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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Minkus, Fritz: K. k. österreichisches Museum für Kunst und Industrie in Wien: die dritte Winterausstellung und die Konkurrenz aus dem Hoftiteltaxfond
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0137

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K. K. ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE IN WIEN

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puritanische Schlichtheit der Formen und des ganzen
Arrangements wettgemacht durch den Zauber der
Farbe: im Hoffmann-Pospischill'schen Zimmer hebt
an den Wänden und den Bezügen der Sitzmöbel ein
feines Grau-blau den prächtigen Ton des dunklen
Mahagoni und den Glanz der spiegelnden Kristall-
scheiben ; im
Schönthaler-

schen In-
terieurklingt
die reizvolle
Färbung des
schwach sie-
gellackrot
gebeizten
und in der
Maserung
leicht mit
grünlicher
Bronzefarbe
eingelasse-
nen Eichen-
holzes mit
den matten

Messingbeschlägen, dem Lawendcl-
blau der Tapeten, den bunten Blu-
men des im Fond blauen Cretons
der Bettdecke, der Vorhänge u. s. w.
zu einem unvergleichlich schönen,
frischen und doch sanft abgedämpf-
ten Gesamtaccord zusammen.

Auch bei einem dritten Juwel
unter den neun Interieurs der dies-
jährigen Winterausstellung, einem
von M. Niedermoser reizend aus-
gestatteten Damensalon, spielt die
feindurchdachte Zusammenstellung
der Farben hellgrau gebeiztes

Ahornholz, leuchtendgelbe Wand-
und mattblaue Möbelbezüge — die
Hauptrolle; doch ist hier das deko-
rative Moment nicht so schlankweg
negiert, wie in den beiden früher ge-
nannten Räumen; das gilt insbe-
sondere von dem zwecklich nicht
erforderten, aber im Effekt sehr hüb-
schen und flott gezeichneten Holz-
bogen, der, zwei einander gegen-
überstehende Pfeilerschränkchen ver-
bindend, das Zimmer in zwei Kom-
partimente teilt und dadurch die
malerische Wirkung des Raumes
wesentlich erhöht, ohne sie jedoch
im geringsten gesucht oder aufdring-
lich zu gestalten.

Diese richtige Mitte zwischen
Rein-Nutzmässigem und Dekorati-
vem, zwischen Streng-Tektonischem
und Malerischem ist auch in den
übrigen Interieurs der Ausstellung
glücklich eingehalten worden: in

Etagere, entworfen und ausgeführt von FRANZ ZELEZNY in Wien

einer vom Architekten Leopold Müller entworfenen, von
/. W. Müller ausgeführten schönen, anheimelnden
»Hall«, in der eine nach der oben ringsumher-
laufenden Galerie führende, sehr malerisch wirkende
Treppe, eine eingebaute behagliche Kaminecke und
ein angebautes trauliches »Cosy Corner« ebenso durch

ihre reizvol-
len Details,
wie durch ih-
re gelungene
Zusammen-
stimmung
gerechte Be-
wunderung
erregen; in
einem nach
den Entwür-
fen des Ar-
chitekten
Baron F.
Kraus von
Portols G-Fix
hergestellten
»Atelier«, in
dem das in den Einzelheiten einiger-
massen an van der Velde gemah-
nende Holz werk, trotz seiner etwas
missglückten, schmutzig graubraunen
Färbung, angenehm auffällt; in einer
ausserordentlich phantasievollen Jagd-
halle (Entwurf von Max Schmidt,
Ausführung von F. O. Schmidt), in
der bequeme modernenglische Leder-
fauteuils die zweckmässige Möblie-
rung bilden, während eine eigen-
artige Architektur (flaches Kuppel-
gewölbe über mächtigen Penden-
tifs, breite Bogen, gedrungene Zwerg-
säulen) - ein glänzend gelungener
Versuch, mittelalterliche Bauformen
mit modernem Geiste zu durch-
setzen - den überaus poetischen,
fascinierenden Rahmen abgiebt1);
schliesslich in dem interessanten nach-
Max Jaray's Zeichnung von Sieg-
mund Jaray geschaffenen Damen-
schlafzimmer, das eine unserer Illu-
strationen zeigt; dieser luxuriöse und
namentlich in der einheitlichen hell-
gelblich-violetten Farbenstimmung
märchenhaft schöne Raum ist ins-
besondere beachtenswert wegen der
aparten Schnitzereien, mit denen
F. Zelezny das durchgehends mit un-
poliertemCedernhoIzfournierte Holz-
werk verziert hat: das Fournierholz

Ofen , nach Entwurf des Architekten

RUDOLF HAMMEL ausgeführt von

L. & C. HARDTMUTH in Wien.

1) Leider Hess sich dieser hochin-
teressante Raum infolge Misslingens der
photographischen Aufnahmen nicht re-
produzieren.
 
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