ohne die elementarsten
hygienischen Vorsichtsmassregeln. Die Verwaltung
der schönen Künste verzweifelt einem solchen Schau-
spiele gegenüber, doch ist es darum nicht minder
wahr, dass dies das herzzerreissende Bild der Lage
der dekorativen Künste in Frankreich darstellt. Es
ist dem Staate nicht genug, aus sich selbst nichts