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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0154

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146

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

Etappe in der Gestaltung des Unterrichts jener Schule be-
deutet, soll Theorie und Praxis verbinden und zur Aus-
bildung brauchbarer Kräfte für das Kunstgewerbe dienen.
Es ist ein Lehrgang von zwei Jahren vorgesehen, zu
dem nur Buchbinder, die eine abgeschlossene Lehrzeit
hinter sich haben, zugelassen werden. Der praktische
Unterricht wird in einer in jeder Beziehung mustergültig
eingerichteten Werkstatt erteilt und liegt in den Händen
des Kunstbuchbinders Franz Weisse, eines bewährten, um-
sichtigen Fachmannes, der das Handwerk von Grund auf
erlernt hat und sowohl in technischer und geschmacklicher
Beziehung in der Lage ist, tatkräftig zur Förderung der
Kunstbuchbinderei zu wirken.
Die künstlerische Leitung ist
dem rühmlichst bekannten Grün-
der der Steglitzer Werkstatt, Herrn
F. W. Kleukens, anvertraut.

»STUDENTENKUNST«

Ein in Vorbereitung befind-
liches Preisausschreiben des Kgl.
Landes - Gewerbemuseums in
Stuttgart setzt sich eine »Hebung
der Studentenkunst« in weitestem
Umfange zur Aufgabe. Wahr-
lich, eine gründliche Wandlung
nach der Seite des Geschmackes
ist bei den zahllosen »Studenten-
artikeln« in den allermeisten Fäl-
len dringend erwünscht. Nicht
nur, daß hier die moderne Kunst-
bewegung bisher so gut wie aus-
geschaltet blieb, direkt minder-
wertige Bazarware bildet für un-
sere akademische Jugend die Er-
innerung an die schönsten Le-
bensjahre, und gerade der Er-
innerungswert hat bisher allzu
leicht vermocht, ästhetische Be-
denken zu beschwichtigen. Wo
nun aber von objektiver Seite
aus gegen die Geschmacklosig-
keiten Front gemacht wird, die
den studentischen »Dedikations-
artikeln« aller Art anhaften und
die sich dadurch auch bis auf
die Ausschmückung studentischer
Versammlungs- und Aufenthalts-
räume, sowie auf die Couleur-
häuser selbst erstrecken, werden
sich gewiß die Studentenkorpo-
rationen der Bewegung freudig
anschließen. Der aus Vertretern
der Lehrkörper fast sämtlicher

deutschen Universitäten und Hochschulen gebildete Ehren-
ausschuß, sowie viele direkte Zuschriften beweisen, daß
jetzt schon tiefgehendes Interesse an dieser Bewegung
vorhanden ist. Auf solcher Basis, zugleich ermuntert
durch wertvolle Ehren- und Geldpreise, werden unsere
Künstler und Kunsthandwerker nicht zögern, sich eifrig
an die Arbeit zu machen. Es sind hier ja erstaunlich
vielseitige Aufgaben zu lösen, für den Goldschmied, den
Elfenbeinschnitzer, den Glasmaler, den Möbeltischler, den
Sticker, den Lederarbeiter, den Buchbinder usw., auch für
den Photographen natürlich; kurz, für jedes Kunsthand-
werk ist bei diesem in bezug auf Material oder Her-
stellungsweise keiner Einschränkung unterworfenen Preis-

STANDLAMPE VON OTTO KLODEN, DRESDEN, MIT VIER
ELEKTRISCHEN INNENLAMPEN AUSGEFÜHRT IN ALT-
MESSINO, GLASSCHIRM IN KROKODILMATT UND SEE-
GRÜN GEÄDERT MIT DARÜBER BEFINDLICHEM TRA-
SIERTEN DURCHBROCHENEN METALLÜBERWURF

ausschreiben was zu holen. Zum Wettbewerb sollen fer-
tige, auf selbständigen künstlerischen Entwürfen beruhende
Objekte eingesandt werden; Skizzen werden nur bei der
Sonderabteilung »Couleurhäuser« und »Innendekorationen«
zugelassen, hier hat der Architekt, der Raumkünstler das
Wort. Es wird aber auch erwartet, daß studentische
Korporationen, sofern sie sich als Auftraggeber, beispiels-
weise einer Fahne oder eines Präsidiumsstuhles, einer
ganzen Inneneinrichtung oder gar eines Neubaues aus-
weisen, mit am Preisausschreiben teilnehmen. Nur durch
eine enge Verbindung aller Interessenten vermag die
eingeleitete Bewegung ihren Zweck, nämlich »Hebung
der Studentenkunst«, voll zu er-
reichen.

Die näheren Bedingungen
des demnächst zur Veröffent-
lichung gelangenden Preisaus-
schreibens werden auf Verlangen
jedem Interessenten vom Kgl.
Landes-Gewerbemuseum zu Stutt-
gart kostenlos zugesandt. Auf
eines sei schon jetzt aufmerksam
gemacht: Der Endtermin ist auf
den 15. Mai 1908 festgesetzt.
Diese Frist erscheint vielleicht
für den ersten Augenblick recht
lang; man soll aber nicht ver-
gessen, daß, nur wenn recht-
zeitig Aufträge erteilt werden,
die Künstler in Ruhe an das
Entwerfen gehen können und
der Kunsthandwerker an die Aus-
führung. Ein schnelles und in-
tensives Aufgreifen der durch
diesen Wettbewerb aufgewor-
fenen Idee ist daher für die Stu-
denten- wie die Künstlerkreise
unerläßlich. a. Bi:

BÜCHERSCHAU

Stilisierte Naturformen und
ihre Verwendung im freien
Flachornament von Franz
Wolf. 20 farbige Foliotafeln
in Mappe M.20.—. Verlag von
Seemann & Co., Leipzig.
Das Werk, das hauptsächlich
für Maler bestimmt ist, will zum
Selbstschaffen anregen. An guten
Beispielen zeigt es den Weg, wie
auf Grund von Naturstudien das
Ornament sich entwickelt, wie das
Dekorative in der Pflanze haupt-
sächlich zum Ausdruck gebracht
wird und damit Neues auf diesem vielseitigen Gebiete er-
zeugt. Die farbigen Darstellungen sind sorgfältig repro-
duziert, so daß das Werk bestens empfohlen werden kann.

E.

Ideals in Art: Papers theoretical, Practica!, Critical. By

Walter Cranc, Author of Line & Form, London: George

Bell & Sons. 1905. 10 sh. 6 d.

Das vorliegende Buch besteht aus einer Sammlung von

Aufsätzen und Vorträgen, die zu verschiedenen Zeiten und

zwischen anderen selbständigen Werken verfaßt wurden.

Die meisten derselben waren an die Mitglieder der -»Art

Workers Guildx gerichtet und obgleich eine größere Anzahl

der Ansprachen rein technischen Inhalts ist, so bildet doch
 
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