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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 11.1900

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Gensel, Walther: Das Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4360#0241

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230

DAS KUNSTGEWERBE AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNO

Ecke eines Jagdzimmers in der deutschen kunstgewerblichen Abteilung auf der Weltausstellung in Paris 1900.

Entworfen von Maler BRUNO PAUL,
ausgeführt von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, O. m. b. H. München.

Larsson zu Grunde. Ersterer zeichnet rein dekorativ,
letzterer erstrebt, besonders in dem trefflichen »Krebs-
fang« mehr bildähnliche Wirkungen. Giöbel stellt
ausserdem einige Stühle und Bauernschnitzereien aus.
Den Beschluss der schwedischen Abteilung machen
Möbel, unter denen ein gewaltiger reichgeschnitzter
und im Innern mit prächtigstem Intarsia geschmückter
Mahagonischrank von Boberg Aufsehen erregt.

Die durch keinerlei architekturale Gliederung aus-
gezeichnete spanische Abteilung ist sehr ärmlich.
Sie enthält hauptsächlich Damaszierungen und In-
krustationen von Gold in Stahl, zum Teil auch in
Silber in allen erdenklichen Stilarten, pompejanisch,
persisch, maurisch, Renaissance, ohne einen Ansatz zu
Neuem und Eigenartigem; ferner einige Rokoko- und
maurische Möbel.

Dagegen macht sich Norwegen schon von weitem
vorteilhaft bemerkbar. Der Architekt Fin Hörn hat
aus holzgeschnitzten Motiven von romanischen Kir-
chenportalen eine ungemein reizvolle Einfassung in
rotbrauner Tönung geschaffen. In drei Zweigen
zeichnet sich das nordische Kunstgewerbe noch immer
aus, in der Handweberei und Stickerei, in der Gold-
schmiedekunst und in der Holzschnitzerei. Wir ge-
langen zunächst zu einem Räume mit Möbeln von
Borgerson, unter denen einige trefflich gelungene
Nachbildungen alter Bauernsessel in romanischem
Stil besonders auffallen. Nebenan befindet sich die
Ausstellung der vom Staate unterstützten nordischen
»Hausfleissvereinigung« in Christiania, deren Be-

strebungen denen der schwedischen Handarbeitsfreunde
ähneln, aber sich auf viel mehr Industriezweige er-
strecken. An erster Stelle stehen auch hier gewebte
Wandteppiche und Fussteppiche, Tischdeken, Vor-
hänge, Kissen und Sofabezüge, zum Teil nach alten
bäurischen Mustern, zum Teil nach Zeichnungen
von Gerhard Munthe, Holmboe, Fräulein Aubert und
anderen; dann Stickereien und Hardanger-Spitzen,
zum Teil von ausserordentlicher Schönheit. Einen
grossen Raum nehmen auch die Holzschnitzereien
ein, Stühle und Fussbänke, allerlei Etuis, Bierkrüge
und Trinkhörner, Messer, Salatbestecke u. s. w. Echt
norwegisch sind die mit grellen Blumenmustern bemal-
ten Kindermöbel, Schüsseln und Kannen. Weitere ähn-
liche Arbeiten befinden sich in einem Nebenzimmer. Auf
der nun folgenden Galerie ist die Wand mit Teppichen
behängt, die zum grössten Teil in der erst 1897 ge-
gründeten nordischen »Billedvaeveri« zu Christiania
hergestellt sind. Zwei Künstler treten hier in den
Vordergrund, die Leiterin der Anstalt Frida Hansen
und Gerhard Munthe. Frida Hansen ist zarter, lieb-
licher, gewinnt rascher, wirkt aber auf die Dauer
leicht ein wenig flau. Besser als ihre grossen Gobelins
»Der Tanz der Salome« und »Die klugen und thö-
richten Jungfrauen« sind die Vorhänge mit einfachen
grossen Blumenmustern, insbesondere die transpa-
renten. Dagegen wirken die Munthe'schen Teppiche,
insbesondere der grosse »Einzug König Sigurd's in
Konstantinopel« um so grossartiger, je öfter man sie
sieht. Es sind meines Erachtens weitaus die hervor-
 
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