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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0211

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KLEINE MITTEILUNGEN

spielte und in dieser Eigenschaft zu einer Kultur-
pflanze mit üppigeren Formen wurde, so ist uns
überliefert, dass der Leichenwagen Alexanders des
Grossen, mit goldenen Akanthusgehängen geschmückt
war. Im einzelnen verfolgt Meurer
die Entwicklung der Akanthus-Ur-
form an den Bracteen der Stelen,
an den weissgrundigen attischen
Lekythen, den Grabkrügen mit
skizzenhaften Zeichnungen, die den
Toten mit in die Gruft gegeben
wurden, dann an den Anthemien-
bändern, wo der Akanthus in Kelch-
form als Relief oder Malerei an
Simen und Friesen erscheint, ferner-
hin an den Stirnziegeln, wo er als
Stützblatt der Palmetten dient, und
endlich als Deckblatt am Schafte
plastischer oder gemalter Ranken.
Die naturalistische Ursprungsform
des Akanthus ist dann im späteren
Verlauf der Entwicklung zu diffe-
renzierten Gestaltungen gelangt, die
zackigen Rand-
gliederungen
vermehrten sich
reichlich und es
ist klar, dass
für diese Fort-
bildung des Or-
namentes die
entwickelten
Blätter am Mit-
telstengel der
Pflanze als Mo-
dell dienten. So
fand man den
Übergang zum
Akanthus am
korinthischen
Kapitell, und in

dieser endgültigen Gestalt erobert sich das Ornament
die Kulturwelt von Europa. Dieses Kapitell zeugt von
dem wunderbar feinen Natursinn der Griechen. Aus
der Art, wie sich die Blätter an den Stengel der Pflanze
anfügen, lernte der Grieche die Um-
schliessung des Säulenschaftes durch
Blattformen. Meurer schliesst mit der
tiefen Betrachtung, wie die tech-
nischen Kunstformen aus einfachen
j^fr-> Formenelementen allezeit hervorge-

hen und wie sie sich in der fort-
schreitenden Gestaltung und Ver-
vollkommnung den wechselnden
Daseinsbedingungen wunderbar an-
passen. Auch dafür giebt uns die
Natur, wie sie uns Darwin aufzu-
fassen gelehrt hat, ein unübertreff-
liches Vorbild. —x.

VERMISCHTES

E kunstgewerbliche Anstalt
von Wilhelm Schell in Offen-
burg ist erfolgreich bemüht,

den Formen-
schatz ihrer Er-
zeugnisse den
modernen De-
korationsprinzi-
pien anzupas-
sen. Die Tafel,
die dem heuti-
gen Hefte in

leuchtendem

Farbendrucke
beiliegt, giebt

eine anschau-
liche und
erfreuliche Pro-
be von dem
Streben des In-
stituts.

Beleuchtungskörper für elektrisches Licht, entworfen und ausgeführt von FERD. PAUL KRÜGER,

Kunstschiniedewerkstatt, Berlin.

Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Architekt in Charlottenburg-Berlin.

Druck von Ernst Hedrick Nachf., G. in. b. H., Leipzig.
 
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