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NIEDERLÄNDISCH-INDISCHE KUNST
Bänder nach einem bestimmten Gesetz, so ist das Or-
nament da.
Die Mattengeflechte, die in Niederländisch-Indien
als Fußbodenbelag und zur Bekleidung der Haus-
wände gebraucht werden, betonen die Musterungen
der Technik ausdrücklich. Es kommt sowohl Quer-
wie Diagonalgeflecht vor. Außerdem auch ein Ring-
geflccht, für flache Korbschalen, wo die Arbeit vom
Zentrum ausgehend die anfänglich enggedrängten
Bänder nach dem Rande zu immer loser auseinander
breitet. Endlich auch künstliche Verbände, wo
zwischen den Diagonalverschlingungen senk-
rechte Streifen durchgeführt werden. Die Ver-
zierungen der ausgestellten Matten waren aus-
schließlich aus gradlinig begrenzten Formen ent-
wickelt, wie sie aus der Aneinanderfügung klei-
ner Quadrate — der Kreuzungsstelle von je
zwei Flechtbändern — hervorgehen. Am Dia-
gonalgeflecht geschieht es zwanglos, daß auch
die Muster schräg über die
Fläche laufen. Sie bestehen
beispielsweise aus Reihen von
Quadraten, die sich mit den
Ecken berühren.
Hier tritt nun zweifarbiges
Material in Wirksamkeit. Die
ursprüngliche, beständige aber
mühsame Methode des Färbens
soll in Schlammbädern der
Bambusstreifen bestanden ha-
ben. Auch wird in manchen
Gegenden Ikatfärberei für das
Flechtmaterial angewendet.
Neuerdings aber wird geklagt,
daß auch in jene Weltecke die
gefährliche Bequemlichkeit der
Anilinfarben ihren Einzug hält.
Abgesehen hiervon sagen die
Kenner, daß die indischen In-
seln sich noch einer ungestör-
ten Pflege solider Traditionen
erfreuen, und daß darum die
Leistungen auch bis in die
neue Zeit hinein noch gute
sind.
Ebenso wichtig wie die fried-
lichem Gebrauch im Hause be-
stimmten Erzeugnisse der We-
berei und Flechterei ist jenen
kriegerischen Stämmen die Me-
tallbearbeitung, besonders die Waffenschmiedekunst. Sie
soll auf Malakka seit dem 12. Jahrhundert unter
chinesischem Einfluß geübt worden sein, im 13. Jahr-
hundert wäre durch Araber die Technik des Damas-
zierens eingeführt. So sieht man auf den meisten
wertvollen alten Klingen diese an Holzmaserzeichnung
erinnernden silberhellen Adern im schwärzlichen Stahl,
auch kommen Goldtauschungen auf der Fläche der
Klinge vor. Ihrer Form nach unterscheidet man
Lanzen, deren messerähnliche Spitzen aus einem
häufig vergoldeten Ornament, etwa einer Drachen-
WAJANOLAMPE, MESSING. AUFSATZ MIT
GARUDAFLÜGELN UND SCHWEIF
gestalt, herauswachsen. Eine Metallhülse vermittelt
die Befestigung an dem Holzschaft, ferner den Dolch,
Kris genannt, und schließlich den Wedung, eine Art
Hackmesser, das die Höflinge als ein Zeichen der
Ergebenheit gegen den Herrscher tragen, um anzu-
deuten, daß sie bereit seien, Gras für seine Pferde
zu schneiden. Endlich sind die längeren und brei-
teren Schwerter zu erwähnen, welche in Atjeh zur
Kopfjagd verwendet werden.
Die Waffensammlung ist eine besonders prächtige
Abteilung der Ausstellung, sowohl was den
Kunstwert, als was das prunkvolle Material an-
betrifft. Die Königin von Holland hat kostbare
Stücke ihrer Sammlung hergeliehen. Eindrucks-
voll und zweckmäßig ist die Form des Kris.
Er wird im Gürtel hängend getragen. Daher
dient eine kahnförmige Erweiterung der Schei-
denöffnung, um die Waffe an ihrer Stelle fest-
zuhalten. Die Scheiden pflegen kunstvoll aus
Holz geschnitten zu sein; oft
besteht die eigentliche Um-
hüllung des Dolches aus Na-
turholz, während die bauchig
ausladende obere Mündung
fein poliert ist. Diesem er-
weiterten Gehäuse entspricht
die nach dem Griff etwas zu-
nehmende Verbreiterung der
Schneide, die durch Zacken-
ränder besonders betont wird.
Der Griff besteht häufig in
einer reich verzierten, mit far-
bigen Steinen von rundlichem
Schliff und mit Brillanten be-
setzten menschlichen Figur.
Doch kommen auch Tierfigu-
ren vor. An einem Dolch fand
sich ein elfenbeinerner Papa-
geienkopf.
Auch die Bearbeitung des
Goldes und Silbers sowie der
Bronze und des Messings
stehen auf hoher Stufe. Als
Verzierungsmethoden kommen
Gravierung, Treibarbeit und
Filigran vor. Das letztere
wird durch eine eigentüm-
liche Färbemethode gehoben.
Durch eine Ätzung, bei der
Zitronensäure, Schwefel und
Salzwasser eine Rolle spielen, wird die Fläche, auf
der die Metallverzierungen angebracht werden, purpur-
rot gefärbt. Doch scheint diese Patina nicht beson-
ders dauerhaft zu sein. Die Ornamentierung teilt
mit der indischen und chinesischen die gedrängte An-
ordnung, so daß die Oberflächen als Ganzes eine
krause Helldunkelwirkung zeigen, ohne daß die Einzel-
formen recht zum Bewußtsein kämen, obgleich indische
Pflanzenformen und einheimische Tiergestalten darin
mit geometrischen Gebilden und Nachahmungen der
Schattenspielpuppen wechseln. Schmelzverzierung
NIEDERLÄNDISCH-INDISCHE KUNST
Bänder nach einem bestimmten Gesetz, so ist das Or-
nament da.
Die Mattengeflechte, die in Niederländisch-Indien
als Fußbodenbelag und zur Bekleidung der Haus-
wände gebraucht werden, betonen die Musterungen
der Technik ausdrücklich. Es kommt sowohl Quer-
wie Diagonalgeflecht vor. Außerdem auch ein Ring-
geflccht, für flache Korbschalen, wo die Arbeit vom
Zentrum ausgehend die anfänglich enggedrängten
Bänder nach dem Rande zu immer loser auseinander
breitet. Endlich auch künstliche Verbände, wo
zwischen den Diagonalverschlingungen senk-
rechte Streifen durchgeführt werden. Die Ver-
zierungen der ausgestellten Matten waren aus-
schließlich aus gradlinig begrenzten Formen ent-
wickelt, wie sie aus der Aneinanderfügung klei-
ner Quadrate — der Kreuzungsstelle von je
zwei Flechtbändern — hervorgehen. Am Dia-
gonalgeflecht geschieht es zwanglos, daß auch
die Muster schräg über die
Fläche laufen. Sie bestehen
beispielsweise aus Reihen von
Quadraten, die sich mit den
Ecken berühren.
Hier tritt nun zweifarbiges
Material in Wirksamkeit. Die
ursprüngliche, beständige aber
mühsame Methode des Färbens
soll in Schlammbädern der
Bambusstreifen bestanden ha-
ben. Auch wird in manchen
Gegenden Ikatfärberei für das
Flechtmaterial angewendet.
Neuerdings aber wird geklagt,
daß auch in jene Weltecke die
gefährliche Bequemlichkeit der
Anilinfarben ihren Einzug hält.
Abgesehen hiervon sagen die
Kenner, daß die indischen In-
seln sich noch einer ungestör-
ten Pflege solider Traditionen
erfreuen, und daß darum die
Leistungen auch bis in die
neue Zeit hinein noch gute
sind.
Ebenso wichtig wie die fried-
lichem Gebrauch im Hause be-
stimmten Erzeugnisse der We-
berei und Flechterei ist jenen
kriegerischen Stämmen die Me-
tallbearbeitung, besonders die Waffenschmiedekunst. Sie
soll auf Malakka seit dem 12. Jahrhundert unter
chinesischem Einfluß geübt worden sein, im 13. Jahr-
hundert wäre durch Araber die Technik des Damas-
zierens eingeführt. So sieht man auf den meisten
wertvollen alten Klingen diese an Holzmaserzeichnung
erinnernden silberhellen Adern im schwärzlichen Stahl,
auch kommen Goldtauschungen auf der Fläche der
Klinge vor. Ihrer Form nach unterscheidet man
Lanzen, deren messerähnliche Spitzen aus einem
häufig vergoldeten Ornament, etwa einer Drachen-
WAJANOLAMPE, MESSING. AUFSATZ MIT
GARUDAFLÜGELN UND SCHWEIF
gestalt, herauswachsen. Eine Metallhülse vermittelt
die Befestigung an dem Holzschaft, ferner den Dolch,
Kris genannt, und schließlich den Wedung, eine Art
Hackmesser, das die Höflinge als ein Zeichen der
Ergebenheit gegen den Herrscher tragen, um anzu-
deuten, daß sie bereit seien, Gras für seine Pferde
zu schneiden. Endlich sind die längeren und brei-
teren Schwerter zu erwähnen, welche in Atjeh zur
Kopfjagd verwendet werden.
Die Waffensammlung ist eine besonders prächtige
Abteilung der Ausstellung, sowohl was den
Kunstwert, als was das prunkvolle Material an-
betrifft. Die Königin von Holland hat kostbare
Stücke ihrer Sammlung hergeliehen. Eindrucks-
voll und zweckmäßig ist die Form des Kris.
Er wird im Gürtel hängend getragen. Daher
dient eine kahnförmige Erweiterung der Schei-
denöffnung, um die Waffe an ihrer Stelle fest-
zuhalten. Die Scheiden pflegen kunstvoll aus
Holz geschnitten zu sein; oft
besteht die eigentliche Um-
hüllung des Dolches aus Na-
turholz, während die bauchig
ausladende obere Mündung
fein poliert ist. Diesem er-
weiterten Gehäuse entspricht
die nach dem Griff etwas zu-
nehmende Verbreiterung der
Schneide, die durch Zacken-
ränder besonders betont wird.
Der Griff besteht häufig in
einer reich verzierten, mit far-
bigen Steinen von rundlichem
Schliff und mit Brillanten be-
setzten menschlichen Figur.
Doch kommen auch Tierfigu-
ren vor. An einem Dolch fand
sich ein elfenbeinerner Papa-
geienkopf.
Auch die Bearbeitung des
Goldes und Silbers sowie der
Bronze und des Messings
stehen auf hoher Stufe. Als
Verzierungsmethoden kommen
Gravierung, Treibarbeit und
Filigran vor. Das letztere
wird durch eine eigentüm-
liche Färbemethode gehoben.
Durch eine Ätzung, bei der
Zitronensäure, Schwefel und
Salzwasser eine Rolle spielen, wird die Fläche, auf
der die Metallverzierungen angebracht werden, purpur-
rot gefärbt. Doch scheint diese Patina nicht beson-
ders dauerhaft zu sein. Die Ornamentierung teilt
mit der indischen und chinesischen die gedrängte An-
ordnung, so daß die Oberflächen als Ganzes eine
krause Helldunkelwirkung zeigen, ohne daß die Einzel-
formen recht zum Bewußtsein kämen, obgleich indische
Pflanzenformen und einheimische Tiergestalten darin
mit geometrischen Gebilden und Nachahmungen der
Schattenspielpuppen wechseln. Schmelzverzierung