Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

DOI Artikel:
Berling, Karl: Neues über Altmeissner Porzellan
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0148

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


136

NEUES ÜBER ALTMEISSNER PORZELLAN.

Vase, weiss »belegt«, 33,5 cm hoch.
(Graf K. v. Brühl, Seifersdorf.)

Kommer-
zienrats Hei-
big um die

Erhaltung
der Fabrik
auf das rich-
tige Mass zu-
rückgeführt
zu haben
So uneigen-
nützig, wie
man früher

annahm,
scheint mir,
hat Heibig
nicht gehan-
delt.

In den bei-
den folgen-
den Perio-
den habe ich
versucht, die

einzelnen
Gründe/wel-
che den all-
mählichen
Verfall her-
beiführten,
zu kenn-
zeichnen. Den ersten Anlass hierzu hatte sicher der
Krieg gegeben. Von dem Bezahlen grosser Pacht-
summen und dem unentgeltlichen Abgeben vieler
Porzellane hat sich Meissen bei dem damaligen Auf-
blühen der Konkurrenzfabriken lange nicht erholen
können. Dazu kam noch, dass es in dieser Zeit an
einer kräftigen und mächtigen künstlerischen Persön-
lichkeit fehlte. Dies alles, ferner die Anstellung des
Pariser Bildhauers Acier, dessen Nebenbuhlerschaft
mit Kaendler, die Missstände unter der Leitung Mar-
colini's bis zu dessen am 1. Januar 1814 erfolgter
Abdankung, ist ausführlich und mit vielen noch nicht
bekannten Einzelheiten, besonders betreffs des künst-
lerischen Betriebes, geschildert worden.

Am Schluss habe ich dem Markenwesen ein Kapitel
eingeräumt. Dies ausserordentlich schwierige Gebiet
ist meines Wissens bisher im Zusammenhange über-
haupt noch nicht behandelt worden. Einige gelegent-
liche Andeutungen und Markentafeln waren alles, was
man bis dahin hierüber kannte. Die letzteren waren
aber nicht allzuviel wert, da in ihnen, besonders nach
dem Vorgange von Graesse, eine grosse Anzahl in
der Form wenig voneinander abweichende Schwer-
termarken mit verschiedenen Jahreszahlen aufgeführt
waren. Darnach musste man glauben, dass die Form
der Schwerter in diesem Jahre so, in jenem anders
gewesen sei. Ich bin zu einem anderen Resultate
gekommen und zwar auf Grund meiner Untersuchungen
über die Art, wie die Markierung in Meissen bewerk-
stelligt wurde. Um dies ganze, immerhin etwas schwie-
rige Gebiet übersichtlicher zu gestalten, habe ich die-
jenigen Marken, welche nur auf den inneren Betrieb

Bezug nehmen, die Arbeitermarken, von den Fabrik-
marken getrennt.

Es war mir möglich, aktenmässig nachzuweisen:
die erste Anwendung von K. P. M., die Verfügung,
dass die Marke AR nur für die Porzellane der Könige
August II. und III. verwandt werden sollte, welche
Bedeutung der sogeannte Merkurstab mit und ohne
Punkt gehabt habe u. dgl. m. Ich spreche weiter die
Vermutung aus, dass K. P. M. von 1723 bis höchstens
1730, die Schwertermarke von 1725 bis heute, AR
von 1725 bis 1740 und der sogen. Merkurstab von
1727 bis 1735 gebraucht worden sind.

Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen,
dass mir die mit mir zum Komitee zusammengetre-
tenen Herren, Cornelius Gurlitt und Arthur von Haugk,
während der Herausgabe des Werkes jederzeit in
weitgehender Weise ihre Unterstützung zu Teil wer-
den Hessen.

Meine Ausführungen sind von einem ausnahms-
weise reichen Abbildungsmateriale begleitet, das in
15 Chromolithographien, 15 Heliogravüren und 219
Textillustrationen weit über 500 den verschiedensten
Sammlungen entnommenen Meissner Porzellane ver-
anschaulicht. Jedes Kapitel zeigt ausserdem eine An-
fangsleiste, Initiale und Schlussstück, die sich aus für
die betreffenden Zeiten charakteristischen, Meissner
Porzellanen entnommenen Motiven zusammensetzen.
Die Verlagsbuchhandlung hat bei der Ausstattung

Altmeissner Porzellan. Vase, weiss »belegt«, 54,5 cm hoch.
(Oraf K. v. Brühl, Seifersdorf.)
 
Annotationen