DIE NEUEREN ERWERBUNGEN EINIGER DEUTSCHEN KUNSTGEWERBEMUSEEN 137
Der Humpen ist datiert 1577 und trägt
die Marke C. P. Die beiden anderen
weisen die Jahreszahlen 1664 und 1685
auf. Unter den Humpen mit Besteller-
porträts steht einer mit drei Musikanten
in Zeittracht an erster Stelle. Ein merk-
würdiges Stück ist ein violettes Henkel-
glas, an welchem als Schmuck vergol-
dete Glaskügelchen angesetzt sind, eine
böhmische Arbeit des 17. Jahrhunderts.
Im Reichenberger Museum befindet sich
ein Gegenstück zu diesem. Schaper-
gläser fehlen in der Sammlung ebenso-
wenig wie Goldzwischengläser. Der
Glasschnitt ist vertreten durch drei deut-
sche Pokale, von denen zwei Potsdamer
Erzeugnisse sind, sowie durch einen
kleinen Becher mit reizvollem Laub- und
Bändel werkmuster.
Aus den Venezianer Gläsern der
Sammlung seien nur zwei Stücke hervor-
gehoben: ein Pokal des 16. Jahrhunderts
mit Gold und farbigen Schmelzperlen
geziert, von besonders edler Formbehandlung, und
eine große Schüssel in der entwickelten Technik des
Fadenglases. Nicht zu übergehen sind dann zwei italie-
nische Medaillons mit kunstvollster Hinterglasmalerei.
Auch antike römische Gläser hat Metzler gesammelt.
Dagegen brachte der Ankauf dem
Museum keinerlei größere Möbel zu.
Nur ein deutsches Lesepult aus dem
16. Jahrhundert mit Holz-, Elfenbein-
und Perlmuttereinlagen und auf Elfen-
bein gravierten Darstellungen nach
Virgil Solis muß hier erwähnt werden.
Einen beträchtlichen Zuwachs er-
hielt die Textiliensammlung des Mu-
seums; ebenso die japanische Abtei-
lung und zwar an keramischen Er-
zeugnissen, Lackarbeiten und Schwert-
stichblättern. Allerdings reichen diese
beiden Gruppen im Einzelwerte der
Objekte nicht an die übrigen in der
Sammlung vertretenen heran.
Aus dieser gedrängten Übersicht
über den Inhalt der Metzler-Samm-
lung ist wohl ersichtlich, einewiegroße,
grundlegende Bedeutung die Erwer-
bung dieser Kollektion für das Mu-
seum hat. Es ist aber noch auf eine
weitere Bereicherung hinzuweisen, die
ein Jahr darauf dem Institute zuge-
kommen ist und ihm ein neues, bis-
lang noch gänzlich unvertretenes
Sammelgebiet zuführte.
Im Jahre 1905 schenkte eine An-
zahl Gönner dem Museum die Me-
daillen- und Plaketten-Sammlung des-
selben Frankfurter Sammlers, die
beim Ankauf der großen Kollektion
nicht miteinbezogen werden konnte.
Kunstgewerbeblatt. N. F. XVIII. H. 7
KL. RAERENER VEXIERKRUO
1585
durch die
Ausstellung
KOLNER SCHNELLE. UM 15Ö0
Diese Schenkung ist eine der wertvoll-
sten seit Bestehen des Museums. In
sorgfältiger Zusammenstellung gibt die
Kollektion — 196 Inventarnummern um-
fassend — einen vollwertigen Überblick
über die Entwicklung der Medaillen-
kunst in der Renaissance. Ihr spezieller
Wert fußt in der Gruppe der deutschen
Medaillen, wegen der Güte und Selten-
heit der Exemplare. Herrliche Schöp-
fungen des italienischen Quattrocento und
Cinquecento kommen hierzu, wie auch
sehr gute niederländische Medaillen. Ita-
lienische und deutsche Plaketten schlie-
ßen die Sammlung ab.
Dieser Schenkung steht im selben
Jahre ein bedeutender Ankauf gegenüber,
der ebenfalls eine wichtige Bereicherung
auf einem umgrenzten Gebiete bedeutet.
Das Museum hat einen Teil der Mei-
ßener Porzellane aus dem Besitze von
Geheimrat Lüders in Berlin erworben,
den Bestandteil einer Kollektion, welche
im gleichen Jahr veranstaltete Berliner
europäischen Porzellans weiten Kreisen
bekannt geworden ist. In das Museum sind 52 aus-
gewählte Stücke gekommen. Mit Ausnahme einer
kleinen Pagodenfigur aus der Frühzeit Meißens um-
faßt die Sammlung nur Gefäße und
Geräte. Neben ältesten Arbeiten mit
plastischem Ornament treten vorzüg-
liche Stücke mit Goldmalerei; dann
Gefäße mit bunter »indianischer«
Malerei nach japanischen und chine-
sischen Vorbildern, ferner solche mit
feinster Chinoiseriebemalung aus der
Heroldschen Periode der Manufaktur,
schließlich Gefäße mit Landschaften
und Jagddarstellungen. Einige Stücke
mit farbigen Fonds sind besonders
eindrucksvoll. Auch die Rokokoperiode
hat durch sehr typische Beispiele er-
wünschte Vertretung gefunden. Als
hervorzuhebende Einzelstücke seien
zwei große Kirchenleuchter mit Gold-
malerei und farbigem kaiserlichen
Wappen genannt, die sich eng an
eine im kunsthistorischen Hofmuseum
zu Wien befindliche Altargarnitur an-
schließen.
Zu all dem kamen verschiedene im
Kunsthandel, auf Auktionen oder direkt
erworbene Einzelobjekte— soweit dies
die leider sehr geringen laufenden
Mittel des Museums zuließen. Nur
einiges kann in dieser Übersicht ge-
nannt werden. So ein edler Kruzifixus,
aus Birnbaumholz geschnitzt, eine be-
zeichnete Arbeit /. P. Melchiors vom
Jahre 1768, ferner ein interessantes ita-
lienisches Eisenkästchen des 17. Jahr-
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Der Humpen ist datiert 1577 und trägt
die Marke C. P. Die beiden anderen
weisen die Jahreszahlen 1664 und 1685
auf. Unter den Humpen mit Besteller-
porträts steht einer mit drei Musikanten
in Zeittracht an erster Stelle. Ein merk-
würdiges Stück ist ein violettes Henkel-
glas, an welchem als Schmuck vergol-
dete Glaskügelchen angesetzt sind, eine
böhmische Arbeit des 17. Jahrhunderts.
Im Reichenberger Museum befindet sich
ein Gegenstück zu diesem. Schaper-
gläser fehlen in der Sammlung ebenso-
wenig wie Goldzwischengläser. Der
Glasschnitt ist vertreten durch drei deut-
sche Pokale, von denen zwei Potsdamer
Erzeugnisse sind, sowie durch einen
kleinen Becher mit reizvollem Laub- und
Bändel werkmuster.
Aus den Venezianer Gläsern der
Sammlung seien nur zwei Stücke hervor-
gehoben: ein Pokal des 16. Jahrhunderts
mit Gold und farbigen Schmelzperlen
geziert, von besonders edler Formbehandlung, und
eine große Schüssel in der entwickelten Technik des
Fadenglases. Nicht zu übergehen sind dann zwei italie-
nische Medaillons mit kunstvollster Hinterglasmalerei.
Auch antike römische Gläser hat Metzler gesammelt.
Dagegen brachte der Ankauf dem
Museum keinerlei größere Möbel zu.
Nur ein deutsches Lesepult aus dem
16. Jahrhundert mit Holz-, Elfenbein-
und Perlmuttereinlagen und auf Elfen-
bein gravierten Darstellungen nach
Virgil Solis muß hier erwähnt werden.
Einen beträchtlichen Zuwachs er-
hielt die Textiliensammlung des Mu-
seums; ebenso die japanische Abtei-
lung und zwar an keramischen Er-
zeugnissen, Lackarbeiten und Schwert-
stichblättern. Allerdings reichen diese
beiden Gruppen im Einzelwerte der
Objekte nicht an die übrigen in der
Sammlung vertretenen heran.
Aus dieser gedrängten Übersicht
über den Inhalt der Metzler-Samm-
lung ist wohl ersichtlich, einewiegroße,
grundlegende Bedeutung die Erwer-
bung dieser Kollektion für das Mu-
seum hat. Es ist aber noch auf eine
weitere Bereicherung hinzuweisen, die
ein Jahr darauf dem Institute zuge-
kommen ist und ihm ein neues, bis-
lang noch gänzlich unvertretenes
Sammelgebiet zuführte.
Im Jahre 1905 schenkte eine An-
zahl Gönner dem Museum die Me-
daillen- und Plaketten-Sammlung des-
selben Frankfurter Sammlers, die
beim Ankauf der großen Kollektion
nicht miteinbezogen werden konnte.
Kunstgewerbeblatt. N. F. XVIII. H. 7
KL. RAERENER VEXIERKRUO
1585
durch die
Ausstellung
KOLNER SCHNELLE. UM 15Ö0
Diese Schenkung ist eine der wertvoll-
sten seit Bestehen des Museums. In
sorgfältiger Zusammenstellung gibt die
Kollektion — 196 Inventarnummern um-
fassend — einen vollwertigen Überblick
über die Entwicklung der Medaillen-
kunst in der Renaissance. Ihr spezieller
Wert fußt in der Gruppe der deutschen
Medaillen, wegen der Güte und Selten-
heit der Exemplare. Herrliche Schöp-
fungen des italienischen Quattrocento und
Cinquecento kommen hierzu, wie auch
sehr gute niederländische Medaillen. Ita-
lienische und deutsche Plaketten schlie-
ßen die Sammlung ab.
Dieser Schenkung steht im selben
Jahre ein bedeutender Ankauf gegenüber,
der ebenfalls eine wichtige Bereicherung
auf einem umgrenzten Gebiete bedeutet.
Das Museum hat einen Teil der Mei-
ßener Porzellane aus dem Besitze von
Geheimrat Lüders in Berlin erworben,
den Bestandteil einer Kollektion, welche
im gleichen Jahr veranstaltete Berliner
europäischen Porzellans weiten Kreisen
bekannt geworden ist. In das Museum sind 52 aus-
gewählte Stücke gekommen. Mit Ausnahme einer
kleinen Pagodenfigur aus der Frühzeit Meißens um-
faßt die Sammlung nur Gefäße und
Geräte. Neben ältesten Arbeiten mit
plastischem Ornament treten vorzüg-
liche Stücke mit Goldmalerei; dann
Gefäße mit bunter »indianischer«
Malerei nach japanischen und chine-
sischen Vorbildern, ferner solche mit
feinster Chinoiseriebemalung aus der
Heroldschen Periode der Manufaktur,
schließlich Gefäße mit Landschaften
und Jagddarstellungen. Einige Stücke
mit farbigen Fonds sind besonders
eindrucksvoll. Auch die Rokokoperiode
hat durch sehr typische Beispiele er-
wünschte Vertretung gefunden. Als
hervorzuhebende Einzelstücke seien
zwei große Kirchenleuchter mit Gold-
malerei und farbigem kaiserlichen
Wappen genannt, die sich eng an
eine im kunsthistorischen Hofmuseum
zu Wien befindliche Altargarnitur an-
schließen.
Zu all dem kamen verschiedene im
Kunsthandel, auf Auktionen oder direkt
erworbene Einzelobjekte— soweit dies
die leider sehr geringen laufenden
Mittel des Museums zuließen. Nur
einiges kann in dieser Übersicht ge-
nannt werden. So ein edler Kruzifixus,
aus Birnbaumholz geschnitzt, eine be-
zeichnete Arbeit /. P. Melchiors vom
Jahre 1768, ferner ein interessantes ita-
lienisches Eisenkästchen des 17. Jahr-
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