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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

DOI Artikel:
Stöffler, Wilhelm: Kunst und Industrie: Rede auf dem III. deutschen Kunstgewerbetage
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0047

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KUNST UND INDUSTRIE

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Endlich wäre mit dem denkbar größten Nachdruck
von den Schulaufsichtsbehörden der von hoher Weisheit
zeugende Erlaß der Königl. Preußischen Unterrichtsver-
waltung vom 15. Dezember 1904 durchzusetzen, in wel-
chem es heißt:

»Die in den Schulwerkstätten erzeugten Gegen-
stände dürfen nicht in der Weise veräußert werden,
»daß daraus dem Handwerk oder der Industrie ein
»Wettbewerb erwächst. Sie können den Anfertigern
»gegen entsprechenden Entgelt, der zum mindesten
»den Materialwert zu decken hat, überlassen, der
»Schulsammlung einverleibt, oder anderen Anstalten
»für deren Sammlungen oder als Unterrichtsmaterial
»gegen Ersatz der Selbstkosten abgetreten werden.
Soll eine Veräußerung zu anderen als den vorer-
»wähnten Zwecken stattfinden, so ist diese nicht unter
»dem Marktwert zulässig und bedarf der Genehmigung
»der Schulvorstände.*

Den Lehrwerkstätten und deren Leitern ist damit
ganz unverhohlen gesagt, daß die idealen Aufgaben, zu
deren Pflege sie berufen sind, mit den Praktiken des Ge-
schäftemachens nicht im geringsten in Einklang stehen,
ja sich gegenseitig geradezu ausschließen.





Dagegen erweitert der Erlaß durch seinen Hinweis
auf die Verwendung der künstlerischen Produkte zu Lehr-
und Sammlungszwecken an anderen Anstalten den Wirkungs-
kreis der Fachlehrer und ihrer Anstalten und erhöht damit
den idealen Wert ihres Schaffens um ein ganz bedeutendes
Stück.

Der Fachlehrer tritt damit heraus aus dem relativ kleinen
Kreis seiner Wirksamkeit — begibt sich in den Wettbewerb
mit den tüchtigsten seiner Kollegen und ist auf dem
Wege: aus einem Lehrer seiner Fachschule oder Klasse zu
einem Meister des ganzen Faches, zu einem Bahnbrecher
des Fortschrittes zu werden, dessen Namen man allent-
halben mit Ehrerbietung und Dankbarkeit nennt.

Diese hochbedeutsame Erweiterung der Wirkungs-
sphäre ist durchaus keine Zukunftsmusik, zu welchen erst
die Instrumente erfunden werden müßten.

In unseren Kunstgewerbevereinen und Museen besitzen wir
die naturgemäßen Träger solcher Wirksamkeit. Es wird sich
nur darum handeln, ihr Programm zu erweitern nach der
Richtung ihrer erziehlichen Aufgaben und der Erweiterung
ihres Arbeitsprogramms. Zu Beidem bieten der Verband







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QOLDBROSCHIERTE SEIDENOEWEBE. WEST-SUMATRA
Aus der indisch-niederländischen Kunstausstellung zu Krefeld
 
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