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VIERLÄNDER KUNST
Dieleilinterieur aus Neuengamme. Aufgenommen von H. Haase, Hamburg.
einrahmenden und zugleich zu grossen Vierecken zu-
sammenschliessenden manganvioletten, etwas marmo-
rierten Kacheln. Die anderen Kacheln zeigen jene be-
kannten typischen landschaftlichen und figürlichen Mo-
tive, Mühlen, Bauernhäuser, Schiffe, phantastische
kleine Schlösser u. dgl. m. Ausserdem kommen noch
einfarbige grüne und gelbe Kacheln vor, die gern zur
Bekleidung des Herdunterbaues benutzt werden.
Diese Teile der Hausausstattung, dazu die Delfter,
englischen u. a. Teller der Wandbörten ausgenommen,
herrscht im Hause absolut Vierländer Eigenkunst.
I , Da haben wir zunächst die Ausstattung der Diele,
soweit sie aus Holz ist. Treppengeländer in ein-
fachen Rokokoformen ausgesägt, sowie die grossen
Thüren der Herde wären zu erwähnen. Letztere sind
wohl ganz original (Seite 84). Sie sind aus senk-
rechten Brettern zusammengefügt, oben mit wenigen
Ausnahmen halbkreisförmig abgeschlossen. Der obere
Halbkreis ist mit mehr oder weniger reichem, aus-
gesägten Ornament verziert. Kleeblattformen, Spät-
renaissance, Blumen- und Laubwerk wiegen vor. Die
Innenseite der Thür wird ausgenutzt, um daran Löffel,
Topfdeckel u. dgl. aufzuhängen — man möchte sagen,
es sei das ein Seitenstück zu der sorgsamen Aus-
nutzung des Gartenterrains bis ins Kleinste, die wir im
Lande überall beobachten.
Die Thüren der Alkoven der Diele, welche die
Schlafstellen der Knechte enthalten, sind nur ausser-
ordentlich selten etwas verziert, (s. Seite 79.)
An beweglichen Möbeln finden wir auf der Diele
Bänke, die zugleich lange Laden vorstellen und
immer originelle Seitenlehnen mit irgend einer be-
wegten Kontur oder mit durchbrochenem Ornament
haben. Echt Vierländer Schränke sind selten, indessen
giebt es doch alte, stark gotisierende grössere und
kleinere aus dem 16. Jahrhundert, sowie auch origi-
ginelle spätere Eckschränke. Ihre Stelle ersetzen die
Truhen, die wir zwar auf der Diele finden die wir
aber auch in der Stube antreffen und dort besprechen
wollen.
Die Stubenthür ist auch auf der Diele meist etwas
verziert, z. B. mit Intarsien in Sternform und Eisen-
beschlag. Ein kleines Fenster, das Stube und Diele
verbindet, ist bisweilen mit Bleiverglasung in geo-
metrischem Muster verziert. Daran knüpfen wir gleich
die Erwähnung der sich noch heute findenden kleinen
bemalten Fensterscheiben, die gemäss ehemaliger Sitte
von Freunden beim Bezug des Hauses oder anderen
VIERLÄNDER KUNST
Dieleilinterieur aus Neuengamme. Aufgenommen von H. Haase, Hamburg.
einrahmenden und zugleich zu grossen Vierecken zu-
sammenschliessenden manganvioletten, etwas marmo-
rierten Kacheln. Die anderen Kacheln zeigen jene be-
kannten typischen landschaftlichen und figürlichen Mo-
tive, Mühlen, Bauernhäuser, Schiffe, phantastische
kleine Schlösser u. dgl. m. Ausserdem kommen noch
einfarbige grüne und gelbe Kacheln vor, die gern zur
Bekleidung des Herdunterbaues benutzt werden.
Diese Teile der Hausausstattung, dazu die Delfter,
englischen u. a. Teller der Wandbörten ausgenommen,
herrscht im Hause absolut Vierländer Eigenkunst.
I , Da haben wir zunächst die Ausstattung der Diele,
soweit sie aus Holz ist. Treppengeländer in ein-
fachen Rokokoformen ausgesägt, sowie die grossen
Thüren der Herde wären zu erwähnen. Letztere sind
wohl ganz original (Seite 84). Sie sind aus senk-
rechten Brettern zusammengefügt, oben mit wenigen
Ausnahmen halbkreisförmig abgeschlossen. Der obere
Halbkreis ist mit mehr oder weniger reichem, aus-
gesägten Ornament verziert. Kleeblattformen, Spät-
renaissance, Blumen- und Laubwerk wiegen vor. Die
Innenseite der Thür wird ausgenutzt, um daran Löffel,
Topfdeckel u. dgl. aufzuhängen — man möchte sagen,
es sei das ein Seitenstück zu der sorgsamen Aus-
nutzung des Gartenterrains bis ins Kleinste, die wir im
Lande überall beobachten.
Die Thüren der Alkoven der Diele, welche die
Schlafstellen der Knechte enthalten, sind nur ausser-
ordentlich selten etwas verziert, (s. Seite 79.)
An beweglichen Möbeln finden wir auf der Diele
Bänke, die zugleich lange Laden vorstellen und
immer originelle Seitenlehnen mit irgend einer be-
wegten Kontur oder mit durchbrochenem Ornament
haben. Echt Vierländer Schränke sind selten, indessen
giebt es doch alte, stark gotisierende grössere und
kleinere aus dem 16. Jahrhundert, sowie auch origi-
ginelle spätere Eckschränke. Ihre Stelle ersetzen die
Truhen, die wir zwar auf der Diele finden die wir
aber auch in der Stube antreffen und dort besprechen
wollen.
Die Stubenthür ist auch auf der Diele meist etwas
verziert, z. B. mit Intarsien in Sternform und Eisen-
beschlag. Ein kleines Fenster, das Stube und Diele
verbindet, ist bisweilen mit Bleiverglasung in geo-
metrischem Muster verziert. Daran knüpfen wir gleich
die Erwähnung der sich noch heute findenden kleinen
bemalten Fensterscheiben, die gemäss ehemaliger Sitte
von Freunden beim Bezug des Hauses oder anderen