134 DIE NEUEREN ERWERBUNGEN EINIGER DEUTSCHEN KUNSTGEWERBEMUSEEN
so wird man gewahr, welch bedeutenden Zuwachs
an öffentlichem Kunstbesitz die Mainstadt gerade in
den letzten Jahren erhalten hat.
Den Kern der Sammlung Metzler bilden frühe
mittelalterliche Arbeiten. Ein Aquamanile in Form
eines Hahnes, deutscher Bronzeguß des 12. Jahrhunderts,
sei zuerst genannt. Dann einige Limousiner Gruben-
schmelzarbeiten. Vor allem ein vorzüglicher burgun-
discher Dornleuchter mit Wappen geziert, ein Werk
aus der Wende des 13. Jahrhunderts. Ein vortreff-
liches Stück ist auch ein Kupferbecken mit dem Tanz
der Salome und Engelhalbfiguren. Ihm schließen sich
an: eine Bischofsstabs-
krümme, eine Zierplatte,
eine Hostienpyxis. Weiter
hervorzuheben ein flandri-
sches Pectorale und ein
italienisches in Silber ge-
gossenes Rauchfaß. Das
wertvollste Objek dieser
Abteilung aber, in gewis-
sem Sinne das Herzstück
der ganzen Sammlung, ist
ein aus der Kollektion Mi-
Iani stammendes vergolde-
tes Bronzetriptychon mit
der geschnittenen Relief-
darstellung der Anbetung
der drei Könige und ge-
punzten Einzelfiguren,
rheinischeArbeit,umi40o.
Gut sind in der Samm-
lung auch frühe Elfenbein-
arbeiten vertreten durch
Diptychen des 14. Jahr-
hunderts, teils französi-
schen, teils italienischen
Ursprungs. Eine schöne
deutsche Rundskulptur
des 15. Jahrhunderts, An-
betung der Könige, muß
besonders genannt wer-
den.
Hier anschließend er-
wähnen wir zwei Grup-
pen der Metzlersammlung,
deren bedeutendste Ver-
treter noch der Spätgotik angehören: die Manuskripte
mit Miniaturen und das Limousiner Maleremail. Unter
den ersteren befindet sich ein Exemplar von beson-
derer Schönheit, ein aus der Hamilton-Kollektion
stammendes französisches Gebetbuch aus der Zeit
um 1500, mit 14 Minituren, 17 entzückenden
Randleisten und 1200 Initialen. In wunderbarer
Feinheit sind Szenen aus dem Leben Christi und
Maria, an Fouquet erinnernd, wiedergegeben. Die
Randornamente zeigen schwungvolles gotisierendes
Blattwerk mit Blümchen, Beeren, Drolerien. Ein
deutsches Manuskript des 15. Jahrhunderts und ein
italienisches des 16. sind hier anzureihen. Auch ein
auf Pergament gedrucktes Buch befindet sich in der
MINIATUR AUS EINEM MANUSKRIPT, FRANZOSISCH, UM 1500
Sammlung, ein livre d'heures, in Paris bei Gille
Couteau im Jahre 1513 gedruckt und mit größeren
Miniaturen geschmückt.
In der Gruppe der Limousiner Maleremails sind
jene frühen Werke bevorzugt, deren Entstehungszeit
in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts fallen.
Die vorhandenen Beispiele sind für den Stil dieser
Zeit sehr charakteristisch. Aus der Sammlung Spitzer
stammt eine sehr schöne Bildplatte mit der Anbetung
der Könige von Nardon Penicaud. Zwei weitere
Arbeiten sind dem Jean Penicaud I zuzuteilen. Auf
beiden Bildplatten gehen die Darstellungen auf deutsche
Vorbilder zurück. Eine
Platte mit dem Sünden-
fall ist nach Dürers Holz-
schnitt in der kleinen
Passion gemalt; eine große
Tafel mit der Leidensge-
schichte Christi nach ent-
sprechenden Holzschnitten
Dürers und Schäuffelins.
Voujcan Penicaud II rührt
eine kleine Platte mit der
Steinigung des hl. Stepha-
nus her, die durch eine
gotische vergoldete Bron-
zeumrahmung zu einer
Kußtafel ausgestaltet ist.
Inschriftlich hat diese ein
Kanonikus Jakobus Weise
von St. Gereon in Köln
im Jahre 1561 anfertigen
lassen. Die jüngere Art
der mehrfarbigen Schmelz-
malerei hat eine vollwer-
tige Vertretung in einem
kleinen achtseitigen Spie-
gel gefunden, dessen Rück-
seite eine von Suzanne de
Court gemalte mytholo-
gische Szene schmückt.
Die in der Sammlung
Metzler enthaltenen Edel-
metallarbeiten, Gefäße und
Geräte weltlichen Ge-
brauchs, geben einen Über-
blick über die vielgestalti-
gen Formen und Techniken der Goldschmiedekunst des
16. und 17. Jahrhunderts. Der Pokal in verschieden-
artiger Gestaltung, der Becher, die flache Schale auf
schlankem Fuß, der Humpen, die Gefäße in Form
von Tieren, die Trinkgefäße aus Kokosnüssen und
Elfenbein, ferner Ketten, Schmuck und silberne Buch-
einbände sind vertreten. Das hervorragendste Stück
ist eine flache Schale auf schön gegliedertem Fuß,
deren Boden mit einer äußerst fein getriebenen und
ziselierten figurenreichen Darstellung des Sommers
geschmückt ist. Sie ist ein Werk des Züricher
Meisters Abraham Gcßner (1552—1613).
Einen sehr beachtenswerten Bestandteil der Samm-
lung bilden die Gegenstände aus Schmiedeeisen. Ge-
so wird man gewahr, welch bedeutenden Zuwachs
an öffentlichem Kunstbesitz die Mainstadt gerade in
den letzten Jahren erhalten hat.
Den Kern der Sammlung Metzler bilden frühe
mittelalterliche Arbeiten. Ein Aquamanile in Form
eines Hahnes, deutscher Bronzeguß des 12. Jahrhunderts,
sei zuerst genannt. Dann einige Limousiner Gruben-
schmelzarbeiten. Vor allem ein vorzüglicher burgun-
discher Dornleuchter mit Wappen geziert, ein Werk
aus der Wende des 13. Jahrhunderts. Ein vortreff-
liches Stück ist auch ein Kupferbecken mit dem Tanz
der Salome und Engelhalbfiguren. Ihm schließen sich
an: eine Bischofsstabs-
krümme, eine Zierplatte,
eine Hostienpyxis. Weiter
hervorzuheben ein flandri-
sches Pectorale und ein
italienisches in Silber ge-
gossenes Rauchfaß. Das
wertvollste Objek dieser
Abteilung aber, in gewis-
sem Sinne das Herzstück
der ganzen Sammlung, ist
ein aus der Kollektion Mi-
Iani stammendes vergolde-
tes Bronzetriptychon mit
der geschnittenen Relief-
darstellung der Anbetung
der drei Könige und ge-
punzten Einzelfiguren,
rheinischeArbeit,umi40o.
Gut sind in der Samm-
lung auch frühe Elfenbein-
arbeiten vertreten durch
Diptychen des 14. Jahr-
hunderts, teils französi-
schen, teils italienischen
Ursprungs. Eine schöne
deutsche Rundskulptur
des 15. Jahrhunderts, An-
betung der Könige, muß
besonders genannt wer-
den.
Hier anschließend er-
wähnen wir zwei Grup-
pen der Metzlersammlung,
deren bedeutendste Ver-
treter noch der Spätgotik angehören: die Manuskripte
mit Miniaturen und das Limousiner Maleremail. Unter
den ersteren befindet sich ein Exemplar von beson-
derer Schönheit, ein aus der Hamilton-Kollektion
stammendes französisches Gebetbuch aus der Zeit
um 1500, mit 14 Minituren, 17 entzückenden
Randleisten und 1200 Initialen. In wunderbarer
Feinheit sind Szenen aus dem Leben Christi und
Maria, an Fouquet erinnernd, wiedergegeben. Die
Randornamente zeigen schwungvolles gotisierendes
Blattwerk mit Blümchen, Beeren, Drolerien. Ein
deutsches Manuskript des 15. Jahrhunderts und ein
italienisches des 16. sind hier anzureihen. Auch ein
auf Pergament gedrucktes Buch befindet sich in der
MINIATUR AUS EINEM MANUSKRIPT, FRANZOSISCH, UM 1500
Sammlung, ein livre d'heures, in Paris bei Gille
Couteau im Jahre 1513 gedruckt und mit größeren
Miniaturen geschmückt.
In der Gruppe der Limousiner Maleremails sind
jene frühen Werke bevorzugt, deren Entstehungszeit
in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts fallen.
Die vorhandenen Beispiele sind für den Stil dieser
Zeit sehr charakteristisch. Aus der Sammlung Spitzer
stammt eine sehr schöne Bildplatte mit der Anbetung
der Könige von Nardon Penicaud. Zwei weitere
Arbeiten sind dem Jean Penicaud I zuzuteilen. Auf
beiden Bildplatten gehen die Darstellungen auf deutsche
Vorbilder zurück. Eine
Platte mit dem Sünden-
fall ist nach Dürers Holz-
schnitt in der kleinen
Passion gemalt; eine große
Tafel mit der Leidensge-
schichte Christi nach ent-
sprechenden Holzschnitten
Dürers und Schäuffelins.
Voujcan Penicaud II rührt
eine kleine Platte mit der
Steinigung des hl. Stepha-
nus her, die durch eine
gotische vergoldete Bron-
zeumrahmung zu einer
Kußtafel ausgestaltet ist.
Inschriftlich hat diese ein
Kanonikus Jakobus Weise
von St. Gereon in Köln
im Jahre 1561 anfertigen
lassen. Die jüngere Art
der mehrfarbigen Schmelz-
malerei hat eine vollwer-
tige Vertretung in einem
kleinen achtseitigen Spie-
gel gefunden, dessen Rück-
seite eine von Suzanne de
Court gemalte mytholo-
gische Szene schmückt.
Die in der Sammlung
Metzler enthaltenen Edel-
metallarbeiten, Gefäße und
Geräte weltlichen Ge-
brauchs, geben einen Über-
blick über die vielgestalti-
gen Formen und Techniken der Goldschmiedekunst des
16. und 17. Jahrhunderts. Der Pokal in verschieden-
artiger Gestaltung, der Becher, die flache Schale auf
schlankem Fuß, der Humpen, die Gefäße in Form
von Tieren, die Trinkgefäße aus Kokosnüssen und
Elfenbein, ferner Ketten, Schmuck und silberne Buch-
einbände sind vertreten. Das hervorragendste Stück
ist eine flache Schale auf schön gegliedertem Fuß,
deren Boden mit einer äußerst fein getriebenen und
ziselierten figurenreichen Darstellung des Sommers
geschmückt ist. Sie ist ein Werk des Züricher
Meisters Abraham Gcßner (1552—1613).
Einen sehr beachtenswerten Bestandteil der Samm-
lung bilden die Gegenstände aus Schmiedeeisen. Ge-