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NIEDERLÄNDISCH-INDISCHE KUNST
MANDAU,
KÖI'FSCHWERT AUS BORNEO
ZEREMONIENSCHWERT (QODO)
DES SUSUHUNAN VON SOLO,
DAMASCIERT UND
DURCHBROCHEN
WAJANQF1GUREN, PRINZESSINNEN
diese Färbemethode nicht nur bei der Kette, sondern
auch beim Schuß angewendet, so kann man gewiß
sein, ein sehr kompliziertes Farbenflecksystem zu er-
halten: durch die Verarbeitung auf dem Handwebe-
stuhl allerprimitivster Art, wie ihn Photographien der
Javanen bei ihrer Arbeit zeigen, werden die Grenzen der
Farben vielfach ineinander verschränkt. Ein absicht-
liches Verschieben der Fäden aus der Lage, die sie
beim Färben einnahmen, ergibt im Gewebemuster
Zackenbewegungen und andere einfache Formen. Da
bei der Sicherung durch das Binden unmöglich ganz
gleiche Fadenlängen mit den einzelnen Farben ge-
tränkt werden können, so ergeben sich die Zufällig-
keiten und Unregelmäßigkeiten, welche überall die
Handarbeit vor der Maschinenarbeit auszeichnen. Es
entsteht ein weiches Verschwimmen der Ränder, schmale
Grenzen zwischen je zwei Farben, wo sie sich mit-
einander zu vermischen scheinen, weil die Ausläufer
der beiden Mächte mit schmalen, kurzen Fingern in
das benachbarte Gebiet hinübergreifen.
Wundervoll sind die reinen Seidengewebe, an denen
sowohl Kette wie Schuß durch Binden gefärbt wurden
— man nennt sie Tjinde — mit ihren gesättigten
Farben, meist rotem Grund und geometrischen Blumen-
mustern. Es kommen aber auch Menschen- und
Tierfiguren vor, doch sind auch sie in geometrische
Formen gebracht, so daß man kaum an die Bedeutung
der Ornamente denkt.
Der Farbe das Übergewicht über die Formen zu geben,
dienen auch die Broschierungen von Seidenstoffen
mit Silber- und Goldfäden. Sei es, daß sie, über
die ganze Breite hingeführt, mit kurzen Pausen immer
wieder zwischen den bunten Farben auftauchen, sei
es, daß sie in einzelnen Effekten in einfarbigem Grunde
erscheinen. Der Glanz dient hier in erhöhtem Maß
dazu, die Aufdringlichkeit des Ornaments zu ver-
wischen.
Man denke sich diese Stoffe in die Schaufenster
unserer Läden. Wie würden sich daneben diese
Karo-, Schotten- und Kreismotive ausnehmen, die oft
mit so wenig Diskretion die Farben durch zu große
Ausdehnung der einzelnen Gebiete auseinanderhalten.
Man sollte an diesen Erzeugnissen eines lange ge-
schulten Farbensinnes lernen, wie nur der schnelle
Wechsel beschränkter Farbengebiete eine Mischung
der Bestandteile zuwege bringt. Wie ein geschlosse-
ner Ton, an dem viele Elemente miteinander teil-
haben, die Augen am befriedigendsten berührt. Wie
NIEDERLÄNDISCH-INDISCHE KUNST
MANDAU,
KÖI'FSCHWERT AUS BORNEO
ZEREMONIENSCHWERT (QODO)
DES SUSUHUNAN VON SOLO,
DAMASCIERT UND
DURCHBROCHEN
WAJANQF1GUREN, PRINZESSINNEN
diese Färbemethode nicht nur bei der Kette, sondern
auch beim Schuß angewendet, so kann man gewiß
sein, ein sehr kompliziertes Farbenflecksystem zu er-
halten: durch die Verarbeitung auf dem Handwebe-
stuhl allerprimitivster Art, wie ihn Photographien der
Javanen bei ihrer Arbeit zeigen, werden die Grenzen der
Farben vielfach ineinander verschränkt. Ein absicht-
liches Verschieben der Fäden aus der Lage, die sie
beim Färben einnahmen, ergibt im Gewebemuster
Zackenbewegungen und andere einfache Formen. Da
bei der Sicherung durch das Binden unmöglich ganz
gleiche Fadenlängen mit den einzelnen Farben ge-
tränkt werden können, so ergeben sich die Zufällig-
keiten und Unregelmäßigkeiten, welche überall die
Handarbeit vor der Maschinenarbeit auszeichnen. Es
entsteht ein weiches Verschwimmen der Ränder, schmale
Grenzen zwischen je zwei Farben, wo sie sich mit-
einander zu vermischen scheinen, weil die Ausläufer
der beiden Mächte mit schmalen, kurzen Fingern in
das benachbarte Gebiet hinübergreifen.
Wundervoll sind die reinen Seidengewebe, an denen
sowohl Kette wie Schuß durch Binden gefärbt wurden
— man nennt sie Tjinde — mit ihren gesättigten
Farben, meist rotem Grund und geometrischen Blumen-
mustern. Es kommen aber auch Menschen- und
Tierfiguren vor, doch sind auch sie in geometrische
Formen gebracht, so daß man kaum an die Bedeutung
der Ornamente denkt.
Der Farbe das Übergewicht über die Formen zu geben,
dienen auch die Broschierungen von Seidenstoffen
mit Silber- und Goldfäden. Sei es, daß sie, über
die ganze Breite hingeführt, mit kurzen Pausen immer
wieder zwischen den bunten Farben auftauchen, sei
es, daß sie in einzelnen Effekten in einfarbigem Grunde
erscheinen. Der Glanz dient hier in erhöhtem Maß
dazu, die Aufdringlichkeit des Ornaments zu ver-
wischen.
Man denke sich diese Stoffe in die Schaufenster
unserer Läden. Wie würden sich daneben diese
Karo-, Schotten- und Kreismotive ausnehmen, die oft
mit so wenig Diskretion die Farben durch zu große
Ausdehnung der einzelnen Gebiete auseinanderhalten.
Man sollte an diesen Erzeugnissen eines lange ge-
schulten Farbensinnes lernen, wie nur der schnelle
Wechsel beschränkter Farbengebiete eine Mischung
der Bestandteile zuwege bringt. Wie ein geschlosse-
ner Ton, an dem viele Elemente miteinander teil-
haben, die Augen am befriedigendsten berührt. Wie