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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

DOI Artikel:
Berling, Karl: Neues über Altmeissner Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0146

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'34

NEUES ÜBER ALTMEISSNER PORZELLAN.

»ersten Klasse« herauszuheben (Anmkg 351). Das
im Wortlaut gegebene Aktenstück Nr. 4 enthält alle
Bildhauer und Maler, die im Jahre 1731 in Meissen
thätig waren, mit Angabe der Art ihrer Arbeit, wie
lange diese bereits gedauert, wann und wo sie ge-
boren. Auch sämtliche Vornamen sind hinzugefügt.
Dies ist aber
nicht ohne Be-
deutung, wenn

man berück-
sichtigt, dass in
Meissen immer

ein wenig-
Günstlingswirt-
schaft betrieben

wurde, wo-
durch verschie-
dene Personen
gleichen Na-
mens beschäf-
tigt worden
sind. So kom-
men u. a. zwei
Herold, zwei
Kaendler, drei
von Löwenfink,
vier Mehlhorn,
fünf Lücke vor.
An den von
mir angeführten

Thatsachen
wird sich nicht
allzuviel ändern
lassen. Sie be-
ruhen auf An-
gaben in den
im Dresdner
Hauptstaats-
archive aufbe-
wahrten Fabrik-
akten; einer
eventuellen
Kontrolle we-
gen gebe ich in
jedem einzelnen

Falle meine
Quelle an. Aber
so reichhaltig

diese Akten
auch sein mö-
gen, vollzählig

sind sie nicht. Ein oder das andere Stück scheint
während der Kriegsunruhen verloren gegangen zu
sein.1) Mehrfach liess sich aber das von mir be-
treffs der künstlerischen Entwicklung für wichtig er-
achtete aus den Akten nicht herausfinden. Ich glaube

Altmeissner Porzellan. Uhr in Bronzegestell mit buntbemalten Porzellanwaren und -Blumen
65,5 cm hoch. (Kgl. Schloss Wilhelmsthal bei Kassel.)

1) Aus dem Jahre 173g stammt ein Verzeichnis der
bei der Fabrik »gehaltenen Akten« (H. St. Arch. Loc. 1342.
Vol. X, Bl. 225), das mehreres heute nicht mehr Vor-
handenes enthält.

nun wohl, dass einige meiner in solchen Fällen ge-
machten Schlussfolgerungen auf Widerspruch stossen
werden. So meine Ansicht über das, wasTschirnhaus
gefertigt hat (S. 6 f.), über die Unterschiede der ver-
schiedenen Steinzeuge (S. 25 f.), über die sog. Callot-
figuren (S. 44), über die Goldmarken (S. 163 f.) u. dgl. m.

Ich habe hier

nur Vermu-
tungen ausge-
sprochen und
bin gern bereit,
mich belehren
zu lassen. Ge-
wiss hätte man
in der Beweis-
führung mehr-
fach weiter
gehen können,
man hätte z. B.,
um die Unter-
schiede zwi-
schen den Bött-
ger-Steinzeugen
undderenNach-
ahmungen wis-
senschaftlich
festzulegen, zu
der chemischen
Analyse greifen
sollen. Meine
Absicht war das
auch, ich fand

aber trotz
meiner Bemüh-
ungen nicht die
hierfür geeig-
nete Kraft. Ich
musste hierund
in einigen an-
deren Fällen auf

eine weitere
Verfolgung der
Angelegenheit
wegen der ge-
ringen mir zur

Verfügung
stehenden Zeit

verzichten.
Denn, um die
finanzielle Seite
des Unterneh-
mens zu ermöglichen, hatte ich die Fertigstellung des
Werkes zur Pariser Weltausstellung zusichern müssen.
Wenn aber auch in dieser oder jener Einzelheit
mit der Zeit eine andere Ansicht wie die meine für
richtig erkannt werden sollte, so gebe ich mich doch
der Hoffnung hin, in dem vorliegenden Buche zum
erstenmale ausführlich und für den Sammler und
Museumsmann brauchbar diesen Gegenstand auf Grund
des Aktenmaterials und meines Studiums der Porzellane
selbst behandelt zu haben.
 
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