Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

DOI article:
Plehn, Anna L.: Niederländisch-indische Kunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0033

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
W'AJANGl ■■ItillkF.N, KÖNIG KARENTAKHALO UND FÜRST QATUTKATJA, IN DER .Mir I II DUR CiUNUNOAN
DES BEOINNES UND DES SCHLUSSES DER VORSTELLUNGEN GEHOBEN WIRD

DER ALS ZEICHEN

NIEDERLÄNDISCH-INDISCHE KUNST

NICHT um die Neueinführung überraschender
noch unverbrauchter Ornamentformen handelt
es sich bei jener Ausstellung niederländisch-
indischer Kunst1), die Direktor Deneken vom Kaiser-
Wilhelm-Museum in Krefeld mit Hilfe eines Komitees
holländischer Kenner dieses Zweiges der ostasiatischen
Kunst ins Leben gerufen hat. Im Gegenteil dürfte
dieser Anreger und Förderer künstlerischer Betätigung
in der deutschen Industrie gerade ein Beispiel haben
aufstellen wollen, wie das Zurücktreten des Orna-
ments hinter der sachlichen Befolgung technischer
Gebote zu den erfreulichsten Resultaten führt.

Ob man die Stoffsammlung oder die Flechtereien,
ja auch die Metallarbeiten mustert, die in so schönen
Exemplaren, wie noch kaum in Deutschland gesehen
wurden, den Inhalt der Ausstellung bilden, so wird
dem, der nach Ornamenten Umschau hält, vermutlich
zuerst ihre Unauffälligkeit zum Bewußtsein kommen.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, verbindet sich
ein vielfältiges Hin und Her der Stoffbestandteile oder
— wie beim Metall — der Linienbewegungen in
den Oberflächenverzierungen zu einem sehr ruhigen
Gesamtton, aus dem man erst mit einer gewissen
Mühe die Bedeutung der einzelnen Formen heraus-
sondert.

Es liegt hier ein Unterschied vor gegen viele
Kunstprodukte Chinas und Japans, obgleich manche

1) Dauer der Ausstellung vom 5. Oktober bis 4. No-
vember 1906.

Kunstgewcrbeblalt. N. F. XVIII. H. 2

Beziehungen zu China vorhanden sind. Anregungen
haben vom Reich der Mitte einerseits und von Indien
andererseits auf die Inselgruppe des niederländischen
Indiens eingewirkt. In China und noch mehr in Japan
ist sehr häufig das Einzelmotiv der Dekoration iso-
lierter, durch seinen Naturalismus anspruchsvoller.
Jedenfalls hat diese Seite der ostasiatischen Kunst in
der jüngsten Zeit auf die europäische Dekoration
vorzugsweise gewirkt. Nur wurden bei uns vielfach
die dort zu Lande bescheidenen Maßstäbe übertrieben
und die Deutlichkeit der dargestellten Tier- und
Pflanzenformen vermehrt.. In der letzten Zeit beginnt
sich in der deutschen dekorativen Kunst wieder ein
Rückgang des Japanismus bemerkbar zu machen.
Die Technik tritt als Anreger der Stilbildung in den
Vordergrund, und so mag die Zeit gekommen sein,
von uralten und sehr gesunden Techniken anderer
Völker zu lernen.

Unter den Stoffen sind besonders diejenigen zu
erwähnen, welche durch das Ikatverfahren hergestellt
werden. Der Hergang ist kurz folgender. Zur
Vorbereitung werden die aufgespannten Fäden der
Kette an bestimmten Stellen durch Umbinden mit
Pflanzenfasern (Ikat heißt binden) gesichert. Dann
wird die ganze Kette auf einem besonderen Gestell
in ein Färbebad getaucht, wobei die geschützten
Stellen die Naturfarbe des Materials behalten. Oft
werden zwei oder drei verschiedene Farben ange-
wendet, indem nach bestimmter Reihenfolge die Knoten
der umwickelten Fadenbündel gelöst werden. Wird
 
Annotationen