DAS ARABISCHE KUNSTHANDWERK
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sehr wesentlich
von den »Azule-
jos«, die heute in
den Fabriken von
Triana bei Sevilla
hergestellt werden.
In der alten Zeit
war der Maurer,
der den Fussboden
und die Wand mit
diesen »Azulejos«
belegte, keine Ma-
schine, sondern ein
denkender Mensch:
er stellte die klei-
nen Plättchen, de-
ren jedes nur eine
einzige Farbe hatte,
so zusammen, dass
sie regelmässig verlaufende und immer neue Ver-
bindungen eingehende blaue, braune, weisse und
grüne Linien und Figuren bildeten. Es war das ein
Jardiniere, entworfen von Bildhauer ALB. MAYER, Geislingen.
dem hat die Ma-
schine den denken-
den Arbeiter um-
gebracht und aus
dem Handwerker
einen Maschinen-
teil gemacht, wäh-
rend bei den Völ-
kern arabischer Ge-
sittung die Ma-
schine ihren Sie-
geszug noch nicht
angetreten hat und
somit der Hand-
werker ein selbst-
tätiges, denken-
des Wesen geblie-
ben ist.
Auf die einzel-
nen Erscheinungen des arabischen Kunsthandwerks
einzugehen, dünkt mir wenig angebracht, weil sich
hierin seit Jahrhunderten nichts geändert hat. Die
aus kleinen Stückchen bestehender Mo-
saik aus Fayence. So ist es noch heute
in Marokko. In Spanien aber werden
jetzt nur noch quadratische Azulejos
hergestellt, die gleich mit der bunten
Zeichnung in mehreren Farben ge-
brannt werden. Der spanische Maurer
braucht also nur ein Quadrat neben
das andere zu legen, und die Zeich-
nung stimmt dann immer ganz von
selbst. Jeder Pudel könnte diese Ar-
beit verrichten, aber zu der altspani-
schen und maurischen Arbeit ist ein
Mensch erforderlich. Und so geht es
mit allen den Künstlern des Handwerks.
Überall in Europa und in den von
europäischer Kultur heimgesuchten Län-
Ktinstgewerlicbl.ilt. N. F. XI. H. q.
,
*SSr
sL*.
1
1
J
Schalen, entworfen von Bildhau
ALB. MAYER, Geislingen.
arabischen Kunstformen des Mittelalters,
die heute noch ganz unverändert das
Kunsthandwerk beherrschen, dürften all-
gemein bekannt sein und keiner Be-
schreibung benötigen. Es handelt sich
in der arabischen Kunst fast ausschliess-
lich um Flachornamentik, bestehe diese
nun aus dem Bekleiden der Wände mit
Fayenceplatten, aus dem Verschalen der
Kanzeln und Thüren mit Mosaik von
Holz, Metall oder Perlmutter, aus dem
Einkratzen geometrischer oder auch
pflanzlicher Muster in Kupfer- und
Bronzekessel oder aus dem obener-
wähnten bunten Bemalen des hölzernen
Hausrats. Von erhobenen Ornamenten
wussten und wissen die Araber so gut
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sehr wesentlich
von den »Azule-
jos«, die heute in
den Fabriken von
Triana bei Sevilla
hergestellt werden.
In der alten Zeit
war der Maurer,
der den Fussboden
und die Wand mit
diesen »Azulejos«
belegte, keine Ma-
schine, sondern ein
denkender Mensch:
er stellte die klei-
nen Plättchen, de-
ren jedes nur eine
einzige Farbe hatte,
so zusammen, dass
sie regelmässig verlaufende und immer neue Ver-
bindungen eingehende blaue, braune, weisse und
grüne Linien und Figuren bildeten. Es war das ein
Jardiniere, entworfen von Bildhauer ALB. MAYER, Geislingen.
dem hat die Ma-
schine den denken-
den Arbeiter um-
gebracht und aus
dem Handwerker
einen Maschinen-
teil gemacht, wäh-
rend bei den Völ-
kern arabischer Ge-
sittung die Ma-
schine ihren Sie-
geszug noch nicht
angetreten hat und
somit der Hand-
werker ein selbst-
tätiges, denken-
des Wesen geblie-
ben ist.
Auf die einzel-
nen Erscheinungen des arabischen Kunsthandwerks
einzugehen, dünkt mir wenig angebracht, weil sich
hierin seit Jahrhunderten nichts geändert hat. Die
aus kleinen Stückchen bestehender Mo-
saik aus Fayence. So ist es noch heute
in Marokko. In Spanien aber werden
jetzt nur noch quadratische Azulejos
hergestellt, die gleich mit der bunten
Zeichnung in mehreren Farben ge-
brannt werden. Der spanische Maurer
braucht also nur ein Quadrat neben
das andere zu legen, und die Zeich-
nung stimmt dann immer ganz von
selbst. Jeder Pudel könnte diese Ar-
beit verrichten, aber zu der altspani-
schen und maurischen Arbeit ist ein
Mensch erforderlich. Und so geht es
mit allen den Künstlern des Handwerks.
Überall in Europa und in den von
europäischer Kultur heimgesuchten Län-
Ktinstgewerlicbl.ilt. N. F. XI. H. q.
,
*SSr
sL*.
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J
Schalen, entworfen von Bildhau
ALB. MAYER, Geislingen.
arabischen Kunstformen des Mittelalters,
die heute noch ganz unverändert das
Kunsthandwerk beherrschen, dürften all-
gemein bekannt sein und keiner Be-
schreibung benötigen. Es handelt sich
in der arabischen Kunst fast ausschliess-
lich um Flachornamentik, bestehe diese
nun aus dem Bekleiden der Wände mit
Fayenceplatten, aus dem Verschalen der
Kanzeln und Thüren mit Mosaik von
Holz, Metall oder Perlmutter, aus dem
Einkratzen geometrischer oder auch
pflanzlicher Muster in Kupfer- und
Bronzekessel oder aus dem obener-
wähnten bunten Bemalen des hölzernen
Hausrats. Von erhobenen Ornamenten
wussten und wissen die Araber so gut
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