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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0153

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TOPFEREIEN VON FRAU E. SCHMIDT-PECHT, KONSTANZ

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

VEREINIGTE WERKSTATTEN FÜR KUNST IM

HANDWERK IN MÜNCHEN

X Die ständige Ausstellung dieses Etablissements
ist jüngst um eine Wohnungseinrichtung von Otto Blümel
bereichert worden, die den Durchschnitt des vom kunst-
gewerblichen Nachwuchs betätigten Könnens hoch über-
ragt. Otto Blümel ist bisher mit gewerblichen Arbeiten
sehr wenig hervorgetreten. Er hat sich nur als Schöpfer
von liebenswürdigen, kleinen Lithographien einen beschei-
denen Namen gemacht und war bis vor kurzem als Lehrer
der graphischen Klasse in den Debschitzschen Lehr- und
Versuchateliers tätig. Um so mehr ist man überrascht, in
diesen seinen drei Zimmereinrichtungen ein sehr reifes
durchgebildetes Können anzutreffen; das sind fertige, ein-
wandfreie Leistungen, hinter deren Autor niemand einen
Anfänger vermuten würde. Hier sind alle Formen von
strahlender, gesättigter Ruhe, vollgesogen von Geist und
feinstem künstlerischen Fühlen, nirgends ein unschlüssiges
Zögern, Verlegenheit oder gar Ratlosigkeit erkennen lassend.
Für den Gesamteindruck ist eine schlichte bürgerliche
Eleganz bestimmend, der es nicht an verschwiegenen, mit
größter Zurückhaltung gegebenen Feinheiten mangelt. So
sind die Linien seiner Stuhllehnen von süperber Elastizität
und kraftgesättigter Anmut, so bringt er die Umrisse hie
und da in fast unmerkliche Schwingungen, die das Auge
direkt kaum wahrnimmt, deren leise Musik aber doch von
großem Einfluß auf die Wirkung des Ganzen ist. In die
Füllungen der Türen und sonstigen Flächen legt er
Kassetten, deren Randlinien graziös gebogen sind und
deren Felder von zarten linearen Intarsien belebt werden.
Den Wohllaut schöner Verhältnisse weiß er wohl zu
schätzen und bevorzugt im ganzen eine sehr einfache Archi-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XVIII. H. 7

tektur, die sich ersichtlich an erprobte Vorbilder (Bruno
Paul, R. Riemerschmied und andere) anlehnt. Gerade in
dieser Verbindung von Tradition und schöpferischer Selb-
ständigkeit erblicke ich einen Hauptvorzug seiner Arbeiten.
Seiner Einfachheit haftet nichts von Strenge, nichts von
der dekadenten Härte der unendlichen Rechtwinkligkeit
Jung-Wiens an. Diesem Fehler geht er auf die denkbar
einfachste Weise aus dem Wege: er sorgt für gefällige Ab-
rundung aller Kanten und macht durch die geschweiften
Linien der Füllungen selbst die angrenzenden Geraden
nachgiebig und elastisch. Neben dem Schlafzimmer in
hellpoliertem Nußbaum machen im Herrenzimmer die
sonoren Töne des matten Birnbaumholzes eine vortreff-
liche Wirkung. Das Speisezimmer ist ganz in dunkler
Eiche gehalten. Das weißlackierte Weichholz der Küche
wird durch simple blaue Schablonierungen in entsprechender
Weise belebt. Ein delikates Farbenempfinden verraten auch
die von Blümel entworfenen Teppiche, besonders der des
Herrenzimmers, der die Farben Violett, Grün und Oliv
mit hellbraunen Linienornamenten in schönster Verbindung
zeigt. Zu den Sitzmöbeln des Herrenzimmers kam, gleich-
falls von Blümel entworfen, graubrauner, grün getupfter
Plüsch als Bezugstoff zur Verwendung. Alles in allem
bedeuten diese vier Räume eine schöne Talentprobe und
eine Gewähr dafür, daß man dem Namen des Künstlers
in Zukunft wohl öfter als bisher begegnen wird.

STAATLICHE KUNSTGEWERBESCHULE IN

HAMBURG

Eine staatliche Lehr- und Versuchsweikstatt für Kunst-
buchbinderei wird am 3. April d. Js. an der Kunstgewerbe-
schule eröffnet werden. Diese Einrichtung, die eine neue
 
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