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DIE ZEUGDRUCK-AUSSTELLUNG IM OSTERREICHISCHEN MUSEUM IN WIEN
lavanischer Batik - Sarong. (Österreichisches Museum.)
prächtigen modernen Sammct- und Kattundrucken vor-
nehmlich englischer und französischer Provenienz dem
Praktiker - und unter den österreichischen Indus-
triellen bilden die Zeugdrucker eine bedeutsame
Gruppe die gediegensten Vorbilder darbietet,
andererseits dem Publikum zum erstenmal eine kunst-
industrielle Technik in ihrem historischen Entwicklungs-
gange vorführt, der, trotz ihres so ausgeprägten
stilistischen Eigenwertes, in den Augen der breiteren
Kreise, ja leider selbst in der Auffassung mancher
Fachleute das Odium der Surrogattechnik anhaftet.
Die Geschichte des Zeugdrucks bestätigt freilich
das Naheliegen dieses Irrtums: Jahrhundertelang hatte
sich der Zeugdruck durch die Nachahmung aller
möglichen textilen Techniken durchzukämpfen gehabt,
bis er seine eigene stilistische Sprache fand, und immer
wieder - bis in unsere Zeit — verfiel er gelegentlich
in sein altes Erbübel, die Imitationssucht! Aber auf
der anderen Seite lehrte auch die historische Ent-
wicklung des Zeugdrucks in ihren Kulminationspunkten
die gute moderne Produktion zählt gottlob dar-
unter, - zu welcher Höhe stilistischer Selbständigkeit
der Zeugdruck sich aufzuschwingen vermag und sich
aufschwingen muss, um den Ehrenplatz einer kunst-
gewerblichen Technik in des Wortes höchstem und
engstem Sinne einzunehmen!
Die ältesten Gegenstände der Zeugdruckausstellung
des österreichischen Museums Teile von hand-
bemalten ägyptischen Mumienumhüllungen — weisen
auf das Dekorationsverfahren zurück, dem der Zeug-
druck seinen Ursprung verdanken dürfte. Der älteste
Zeugdruck der Ausstellung befindet sich auf einem
Teil der Kleidung einer von Theodor Graf in Akhmin-
Panopolls ausgegrabenen, etwa 1500 Jahre alten Puppe:
das Muster ist in schwarzblauer Farbe auf ungefärbtem
Grunde in einer Art von Reservagedruck hergestellt
und ahmt in seiner Ornamentation die Wirkerei-
ornamentik der Spätantike getreulich nach. Das frühe
Mittelalter ist durch eine Reihe vornehmlich byzan-
tinischer und italienischer Zeugdrucke vertreten: haupt-
DIE ZEUGDRUCK-AUSSTELLUNG IM OSTERREICHISCHEN MUSEUM IN WIEN
lavanischer Batik - Sarong. (Österreichisches Museum.)
prächtigen modernen Sammct- und Kattundrucken vor-
nehmlich englischer und französischer Provenienz dem
Praktiker - und unter den österreichischen Indus-
triellen bilden die Zeugdrucker eine bedeutsame
Gruppe die gediegensten Vorbilder darbietet,
andererseits dem Publikum zum erstenmal eine kunst-
industrielle Technik in ihrem historischen Entwicklungs-
gange vorführt, der, trotz ihres so ausgeprägten
stilistischen Eigenwertes, in den Augen der breiteren
Kreise, ja leider selbst in der Auffassung mancher
Fachleute das Odium der Surrogattechnik anhaftet.
Die Geschichte des Zeugdrucks bestätigt freilich
das Naheliegen dieses Irrtums: Jahrhundertelang hatte
sich der Zeugdruck durch die Nachahmung aller
möglichen textilen Techniken durchzukämpfen gehabt,
bis er seine eigene stilistische Sprache fand, und immer
wieder - bis in unsere Zeit — verfiel er gelegentlich
in sein altes Erbübel, die Imitationssucht! Aber auf
der anderen Seite lehrte auch die historische Ent-
wicklung des Zeugdrucks in ihren Kulminationspunkten
die gute moderne Produktion zählt gottlob dar-
unter, - zu welcher Höhe stilistischer Selbständigkeit
der Zeugdruck sich aufzuschwingen vermag und sich
aufschwingen muss, um den Ehrenplatz einer kunst-
gewerblichen Technik in des Wortes höchstem und
engstem Sinne einzunehmen!
Die ältesten Gegenstände der Zeugdruckausstellung
des österreichischen Museums Teile von hand-
bemalten ägyptischen Mumienumhüllungen — weisen
auf das Dekorationsverfahren zurück, dem der Zeug-
druck seinen Ursprung verdanken dürfte. Der älteste
Zeugdruck der Ausstellung befindet sich auf einem
Teil der Kleidung einer von Theodor Graf in Akhmin-
Panopolls ausgegrabenen, etwa 1500 Jahre alten Puppe:
das Muster ist in schwarzblauer Farbe auf ungefärbtem
Grunde in einer Art von Reservagedruck hergestellt
und ahmt in seiner Ornamentation die Wirkerei-
ornamentik der Spätantike getreulich nach. Das frühe
Mittelalter ist durch eine Reihe vornehmlich byzan-
tinischer und italienischer Zeugdrucke vertreten: haupt-