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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Hampe, Theodor: Die bayerische Jubiläums-Landesausstellung in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0009

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DIE BAYERISCHE JUBILÄUMS-LANDESAUSSTELLUNG IN NÜRNBERG

Von Theodor Hampe

WANDGEA1ÄLDE VON A. SALZMANN
IM BRUNO PAULSCHEN WEINHAUSE

ES war eine große und schwierige Aufgabe, an
deren Bewältigung die Stadt Nürnberg heran-
ging, als sie vor nunmehr fast fünf Jahren die
ersten vorbereitenden Schritte tat, um für das Jubi-
läumsjahr igoö und zur Feier dieses Jubiläums der
Vereinigung der ehemals freien Reichsstadt Nürnberg
mit dem Königreiche Bayern (15. September 1806)
eine allgemeine Bayerische Landesausstellung ins Leben
zu rufen. Von vornherein war man sich darüber klar,
daß entsprechend der Entwicklung, die Handel und
Gewerbe, Kunst und Wissenschaft in den letzten zehn
Jahren genommen haben, die geplante Ausstellung an
Umfang, Vielseitigkeit und Reichhaltigkeit das gleiche
Unternehmen des Jahres 1896 oder gar die erste
Bayerische Landesausstellung in Nürnberg (1882) weit
übertreffen werde und müsse. Und so haben sich
denn, in Bewegung gesetzt, befeuert durch die rast-
lose Unermüdlichkeit und die unbeirrte Tatkraft
Weniger, ohne die ja niemals der Widerstand der
stumpfen Welt besiegt wird, Jahre hindurch viele
tausend fleißige Hände geregt, um zu dem Ergebnis
zu gelangen, das nun seit Monaten die bewundernde
Anerkennung weitester Kreise und auch in zahlreichen
Aufsätzen und Kritiken hohe und gerechte Würdigung
gefunden hat. Von der südöstlichen Stadtgrenze bis
zu den vom Herbstwinde stärker bewegten Wassern
des stimmungsvollen Dutzendteichs dehnt sich das
weite Gelände der Ausstellung mit seinen Ulmenalleen,
seinen farbenfreudigen gärtnerischen Anlagen, seinen
reizvollen, für die Nürnberger Gegend so charak-
teristischen Birken- und Föhrenbeständen und der
schimmernden Pracht seiner mannigfaltigen, türme-
und kuppelreichen Gebäude.

Heute nähert sich die Ausstellung bereits ihrem
Ende; noch wenige Wochen, so werden die Ab-
bruchs- und Aufräumungsarbeiten beginnen, Glanz
und Farbenpracht werden erloschen sein, und bald

Kunstfjewerbeblatt. N. F. XVIII. H. 1.

wird der Luitpoldhain wieder still daliegen am Rande
des Stadtteils, der bis zu einem gewissen Grade erst
der Ausstellung seine Entstehung oder doch seinen
weiteren Ausbau verdankt.

Da ist es denn wohl an der Zeit, sich noch
einmal zu vergegenwärtigen und klar darüber zu
werden, was uns die 111. Bayerische Landesausstellung
geboten, was sie uns gelehrt hat und welchen blei-
benden Nutzen, welchen Gewinn für die Zukunft wir
aus ihr zu erhoffen haben. Ohne auch dieses letztere,
im einzelnen freilich noch schwer zu bestimmende
Moment in Anschlag zu bringen und ohne insbe-
sondere den Nachdruck auf die ideelle Seite der Sache
zu legen, nur den augenblicklichen Vorteil erwägend
oder bei dem Versuch, das Resultat alsbald in Mark
und Pfennig auszudrücken, würde ein solches Fazit
allerdings vielleicht sogar ein nicht unbeträchtliches
Minus ergeben. Wird doch, da die Ausstellung
gerade während mehrerer Frühlings- und Sommer-
monate von der Witterung keineswegs begünstigt
war, auch für das Gesamtunternehmen ein bedeu-
tenderes Defizit schwerlich ausbleiben. Aber wird
man deshalb sagen dürfen, daß die Anstrengungen,
die gemacht werden mußten, vergeblich, die Auf-
wendungen nutzlos gewesen seien, der Erfolg die
Mühe nicht gelohnt habe? Gewiß nicht. Ganz ab-
gesehen von dem Ehrentitel, den das Zustandekommen
und der Verlauf der Ausstellung, bisher wohl der
ausgedehntesten und umfassendsten Veranstaltung
dieser Art auf deutschem Boden, in den Annalen der
bayerischen Kulturgeschichte bilden wird, abgesehen
auch von der Hebung, die Handel und Wandel in
Nürnberg durch das Unternehmen erfahren haben und
die zum guten Teil ohne Zweifel von Bestand sein
wird: neue Frische und blühende Gesundheit wird
sich aus dieser friedlichen Konkurrenz aller geistigen
Kräfte des Landes sicherlich den meisten der zum
Wettbewerb erschienenen Faktoren und Disziplinen,
mögen sie der Industrie, dem Handwerk, der Ver-
waltung, der Wissenschaft oder Kunst angehören,
Leben spendend und Leben fördernd mitteilen. Und
eben das ist es, was als Zweck und Ziel der Landes-
ausstellung vor allem gelten mußte und was schon
jetzt als in weitem Ausmaße durch sie erreicht be-
zeichnet werden darf.

Wir wollen und können hier nicht näher erörtern
oder untersuchen, welche reiche Fülle praktischer Er-
fahrung, welch eine Summe tiefgründigen Wissens
sich etwa — und zwar zum erstenmale in solchem
Umfange — in der zugleich auf das reizvollste an-
geordneten Staatsforstausstellung den Fachleuten und
Interessenten zu eigener Verwertung dargeboten hat,
wollen nicht abzuschätzen suchen, wie mannigfache,
kulturfördernde Anregung von der trefflichen Aus-
stellung des Staatsministeriums für Verkehrsangelegen-
heiten, der äußerst lehrreichen Unterrichtsausstellung,
dem großen Bilde, das die Stadt Nürnberg in einem
 
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