Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

DOI Artikel:
Muthesius, Hermann: Die sechste kunstgewerbliche Ausstellung (Arts and Crafts exhibition) in New Gallery, Regent Street, London
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0161

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


DIE SECHSTE KUNSTGEWERBLICHE AUSSTELLUNG IN NEW GALLERY, LONDON 149

Walter Crane's sagen, die auf derselben Wand zu-
sammengestellt sind. Wie weit der erwähnte Selbst-
kultus in den Reihen der Gesellschaft gediehen ist,
kann man an einem kleinen Bücherschränkchen sehen,
das ebendaselbst unter Walter Crane's Namen ausge-
stellt ist. Es ist nichts als ein ganz gewöhnliches,
weisslackiertes Wandschränkchen von trivialster Form
und mit schlechten Beschlägen, und man fragt sich
vergeblich, unter welcher Berechtigung dieses voll-
kommen gleichgültige Stück seinen Platz einnimmt.
Wie die
dekorative
Plastik, so ist
auch die de-
korative Ma-
lerei in das
Programm
der Gesell-
schaft aufge-
nommen.
Hier sind ei-
nigetüchtige
Arbeitenaus-
gestellt, die
durch Farbe
und Kompo-
sition erfreu-
en , so ein
Wandschirm
von dem be-
kannten Künst-
ler Brangwin
und zwei präch-
tige Stellschir-
me von R. M.
Nance. An son-
stigen maleri-
schen Arbeiten
sind hier die
Entwürfe für far
bige Glasfenster
zu erwähnen
(Fenster selbst

auszustellen
verbot die Ört-
lichkeit), zu de-
nen Walter Cra-
ne, der bekann-
te Glasmaler
Christopher
Whall, ferner Louis Davis, Anning Bell, Mary Newill
u. a. Beiträge geliefert haben, die zum Teil vielver-
sprechend sind. Des erstgenannten Künstlers Entwürfe,
die farbig vorgeführt sind, bewegen sich ganz in der
Richtung, die Burne-Jones dem farbigen Glas in Eng-
land vorgezeichnet hat. Die Arbeiten Whall's, die nur
in flüchtigen Kohlezeichnungen gegeben sind, sind
durch einen gewissen modernen Bestandteil in
fassung und Linie bemerkbar.

Unter den weiblichen Handarbeiten fallen

Tapetenbordüren, entworfen von Architekt G. SIEDLE, Berlin.

Auf-

vor-

wiegend die Stickereien auf, zum Teil Arbeiten

grössten Masstabes, von denen sich indes nicht all-
zuviele zu Kunstwerken in einem höheren Sinne er-
heben. Viele verfehlte Versuche, Unmögliches zu
erreichen, können an den Wänden der Ausstellung
studiert werden. Am besten gefallen noch die-
jenigen Stickereien, die die Grundfläche nicht ganz
zudecken, sondern diese in einer gewissen Weise
mitsprechen lassen. In dieser Beziehung sind von
der Kunstschule in Birmingham, wo eine vortreffliche
Richtung in der Stickerei schon längst gepflegt

worden ist,
einige sehr
interessante
Stücke aus-
gestellt.
Auch einige
Altarvorhän-
ge sind vor-
handen, die
ein grosses
Stilgefühl
bekunden.
Merkwürdi-
gerweise ist
die sonst in
England ge-
übte Art von
Kunststicke-
rei (für die
in London
eineeigneSchu-
le vorhanden ist,
die nächstens
ihr Heim in ei-
nem prächtigen
Neubau finden
wird) nicht ge-
eignet, unsertie-
feres Interesse
zu erregen. Man
bevorzugt einen
Plattstich, der in
einer die ganze
Fläche überdek-
kenden Zeich-
nung und in
meist stark zu-
rückgehaltenen
Farben von der
erwünschten
Gegensatzwirkung zu wenig Gebrauch macht, um die
besten Möglichkeiten, die sich für die Technik bieten,
zu erschöpfen. Zu einer ungemein packenden Wir-
kung ist dagegen die aufgenähte Arbeit neuerdings in
England entwickelt worden, und zwar hauptsächlich
von Godfrey Blount in Haselmere, der eine seiner
prächtigen Arbeiten in einem Vorhang vorführt.

Das letzte hier zu betrachtende Gebiet, das Ge-
biet der auf das Buch bezüglichen Gewerbe, ist zu-
gleich eins der erfreulichsten der Ausstellung. Ob-
gleich die gute Buchausstattung in England nie so
 
Annotationen