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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

DOI Artikel:
Gensel, Walther: Das Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0239

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228

DAS KUNSTGEWERBE AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNG



Aus dem Zimmer eines Kunstfreundes in der deutschen kunstgewerblichen Abteilung auf der Pariser Weltausstellung 1900.
Entworfen von Maler RICHARD RIEMERSCHMID, ausgeführt von den Vereinigten Werkstatten, München.

des für die Kronprinzessin gearbeiteten Silbergeschirrs
des Juweliers Giacinto Melillo aus Neapel und auf die
Fayencen von Ruggieri-Pesaro und Cantagalli-FIorenz
hingewiesen, bei denen neben vielem Geschmacklosen
doch manches Beachtenswerte zu finden ist.

Die dänische Abteilung bietet nach der italie-
nischen eine wahre Erholung. Sie ist nicht sehr reich,
aber aufs sorgfältigste ausgewählt. Fast jedes Stück
verdient Beachtung. Je eine aus Hartstuck errichtete,
mit gedrungenen vergoldeten Ornamenten sparsam ge-
schmückte weisse Mauer mit hohem Thor grenzt
sie nach beiden Seiten ab. Im Mittelpunkt stehen
die prächtigen Ausstellungen der Kopenhagener
Königlichen Porzellanmanufaktur und der Manufaktur
von Bing & Gröndahl. Mortensen und Liisberg haben
bei den ersteren wohl die schönsten Stücke gezeichnet,
ferner finden wir prächtige grosse Vasen mit sehr
stimmungsvollen Gemälden von Rode (»Die Dämme-
rung). Auch Tierfiguren sind sehr beliebt. Die

Krystallglasuren scheinen etwas abzunehmen, wahr-
scheinlich weil sie von den anderen Manufakturen
so häufig nachgeahmt worden sind. Dagegen hat
man in neuester Zeit, wohl zunächst nur ver-
suchsweise, begonnen, Vasen in grauen und braunen
Tönen herzustellen. Auch Bing & Gröndahl haben
vortreffliche Tiere ausgestellt; famose Stücke sind die
Eule, das Rhinozeros und vor allem die Möve von
Dahl-Jensen. Die Plastik spielt im allgemeinen hier
eine viel grössere Rolle als drüben. Willumsen's
Einfluss ist überall bemerkbar, besonders in der grossen
Vase »Das Wachstum« von Fräulein Plockross. Über-
haupt ist die Nebeneinanderstellung der beiden Fabriken
sehr interessant und lehrreich. Hier die Betonung
der weissen Masse, bei Kopenhagen fast alles farbig;
hier die tiefen Emailfarben, dort ganz zarte Töne.
Originalwerke von Willumsen finden wir in der
Kollektivausstellung von Gegenständen, die hauptsäch-
lich dem Kopenhagener Kunstgewerbe-Museum an-
 
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