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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0072

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DEKORATIVES MOSAIK
NACH EINEM KARTON

VON PROFESSOR
MAX SELIGER

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

DIE MINIATURENAUSSTELLUNG IN BERLIN.
/// den Salons Friedmann & Weber1).

Diese Ausstellung bietet kein so geschlossenes Bild,
als es die jüngsten Ausstellungen von Wien, Breslau und
Troppau gewährten. Denn in Berlin fehlt es an einer zu-
sammenhängenden Masse heimischer Miniaturen, die der
Ausstellung als Grundlage hätte dienen können; hier fehlte
eben das reiche Bürgertum und der gebildete Adel, die
die Existenz einer solchen Luxuskunst erst ermöglichen.

Dafür ist der Versuch gemacht worden, von der Ent-
wickelung der Miniatur im allgemeinen einen Begriff zu
geben. Hierbei handelt es sich eigentlich und ausschließ-
lich um die Porträtminiatur, die vom 16. Jahrhundert bis
in die Mitte des 19. Jahrhunderts geblüht hat, wo sie durch
das Aufkommen der Photographie verdrängt worden ist,
nachdem sie ihre höchste Blüte, in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts,
bereits hinter sich hatte. Der große und ur:~prüngliche
Zweig der Miniaturmalerei, die Ausmalung der Büc'ier,
war im 16. Jahrhundert infolge der Verbreitung des Druckes

1) Katalog: Miniaturenausstellung Berlin 1906 in den
Salons Friedmann & Weber. Berlin, Karl Schnabel Verlag,
Potsdamerstraße 138. — Eine große Publikation erscheint
demnächst.

bereits abgestorben; die Abstammung der Gattung aber
lebt in dem Namen fort, der von dem Minium-Rot, womit
die Initialen bemalt wurden, hergenommen ist. Von den
frühesten Miniaturen der Ausstellung, aus dem 16. Jahr-
hundert, sind zu nennen: ein betender Geistlicher vor
leuchtend rotem Grund, noch hart und zeichnerisch, nieder-
ländisch, um 1500 (Nr. 697); ein weibliches Porträt von
Barthel Bruyn, bez 1555 (722); junger Mann, in der Art
des Holbein, um 1540 (Nr. 696); Bildnis der Anna Boleyn
(1507—36; Nr. 367). Den Stil der niederländischen Bild-
nismalerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
(Moor, Pourbus) zeigen ein Porträt von 1569 (100); zwei
Porträts von 1610 (Nr. 145, 146); Nr. 144 Paulus V. Pont.
(1605—21); Nr. 361 Maria von Medici (1573 — 1642); Nr. 362
Don Carlos; 363 und folgende Nummern im Besitz von
Jurie. Es sind Ölmalereien auf Kupfer, kalt und glatt ge-
malt, mit schweren Schatten, zähen gelbbraunen Fleisch-
tönen, die Figur steckt befangen im ovalen Rand, vor
schwarzem Grund, der Kopf, ohne besonderen Ausdruck,
sitzt steif in der Halskrause. Die holländische Miniatur
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt kaum etwas,
was den besten Werken der gleichzeitigen großen Porträt-
malerei an die Seite gesetzt werden kann; vielleicht sind
die Holländer für die Miniatur zu grob und derb geartet.
Genannt seien: Junges Mädchen in der Art de Keysers (717);
Ältere Dame von Cornelis Janssens van Ceulen (733);
 
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