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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Trenkwald, Hermann: Die neueren Erwerbungen einiger deutschen Kunstgewerbemuseen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0149

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DIE NEUEREN ERWERBUNGEN EINIGER DEUTSCHEN KUNSTGEWERBEMUSEEN 141

Kunstgewerbliche Museen aber bedeuten heute auf
dem Gebiete des Kunsthandwerks dasselbe, was auf
dem Gebiete der Malerei und Plastik die Galerien.
Aus »Vorbildersammlungen« für Kunsthandwerker
und Schüler sind in fortschreitender Entwickelung
Bildungsanstalten allgemeinerer Natur geworden, so
daß heute beide Institute umfassende, auf wissenschaft-
licher Grundlage ausgestaltete, ästhetische Bildungs-
mittel abgeben.

Da reicht eine technologische Anordnung der
Sammlungen nicht mehr aus. Man greift zur stil-
geschichtlichen, sucht mit dem Bestände des Museums
den Stilcharakter einer Zeitperiode zu einem harmo-
nischen Gesamteindruck herauszuarbeiten. Der Einzel-
gegenstand kommt hierbei in seine ihm entsprechende
zeitcharakteristische Umgebung.

Im Frankfurter Museum sind jetzt nur mehr zwei
Abteilungen in systematisch-technischer Anordnung
belassen: die Textilien und die Metallarbeiten; nicht
in solcher Starrheit des Prinzips freilich, daß nicht
auch in die chronologisch aneinander gereihten stil-
geschichtlichen Gruppen, in welche der übrige Be-
stand aufgeteilt wurde, ausgewählte Stücke beider
Gattungen herübergenommen wären.

Bei der Aufstellung selbst hat man sich eine
strenge Sachlichkeit zum Prinzip gemacht. Man be-
ließ den Räumen den Charakter von Austellungssälen
und sah von jeder weitergehenden architektonischen
Ausgestaltung ab. Man sorgte dafür, daß die Objekte
weder durch ein Übermaß von Dekoration erdrückt,
noch aus Rücksicht auf ein »malerisches« Gesamtbild
um ihre individuelle Sprache gebracht würden.

Wandbespannung — zumeist einfarbige Gewebe
— Schauschränke und sonstige Ausstattung lassen
nur andeutungsweise die Sonderart der betreffenden
Stilperioden anklingen. Beim Beschauer soll bloß
eine den Objekten entsprechende Begleitempfindung
wachgerufen werden, fähig, den künstlerischen Wert
der Gegenstände zu heben, ihre Zusammengehörigkeit,
ihre Sprache zu erläutern.

Jeder Saal ist möglichst scharf individualisiert.
Nirgends aber ist der Charakter eines Museums
direkter Interieurwirkung zuliebe aufgegeben. Eine
freie, nicht gedrängte Aufstellung, deren Struktur mit
in die Charakterisierungsmomente einer Stilperiode
einbezogen ist, sucht dem Genuß und dem Behagen
des Besuchers entgegenzukommen.

HERMANN VON TRENK.WALD.

EISENKÄSTCHEN, TAUSCHIERT. ITALIEN 17. JAHRH.
 
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