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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Muthesius, Hermann: Die sechste kunstgewerbliche Ausstellung (Arts and Crafts exhibition) in New Gallery, Regent Street, London
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0160

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148 DIE SECHSTE KUNSTGEWERBLICHE AUSSTELLUNG IN NEW GALLERY, LONDON

in der von ihm geleiteten Central School of Arts and
Crafts in London gemacht. Die ausgestellten Arbeiten
stellen allerhand grössere Gefässe, eine Sonnenuhr und
künstlerisch ausgebildete Regenrinnen vor. Die letz-
teren namentlich sind von hohem Interesse.

In Töpfer- und Glasarbeiten sind einige treffliche
Sachen vorhanden, ohne dass die allgemeine Ent-
faltung eine imponierende wäre. Auf dem ersteren
Gebiet beherrschen Doulton & Co., auf dem zweiten
Powell & Söhne das Feld, beides grosse Fabrikanten,
welche indessen doch die beste Art von Arbeit
pflegen. Die von
Japan her einge-
führten »Zufällig-
keitsglasur« , die
die Begriffe in
der Keramik heut-
zutage etwas zu

verwirren be-
ginnt, findet in

England noch

wenig Pfleger.
Doulton hat, aus-
ser seiner bekann-
ten rotornamen-
tierten Lüsterwa-
re (auf der selt-
samerweise und

mit Hohnspre-
chungderGrund-
sätze der Arts-
and - Crafts - Ge-
sellschaft eine Art

Glasurbruch
künstlich nach-
geahmt ist) eine
ganze Reihe von
Tellern, Schüs-
seln und Vasen
ausgestellt, die
sehr gute Farben-
wirkungen in ei-
ner Art Bauern-
majolika vorfüh-
ren. In Glasar-
beiten erregt ein

Schrank feiner
Tafel- und Zier-
gläser von Powell & Söhne gerechtes Aufsehen.
Ausser einer zierlichen, dabei doch grosse Einfachheit
des Umrisses einhaltenden Form sind feine Farben-
versuche gemacht, zum Teil durch die Wahl einer
interessanten Gesamtglasfarbe, zum Teil durch Ein-
blasen einer streifigen Textur in einem Farbentone,
zum Teil, indem der Kopf der Gläser ganz in tiefen
Glastönen gehalten ist. Gerade in letzterer Beziehung
sind einige Haupttreffer gelungen, die eine Freude
für den Sammler bilden müssen.

Eine Reihe feinerer Majolikaarbeiten stellt die
Della Robbia Pottery in Birkenhead aus, ein Haus,
dessen Waren auf keiner englischen gewerblichen

Schrank-Thürfüllung mit Intarsien, entworfen von Architekt G. SIEDLE, Berlin.

Ausstellung zu fehlen pflegen. Die Sachen ahmen
im Charakter stark die Werke der Meisterfamilie nach,
deren Namen das Haus angenommen hat, ohne die
saftige Farbengebung der Originale zu wagen. Zu
Zeiten sind recht gefällige Wirkungen ereicht. Er-
zeugnisse ersten Ranges sind jedoch selten zu finden.
Auf dem Gebiet der dekorativen Plastik hat sich
in den letzten Jahren in England ein Kunstzweig ent-
wickelt, der jetzt von verschiedenen Künstlern gepflegt
wird, es ist das farbige Relief. Die erste, Aufsehen
erregende Arbeit dieser Art war ein Fries von dem

jungen Künstler
Moira im Traca-
dero - Restaurant
in London. In
der Folge nahm
Anning Bell die
Technik auf und
ausser einigen
Werken dieses
Künstlers weist
die jetzige Aus-
stellung auch
zwei grosse Re-
liefs von Walter
Crane auf. An-
ning Bell's Ar-
beiten zeichnen
sich durch jenen
grossen Liebreiz
aus, der auch den
Zeichnungen die-
ses Künstlers ei-
gentümlich zu
sein pflegt, ohne
indes tiefer zum
Herzen des Be-
schauers zu spre-
chen. Das in Eng-
land zurBerühmt-
heit gelangte Re-
lief »Musik und
Tanz« zeigt die
Stärke des Mei-
sters treffend. Die
Handhabung des
Farbigen ist in
beiden Reliefs
, der Technik ent-
die Färbung aber

sehr gut gelungen. Das Relief ist
sprechend, ganz flach gehalten,
dabei so erfolgt, dass die Vertiefungen einen dichteren
Farbenauftrag zeigen als die hochstehenden Teile,
so dass die plastische Wirkung durch die Färbung
gehoben wird. Die beiden grossen allegorischen Reliefs
Walter Crane's haben ein viel höheres Relief und eine
ziemlich bunte Färbung. Man kann die Empfindung
nicht unterdrücken, dass sie auch in der allgemeinen
Durchbildung etwas stark Dilettantisches an sich haben
und gegen die besseren früheren Arbeiten des Meisters
zurückstehen. Dasselbe lässt sich diesmal von zahl-
reichen ausgestellten Zeichnungen und Entwürfen
 
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