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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Gensel, Walther: Das Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0240

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DAS KUNSTGEWERBE AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNO

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gehören. Kunsttöpfereien haben Hansen -Jacobsen,
Petersen, Frau Ipsen und insbesondere Kaehler aus-
gestellt, der bei seinen lachs- oder hummerfarbigen
oxydierten Gefässen nach sehr eigenartigen Formen
strebt und ebenfalls gern Tierleiber verwendet. Sehr
schön ist sein Fries mit den über das Meer fliegenden
Vögeln. Der Königlichen Porzellanmanufaktur gegen-
über befindet sich die Ausstellung des bekannten
Goldschmiedes Michelsen. Besonders in die Augen
fällt hier der grosse, aus mehreren Stücken beste-
hende silberne Tafelaufsatz, ein Ehrengeschenk für
den König, der nach Zeichnungen von Krog von
Hannleff und Brandstrup modelliert worden ist. Zu be-
achten sind ferner die silbernen Becher und Schalen nach
Zeichnungen von Bindesböll und Slott-Möller und die
von Henriksen mit geschmackvollem Gold- und Silber-
dekor versehenen Porzellanvasen. Unter den Zeichnern
von Bucheinbänden steht wieder Bindesböll an erster
Stelle; ausser ihm haben Skovgaard und Jerndorf treff-
liche Arbeiten geliefert. Endlich seien die Arbeiten in
geschnittenem Leder von Cathrine Hassa-
ger erwähnt. An Möbeln enthält die Ab-
teilung nur eine Garnitur in Rosenholz
mit eingelegten bunten Blumen und
einige Möbel nach Zeichnungen des
Malers Rohde. Um zu sehen, was in
Dänemark auf diesem Gebiete geleistet
wird, muss man in das kleine dänische
Haus gehen. Die Einrichtung ist zwar
sehr einfach und hat den Kunsthand-
werkern nur in wenigen Fällen Ge-
legenheit zum Glänzen gegeben, ist aber
dafür ausgezeichnet zusammengestimmt,
anheimelnd und wohnlich. Der Verfasser
von »Palastfenster und Flügelthür« würde
an ihr seine Freude haben.

Auf der Galerie schliesst sich nörd-
lich an Deutschland Schweden an. Sein
Architekt hat die Abteilung durch Quer-
wände in sechs Räume geteilt und diese
Wände ebenso wie die hintere Mauer
mit Dachfirstmotiven von schwedischen
Bauernhäusern geschmückt. Darunter
läuft ein Fries von Kiefern hin, die die
drei Kronen des Wappens tragen. Das
Ganze macht in seinen graugrünen Tö-
nen einen ungemein freundlichen Ein-
druck. Den ersten Raum nimmt die
Stockholmer Porzellan- und Fayencen-
Fabrik Gustafsberg ein. Neu sind bei
ihr die nach Zeichnungen des Künstlers
Vennerberg mit einfachen Blattmotiven
grün auf hellgrün oder blau auf hell-
blau bemalten Fayencen. Dann folgt die
Krystallglasfabrik von Kosta, die neuer-
dings Galle'sche Farben und Muster in
etwas vergröbernder Weise aber nicht
ohne Glück nachahmt. Auch die be-
rühmte Porzellanfabrik von Rörstrand,
deren reiche Ausstellung den zweiten
Raum füllt, bringt vieles Neue. Grossen

Kunstgewerbeblatt. N. F. XI. H. 12.

Erfolg haben die 1897 zuerst ausgestellten, von Alf Wal-
lander entworfenen Vasen mit ganz lichtem Blumendekor
— Iris, Alpenveilchen, Mohn u. s. w. — auf schwarzem
Grunde. Noch jüngeren Datums scheinen die Stücke
mit gelbem Dekor auf grünem Grunde zu sein.
Aber auch die älteren Erzeugnisse der Firma finden
viele neue Freunde. Im dritten Raum finden wir
die Sammelausstellung damaszierter Eisenarbeiten der
Fabriken von Eskilstuna in Södermanland und die
Ausstellungen der Stockholmer Goldschmiede. Ganz
besondere Aufmerksamkeit verdienen die nächsten
Räume, in die sich die Aktiengesellschaft für Kunst-
gewerbe S. Giöbel und die »Handarbeitsfreunde«
(Handarbetets Vänner) geteilt haben. Beide stellen
hauptsächlich Handwebereien und Handstickereien
aus, Gobelins, Fussteppiche, gestickte Decken, National-
trachten u. s. w., die alle in mehr oder minder freier
Anlehnung an die neu belebte uralte Bauernindustrie
von namhaften Künstlern entworfen sind. Den Go-
belins liegen Kartons von Alf Wallander und Karl

Erker eines Zimmers auf der deutschen kunstgewerblichen Abteilung der Pariser

Weltausstellung 1900. Entworfen von Maler BERNHARD PANKOK, München,

ausgeführt von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, O. m. b. H., München.

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