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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Badisches Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0073

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BADISCHES KUNSTGEWERBE

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Arbeit aus der dekorativen Fachklassc dei\ Kunstgewerbeschule zu Karlsruhe.

zur Einsicht vorgeführt werden. Die ersten aber noch
unvollkommenen Versuche in der Anwendung solchen
Fassadenschmuckes wurden unseres Wissens in Ham-
burg gemacht.

Die Glasmalerei hat in Baden in den letzten Jahren
einen bedeutenden Aufschwung genommen, denn das
Land zählt insgesamt acht zum Teil sehr grosse Fabriken
und Ateliers, die nicht allein die Bedürfnisse des Landes
decken, sondern der Hauptsache nach noch sehr
viel für das Ausland fertigen. So besitzt die Stadt
Offenburg allein vier grössere Geschäfte, in denen
ausserdem noch die Glasätzerei und die Anfertigung
des sogenannten Musselinglases betrieben wird. Aus
den Werkstätten dieser Fabriken sind schon zahlreiche
und äusserst tüchtige Leistungen nach Amerika, Eng-
land, Schweden-Norwegen, Russland, Spanien u. s. w.
hinausgesendet worden, woselbst sie dem badischen
Kunstgewerbe zur besonderen Ehre gereichen. Von
dem bekannten Freiburger Meister Fritz Geiges, der
namentlich in dem Gebiete der mittelalterlichen, kirch-
lichen Kunst Hervorragendes leistet und sich in geradezu
virtuoser Weise in diese Zeit eingelebt hat, finden wir
in unserem Hefte ein grösseres Kirchenfenster, welches
in zwei Teile gegliedert ist. Auch hier vermissen wir
leider die eigentliche Farbenwirkung, welche diesem
Werke den besonderen Reiz verleiht. Oeiges steht
neben dem Frankfurter Linnemann ausser Zweifel an
der Spitze der kirchlichen Glasmalerei, da er nicht
allein der künstlerische Erfinder seiner Werke ist, sondern
dieselben auch technisch meisterhaft ausführt. Seine
Arbeiten für die Münster in Freiburg i. B., Eichstätt,
Konstanz, Frankfurt a. M., Bonn, Magdeburg und für
zahlreiche sonstige Kirchen geben hierfür ein beredtes
Zeugnis. Auch für die Augusta-Gnadenkirche und
die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin hat
Oeiges prächtige Fenster gefertigt, die mit zum Besten
gehören, was in Deutschland überhaupt in neuerer
Zeit auf diesem Gebiete geleistet wurde. Professor
Geiges ist z. Zt. mit drei grösseren Glasgemälden für den
Erweiterungsbau des Freiburger Rathauses beschäftigt,
welche geschichtliche Momente und historische Portraits
zur Darstellung bringen. Auch der dekorative Fassaden-
schmuck des Freiburger Rathauses ist ein sehr be-

achtenswertes Werk dieses Meisters. Als weitere

Vertreter der badischen Glasmalerei nennen wir noch
Drinneberg in Karlsruhe, Beiler in Heidelberg, Heimle
und Merzwcilcr in Freiburg i. B., Wilhelm Schell,
Adolf Schell, Vittali, Börncr und Geck in Offenburg.
Von den letztgenannten enthält unser Heft noch ein
dreiteiliges Treppenhausfenster.

Aus dem Gebiete der Möbelfabrikation finden wir
von der Hofmöbelfabrik von A. Dietler in Freiburg i. B.
noch die Illustration eines Jagdzimmers. Diese be-

Entwurf zu einer Urkunden-Mappe der Säckinger Walfisch-Gesellschaft
von Direktor H. GÖTZ, Karlsruhe.
 
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